Die Kammerspiel- Debatte: Pro
Pro „Kammerspiele an der Schutterstraße“
Knut Weber, Intendant des Stadttheaters Ingolstadt, nimmt Stellung
Seit über 10 Jahren ist die notwendige Generalsanierung des Stadttheaters in der Diskussion. Festsaal, Bühnentechnik, Elektrik, Leitungen, Lüftung, Bausubstanz – die Zeit für die notwendige Sanierung läuft ab.
Das derzeitige Kleine Haus ist nicht nur hygienisch für Publikum und Theatermacher*innen eine Zumutung. Das Bestechende am Ingolstädter Weg ist die Lösung beider Probleme durch einen Neubau, der während der Generalsanierung Ersatz ist für den Hämer-Bau und nach der Sanierung als Neues Kleines Haus erhalten bleibt. Es ist also kein zusätzlicher Theaterbau, sondern ein Ersatz für das Kleine Haus. Dieses Neue Kleine Haus wird ein Bürgertheater, ein Haus für Spielclubs und Bürgerbühne, Musik, Schauspiel und Junges Theater. Ein Haus mit ganztätiger hoher Aufenthaltsqualität.
Kein Bau-Standort der Stadt wurde so genau geprüft, wie der Standort an der Schutterstraße. Die Kosten sind genau kalkuliert und bewegen sich Dank der großzügigen Förderung durch den Freistaat für Ingolstadt deutlich unter 20 Millionen Euro. Wenn der Zuschuss des Freistaates nicht abgerufen wird, kommt er anderen Projekten in Bayern zugute. Ein Schildbürgerstreich.
Der Standort vis a´vis des Hämer-Baus ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Aufgrund der räumlichen Nähe zum Stadttheater fallen keine langen Transportwege an. Die Grünfläche ist ökologisch nicht wertvoll, da sie sich über einer Tiefgarage befindet und keine tiefwurzelnden Bäume hat.
Politisch ist der Neubau beschlossen. Das anzuerkennen wäre eine demokratische Gepflogenheit.
Die Zukunft des Theaters steht tatsächlich auf dem Spiel. Durch die Aufhebung des Stadtratsbeschlusses würde die Kultur dauerhaft beschädigt. Das darf nicht geschehen. Über 200 Mitarbeiter*innen würden weiterhin Arbeitsbedingungen zugemutet, die durch nichts mehr zu rechtfertigen sind. Und es gilt zu bedenken: Durch die Verhinderung des Baus des Neuen Kleinen Hauses wird keine einzige Schule zusätzlich gebaut!
Bildung, Sport und Kultur gehören zusammengedacht in einer lebendigen Großstadt. Die leidet noch mehr, wenn auch die Kultur aus der Innenstadt verschwindet. Nach der Pandemie gibt es ein gesteigertes Verlangen nach Theater und Kultur. Das Neue Kleine Haus wird im Zusammenwirken mit dem Hämer-Bau ein gemeinschaftsstiftender Ort mit impulsgebenden Live-Erlebnissen: einladend, an dem neue Dinge erdacht und nach außen transportiert werden, konsum- und kommerzfrei, weitestgehend barrierefrei, kreativ und unter Beteiligung der Bürger*innen und der Stadtgesellschaft.
Ingolstadt droht gerade eine einzigartige Chance zu verspielen! Die Zukunft wird vor Ingolstadt nicht halt machen. Mobilität wird neu gedacht und gestaltet werden. Der Bedarf an Parkplätzen wird durch diese Entwicklung sinken. Dennoch wurde gerade in der Nachbarschaft des Stadttheaters ein neues Parkhaus für 50 Millionen Euro gebaut. 50 Millionen. Auf dem gleichen Untergrund.
Es gibt keinen Plan B. Es gibt keine sinnvolle Alternative.
Ein Artikel aus der IN-direkt Print Ausgabe. https://issuu.com/in-direkt/docs/2022_kw_07_in-direkt-web
Bild: Visualisierung Kammerspiele