Pressegespräch der DGB Region Oberbayern zum Internationalen Frauentag
Pressegespräch zum Internationalen Frauentag
Ingolstadt, den 8.3.2022
„Seit Jahrhunderten kämpfen Frauen für ihre Rechte“, so Claudia Scheck von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). „111 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag ist die Forderung nach sozialer und politischer Gleichberechtigung von Frauen aktueller denn je.“ Sie wies darauf hin, dass Frauen im Durchschnitt täglich 1,5 Stunden mehr Sorgearbeit leisten würden als Männer. Dies bedeute wirtschaftliche Nachteile für Frauen, da sie häufiger in Teilzeit arbeiten würden, dadurch niedrigere Einkommen hätten und häufiger von Altersarmut bedroht wären. „Die Corona-Pandemie hat Mütter darüber hinaus so stark belastet, dass 19 Prozent der Frauen mit betreuungsbedürftigen Kindern ihre Arbeitszeit wegen der Kinderbetreuung verringert haben“, verwies Scheck auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Rund 900.000 Personen arbeiten im Sozial- und Erziehungsdienst, über 80 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, im Bereich Kita sogar 95 Prozent. Und noch immer verdienen Beschäftigte mit vergleichbaren Abschlüssen im Vergleich mit anderen Branchen weniger.
„Die drei „Ks“ Kinder, Küche, und Kirche haben ausgedient“, so Tamara Hübner von der Industriegewerkschaft Metall (IGM). „Beruf, Karriere und Vereinbarkeit sind heute angesagt, wenn es um die zukünftige Rolle der Frauen geht.“ Keine Frauengeneration sei so gut ausgebildet wie die der jungen Frauen heute: 57 Prozent der Studienberechtigten seien Frauen, 51,8 Prozent der Studienanfänger*innen an den Hochschulen und 51,7 Prozent der Absolvent*innen seien weiblich. Ein Thema, das Hübner wütend machte, war die Entgeltgleichheit. „Im Jahr 2121, also in genau 99 Jahren, werden wir Frauen bei den aktuel-len Entwicklungen so viel bekommen wie die Männer“, stellte Hübner fest und erklärte, dass zu diesem Ergebnis der Europäische Gewerkschaftsbund mit Bezugnahme auf Daten des Statistischen Amts der Europäischen Union kam. „Seit über 110 Jahren feiern wir also den Frauentag“, sagte Hübner. „Wir werden nicht nochmal so lange warten, bis wir gleich bezahlt werden!“
Gerlinde Beyer von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) wies auf die Problematik mit den Minijobs hin, die hauptsächlich von Frauen ausgeführt wurden. „Alle Tätigkeiten sollten ab dem ersten Euro sozialversicherungspflichtig versichert sein!“, for- derte sie. Ihre Kollegin Gabi Meissner, ebenfalls IG BAU, erwähnte, dass Adidas für seine rücksichtslose und diskriminierende Werbung die Rote Karte des DGB Bezirksfrauenausschusses Bayern erhalten hatte.
„In den Bereich der Bildungspolitik muss mehr investiert werden! Die im Bundestag beschlossenen 100 Milliarden für die Verteidigung, wären auch im Bildungsbereich mehr als notwendig“, forderte Gabi Gabler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eindringlich und berichtete von Schulen, die keine jungen „Nachwuchs“-Lehrer*innen mehr fanden. Im Bereich der Kitas ruft die Gewerkschaften GEW und Ver.di am 8. März zu einem Warnstreik auf. In der aktuellen Tarifrunde für die Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst geht es um bundesweit 230.000 Beschäftigte. Die Arbeitgeber haben ihre Chance verspielt, die überfällige Aufwertung mit den Gewerkschaften zu vereinbaren.
Bild: v.l.n.r. Gerlinde Bayer (IG BAU), Gabi Meissner (IG BAU), Claudia Scheck (ver.di), Gabi Gabler (GEW) und Tamara Hübner (IG Metall) – Foto: DGB Region Oberbayern