„Diskriminierung ist allgegenwärtig“ – Weltfrauentag am 8.März
„Diskriminierung ist allgegenwärtig“
Sarah Oppenländer und Julia Frank über den Weltfrauentag am 8. März, Gleichberechtigung und ihr Ingolstädter Startup „XX Empowerment“
Frau Frank, Frau Oppenländer, Männer werden immer noch bevorzugt: Wären Sie deshalb nicht lieber ein Mann?
Wenn Sie von Männern sprechen, dann meinen Sie wahrscheinlich heterosexuelle Männer. Männer, die als Mann geboren sind und sich auch so definieren. Da fängt aus unserer Sicht bereits die Problematik an. Viel zu oft bleiben wir in der Mann-Frau-Diskussion hängen. Diskriminierung richtet sich nicht nur alleine gegen Frauen – es richtet sich vor allem gegen Menschen, die nicht der „allgemein anerkannten Norm“ entsprechen. Und nun zu unserer Antwort: Nein, wir wären nicht lieber ein Mann.
Warum?
Vielmehr wünschen wir uns die bedingungslose Gleichberechtigung. Ganz unabhängig von jeglichen Persönlichkeitsmerkmalen.
Was können Frauen besser als Männer?
Das ist aus unserer Sicht keine Frage des biologischen Geschlechts. Jeder Mensch ist einzigartig. Und das ist auch gut so. Die Vielfalt macht am Ende des Tages den Unterschied. Eine Zutat alleine macht auch noch kein Gericht. Die Kombination von verschiedenen Zutaten hingegen erzeugt eine Geschmacksexplosion.
Ist es ein Armutszeugnis, dass es noch immer einen Weltfrauentag braucht, um auf die Gleichberechtigung hinzuweisen?
Ja ist es. Immer wieder begegnet uns das Argument: „Wir leben doch bereits in einer gleichberechtigten Welt.“ Das sehen wir anders. Denn Diskriminierung – in welcher Form auch immer – ist allgegenwärtig. Manchmal versteckt, manchmal ganz offen. Es scheint, dass das Thema Gleichberechtigung am häufigsten um den Weltfrauentag präsent ist und sonst deutlich weniger Beachtung findet. Es ist ein Armutszeugnis, dass an Tagen wie diesen die mediale Aufmerksamkeit besonders hoch ist, aber danach kaum etwas passiert. Das muss sich ändern.
Wenn wir die Gleichberechtigung als Marathonlauf sehen, wo stehen wir dann heute?
Wir haben in Sachen Gleichberechtigung noch nicht einmal die Hälfte der Strecke erreicht. Es ist noch ein weiter Weg. In Hinblick auf die Arbeitswelt bedeutet dies konkret: Es müssen Strukturen geschaffen werden, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Eltern gleichermaßen sowie Gehaltstransparenz ermöglichen.
Hat die Corona-Krise die Frauen noch stärker getroffen als die Männer?
Ja definitiv, da die fehlende Kinderbetreuung überwiegend von Frauen abgepuffert wurde. Das hat auch systematische Hintergründe. Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer und arbeiten häufiger in Teilzeit. Aus einem finanziellen Aspekt heraus war es also in vielen Haushalten relativ schnell klar, wer sich um Homeschooling & Co. kümmert.
Welche Wünsche haben Sie zum Weltfrauentag?
Dass alle mit anpacken und den Wert von einer gleichberechtigten Gesellschaft sehen. Und dass wir darüber nicht nur am Equal Pay Day sprechen.
Zu den Personen
„XX Empowerment“ wurde von Sarah Oppenländer (25) und Julia Frank (29) gegründet. Sie haben sich als Arbeitskolleginnen kennengelernt und 2019 gemeinsam das „Female Future Force“-Netzwerk in Ingolstadt aufgebaut, bevor sie 2020 mit „XX Empowerment“ gestartet sind.
Das ist „XX Empowerment“
Gründung: Das „Social & Education“-Startup wurde im März 2020 von Sarah Oppenländer und Julia Frank in Ingolstadt gegründet.
Idee: „XX Empowerment“ ist ein „Social & Education“-Startup, das Menschen einen einfachen Zugang zu den Themen Diversität und Inklusion bietet.
Ziele: Das Ziel von „XX Empowerment“ ist es, ein antidiskriminierendes Bewusstsein zu fördern und ein gleichberechtigtes Miteinander zu schaffen.
Angebote: Mit Bildungsformaten wie „Ich, du, wir – das Malbuch für mehr Vielfalt und eine stärkere Persönlichkeit.” will das Startup ein diverses und inklusives Denken bei Kindern fördern. Zusätzlich dazu gehen sie dieses Jahr einen Schritt weiter und bauen ihren Onlineshop aus und bieten weitere Produkte von Unternehmen an, die verantwortungsvoll denken und handeln.
Einnahmen: Das Unternehmen finanziert sich aus Eigenkapital, Produktverkäufen und Events. Mit einem Teil der Verkaufserlöse unterstützen Sarah Oppenländer und Julia Frank auch andere Projekte. 2021 konnten sie drei Projekte mit Hilfe der „XX Empowerment“-Community fördern.
Ein Artikel aus der IN-direkt Print Ausgabe. https://issuu.com/in-direkt/docs/2022_kw_09_in-direkt-web
Bild: Wünschen sich bedingungslose Gleichberechtigung: Sarah Oppenländer und Julia Frank