Frühjahrs-Blütenmeer im Auwald
Frühjahrs-Blütenmeer im Auwald – Vielfalt der Biotope in der Stadt Ingolstadt
Kartierung wertvoller Lebensräume in Ingolstadt geht ins zweite Jahr
Im Auftrag der Stadt Ingolstadt und unter fachlicher Leitung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) nehmen Fachleute seit vergangenem Frühjahr die Naturschätze in der Stadt unter die Lupe. Zum Start der diesjährigen Geländearbeiten informierten sich heute Vertreter der Naturschutzbehörde der Stadt Ingolstadt und des Bayerischen Landesamtes für Umwelt über den Fortgang der Arbeiten. Bereits 40 Prozent der Stadtfläche hat das Kartierteam im vergangenen Jahr untersucht. Schwerpunkt war der Norden des Stadtgebietes mit seinen artenreichen Wiesen, Parks, Stadtbäumen und Gehölzen. In diesem Sommerhalbjahr folgen die restlichen 60 Prozent insbesondere in der Mitte und im Süden der Stadt.
Die Kartiererin und der Kartierer zeigten rund um das Naherholungsgebiet am Baggersee wertvolle Reste der typischen Auwaldbestände. Dort blühen zahlreiche Frühjahrsblumen wie Blaustern, Gelbe Anemone, Schuppenwurz und der seltene Märzenbecher. Ein echtes Naturschauspiel und ein wertvolles Element der Ingolstädter Stadtnatur. Die Auwälder entlang der Donau im Stadtgebiet Ingolstadt sind von überregionaler Bedeutung. Früh im Jahr gilt es die Bodenflora der Auwälder mit ihren Frühblühern zu erfassen, die bald wieder verschwunden sind. Nach einer kurzen Pause geht es, wenn die Wiesen aufwachsen und die Bäume grün sind, Anfang Mai mit der Kartierung weiter. Die Stadtbiotopkartierung wird im Wald nur in städtischen Wäldern flächendeckend tätig. Privatwald wird nur bis zu einer Größe von 0,5 Hektar erfasst.
Die Biotope in der Stadt Ingolstadt wurden erstmals 1986 kartiert. Das Wissen über die wertvollen Lebensräume wird nun zum zweiten Mal auf den neuesten Stand gebracht. „Der Aufbau grüner Strukturen zur Klimaanpassung und eines stadtweiten Biotopverbundes geschieht auf Grundlage der Biotope. Diese können sinnvoll vernetzt und Flächen sinnvoll angekauft oder entwickelt werden, wenn wir auf den bestehenden ökologisch wertvollen Flächen aufbauen“ erläutert Umweltbürgermeisterin Petra Kleine. Die Ergebnisse der Kartierung liegen voraussichtlich im Sommer 2023 vor. Rund 140.000 Euro stellen der Freistaat Bayern und die Stadt Ingolstadt gemeinsam für die Naturinventur in der Stadt zur Verfügung.
Gunhild Kastner-Mackes, die am LfU die Stadtbiotopkartierung betreut, unterstreicht die Bedeutung der Biotopkartierung: „Sie liefert der Stadt, den Naturschutzbehörden, Planungsbüros, Naturschutzverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen wichtige Informationen für die tägliche Arbeit.“ Die untere Naturschutzbehörde der Stadt Ingolstadt weist auf die Bedeutung für die Fortschreibung des Landschaftsplans, die Beurteilung von Bauvorhaben oder die Entwicklung und Umsetzung von Pflegemaßnahmen hin. Zudem können auf der Basis der aktualisierten Daten die naturnahe Bewirtschaftung und Pflege der Biotopflächen gezielt gefördert werden.
Weitere Informationen
Gemäß Art. 46 des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) ist das LfU für die landesweite Durchführung der Biotopkartierung zuständig. Die Biotopkartierung erfasst und beschreibt nach einem bayernweit einheitlichen Schema wertvolle Lebensräume, wie die nach § 30 und § 39 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder Art. 16 und 23 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen oder die Natura 2000-Lebensraumtypen. Sie liefert eine Bestandsaufnahme der wertvollen Flächen und der Pflanzenarten, die dort leben. Wiederholungskartierungen bringen die Daten auf den neuesten Stand. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse den Gemeinden und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Rund vier Prozent der Landesfläche Bayerns außerhalb der Alpen sind seit Beginn der Biotopkartierung als ökologisch wertvolle Lebensräume erfasst und beschrieben worden.
Die Naturschutzbehörde an der Stadtverwaltung Ingolstadt und das LfU stehen für weitere Auskünfte zur Verfügung. In der Stadtverwaltung liegt die neue Informationsbroschüre des LfU „Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren“ zur Information für alle Interessierten aus, Diese kann unter www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_nat_00374.htm auch bestellt werden.
Vertiefte Hintergrundinformationen zur Biotopkartierung sowie zu erfassten Biotopen finden Sie unter:
www.lfu.bayern.de/natur/biotopkartierung/
www.lfu.bayern.de/natur/fis_natur/fin_web
Bild: Blütenteppich – Foto: Ebertshäuser