„Von glücklichen Gesichtern zehrt jeder DJ“ – Daniel Melegi im Interview
„Von glücklichen Gesichtern zehrt jeder DJ“
Seit dem 5. März haben die Clubs wieder geöffnet: Der Ingolstädter DJ Daniel Melegi spricht über die Kultur, die Corona-Pandemie und wie er die vergangenen beiden Jahre erlebt hat
Herr Melegi, was haben Sie am meisten vermisst, als die Clubs zu waren?
Daniel Melegi: Ganz deutlich: glückliche Gesichter und das Tanzen. Von glücklichen Menschen zehrt jeder DJ. Das macht diesen Job so interessant und schön. Deshalb versucht ein DJ ja auch die Musik in diese Richtung zu lenken. Dazu haben mir persönlich die 10000 Schritte gefehlt, die ich tanze, wenn ich auflege (lacht). Und natürlich freue ich mich sehr, in den Clubs wieder zahlreiche Freunde und Bekannte zu treffen.
Seit dem 5. März haben die Clubs nun wieder geöffnet.
Melegi: Seither war vielerorts ein ähnliches Bild: Die Türen gingen auf und die ersten Gäste kamen freudig herein. Sie sagten zu mir: „Daniel, Ich freue mich so, endlich wieder zu tanzen.“ Einige standen dann bis zum frühen Morgen auf der Tanzfläche. Sie waren einfach nur da und haben getanzt und getanzt. Mit geschlossenen Augen haben sie sich der Musik und dem Flow hingegeben.
Hat sich die Szene verändert oder ist alles so wie vor der Corona-Pandemie?
Melegi: Am vergangenen Wochenende habe ich beispielsweise in Aichach auf der „Winterbeats Clubnacht“ und bei der 90er-Party in Ingolstadt aufgelegt. Bei beiden Locations habe ich keinen Unterschied zur Vor-Corona-Zeit festgestellt. Was wir allerdings merken: Wir erhalten viele positive Kommentare, persönlich, wie auch in den sozialen Medien. Die Leute würdigen es also, dass sie wieder feiern dürfen und lernen es auch zu schätzen, wenn man sich als Veranstalter entsprechend Mühe gibt.
Ist die Unbeschwertheit also wieder zurück?
Melegi: Diese ist auf jeden Fall wieder da – zumindest bei denen, die in die Clubs kommen. Wir wissen natürlich nicht, wieviele Leute nun wegen der Corona-Krise nicht mehr weggehen.
Wie sieht die Situation in den Clubs aus: Wird mehr auf Abstand gegangen?
Melegi: Wer in die Clubs oder in die Discos geht, weiß, worauf er sich einlässt. Es gibt natürlich Gäste, die noch den Abstand wahren. Diese befinden sich dann meist im Hintergrund. Auf der Tanzfläche bzw. vor dem DJ-Pult sind die Besucher, die auch vorher gerne in der Menge gefeiert haben oder auch Leute, die neu da sind und sich jetzt dort integrieren.
Wie hat sich die Coronakrise auf Sie als DJ ausgewirkt: Sind die Aufträge nun kurzfristiger?
Melegi: Unser Kalender ist bis Dezember gut gefüllt. Da ist alles dabei: die bekannten Events in renommierten Locations der Region, verschobene Hochzeiten und Geburtstage. Aber es gibt auch Lokalitäten, in denen wir früher gut vertreten waren, die sich nun Zeit nehmen und noch nichts konkretisieren wollen. Aus diversen Gründen: sei es Personalmangel, Angst zu einem Hotspot zu werden oder weil sie der aktuellen Corona-Situation noch nicht trauen.
Wie haben Sie die vergangenen beiden Jahre erlebt: Waren diese für Sie mental belastend oder haben Sie auch die Ruhe genießen können?
Melegi: Ich habe jeden Tag weiterhin Musik vorbereitet, sortiert und angehört. So war ich immer auf dem Laufenden. Wäre ich also von einem Tag auf den nächsten gebucht worden, hätte ich ohne Probleme die aktuellen Charts spielen können. Das heißt: Ich bin immer bei der Musik geblieben und hatte im vergangenen Jahr auch einige Livestreams. Privat habe ich das Kochen für mich als Hobby entdeckt. So gut wie fünfmal pro Woche habe ich Gerichte aus fremden Ländern oder mir unbesuchten deutschen Regionen gekocht. Reisen ins Ausland konnte man ja teilweise auch nicht. Über das Kochen konnte ich ein bisschen in fremde Suppenschüssel blicken.
Ab 20. März soll es weitere Lockerungen geben: Welche Hoffnungen haben Sie für dieses Jahr?
Melegi: Meine große Hoffnung ist, dass wir die Termine, die wir erstellt haben, nun realisieren können. Dazu zählen beispielsweise die Winterbeats in der Ingolstädter Saturn-Arena. Da erwarten wir wieder knapp 7000 Gäste. Da müssen wir bereits jetzt Flüge, Übernachtungen und DJs reservieren und buchen. Das bedeutet ein riesiger Aufwand. Wenn die Winterbeats wieder nicht stattfinden, wäre erneut alles umsonst gewesen. (tis)
Zur Person
Daniel Melegi ist Event-Veranstalter, DJ und Geschäftsführer vom „megazin Media Verlag“. Er lebt in Ingolstadt.
Ein Artikel der IN-direkt Print Ausgabe: https://issuu.com/in-direkt/docs/2022_kw_11_in-direkt-web