Zu Besuch beim Weltmeister
Zu Besuch beim Weltmeister
Heute ist IN-direkt in Augsburg unterwegs. Es informiert uns Sebastian Priller-Riegele, Geschäftsführer in 28. Generation beim Brauhaus Riegele.
IN-direkt: Herr Priller-Riegele, Seit im Jahr 1386 Hans Smid die Brauerei „Zum Goldenen Ross“ in Augsburg gründete, hat sich bis heute doch einiges getan. Sie sind in 28. Genration Geschäftsführer und sogar Weltmeister der Bier-Sommeliere. Wie schafft man das bei weltweit doch so großer Konkurrenz, was muss da alles zusammenpassen?
Sebastian Priller-Riegele: Für uns gibt es da drei wichtige Zutaten und die heißen Leidenschaft, Hingabe und Wissen. Auf die weltweite Konkurrenz konzentrieren wir uns gar nicht so sehr. Es ist uns eher wichtig, das, was wir tun, gut zu machen und dabei mit und für die Region zu arbeiten und diese zu stärken. Die Weltmeisterschaft war eigentlich eher ein Hobby von mir, hat aber natürlich auch ein wenig dazu beigetragen, uns über die Grenzen Augsburgs hinaus bekannt zu machen.
2013 wurden Sie auch noch als beste Brauerei Europas ausgezeichnet. Ist so etwas eher Ansporn, noch besser zu werden oder erfahren Sie dadurch einen gewissen Innovations- und Qualitätsdruck, dem Sie begegnen müssen?
Auf jeden Fall ersteres! Wir haben ein sehr innovatives Brauerteam und einen kreativen Braumeister, bei dem Qualität an oberster Stelle steht. Wir müssen ihn manchmal sogar eher einbremsen mit seinen zahlreichen Ideen. Auszeichnungen wie diese zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und motivieren uns, jeden Tag unser Bier noch ein kleines bisschen besser zu machen.
Experimentieren Sie auch mit anderen Getreidesorten?
Für unsere Traditionsbiere verwenden wir überwiegend die alte und seltene Braugerste „Steffi“, die hier in der Region für uns angebaut wird. Aber gerade bei unseren Brauspezialitäten kommen nicht nur verschiedene Aromahopfen und Hefestämme zum Einsatz, sondern auch Malze in verschiedenen Röststufen und ja, auch andere Getreidesorten wie zum Beispiel Hafermalz.
Neben dem breitgefächerten, aber auch üblichen Sortiment aus Hellem, dunklem Weizen und auch alkoholfreien Bier ist mittlerweile ein recht hoher Anteil an Craft Bieren in ihrer Brauerei entstanden. Können Sie uns hierzu ein paar Zahlen nennen?
Neben unseren Traditionsbieren haben wir im Moment 10 verschiedene Brauspezialitäten im Sortiment. Damit wollten wir zeigen, was man aus Hopfen, Malz und Hefe alles machen kann und dass Bier nicht unbedingt nur Erfrischung sein muss, sondern auch Genuss und Speisebegleitung sein kann und wie viele tolle Bierstile es eigentlich weltweit gibt.
Hat sich in Coronazeiten das Trinkverhalten geändert, wird mehr Wert auf exklusive und seltene Biersorten gelegt oder sehen Sie da keine Änderungen?
Das können wir nicht beobachten. Was wir aber unabhängig von Corona die letzten Jahre gemerkt haben ist, dass alkoholfreies Bier immer beliebter wird und die Leute gerne mehr ausprobieren, sei es im klassischen Bierspektrum von Hell bis Kellerbier oder bei internationalen Bierstilen.
Ein Teil unserer Leserschaft kommt aus der Nähe der Holledau. Dürfen die davon ausgehen, dass für Ihr Sortiment der Hopfen im Wesentlichen von dort kommt?
Wir beziehen unseren Hopfen überwiegend von Vertragsbauern aus der Holledau. Lediglich ein paar Sorten für unsere Brauspezialitäten, zum Beispiel den amerikanischen Simcoe-Hopfen, importieren wir, da dieser in unserer Region einfach nicht angebaut wird.
Mittlerweile wird bei Riegele ja nicht nur Bier gebraut, sondern sie sind ja fast schon eine Eventagentur. Sie sind vermutlich die erste Brauerei, die über ihr Gelände mittels Flying Fox einen Bierflug anbietet?
Ja, das war die zugegebenermaßen ziemlich verrückte Idee meines Vaters. Wir nutzen unseren 50m hohen, historischen Schornstein auf dem Gelände nicht mehr, da wir heute natürlich nachhaltiger heizen. Anstatt ihn abzureißen, hatte mein Vater die Idee, ihn mit einer Aussichtsplattform und Leitern zum Klettern auszustatten und eine Seilrutsche vom Kamin quer über den Brauereihof direkt in den Biergarten zu installieren. Leider hat uns Corona die offizielle Eröffnung ein wenig verzögert, aber im Frühling 2022 soll es richtig losgehen mit dem Riegele Bierflug!
Und anschließend geht’s ins nahegelegene Riegele Wirtshaus mit vielen regionalen und auch internationalen Spezialitäten. Was dürfen wir hier besonderes erwarten?
Sebastian Priller-Riegele: Wir bekommen ab und zu zu hören, ein weiteres Highlight im Riegele Wirtshaus wäre der Baumstamm auf der Herrentoilette! Spaß beiseite, wir haben natürlich auch noch mehr zu bieten. Im Riegele Wirtshaus liegt der Fokus nicht nur auf Bier, sondern auch auf regionaler Küche mit hochwertigen Zutaten, von denen wir wissen, wo sie herkommen. Unser Küchenchef bezieht seine Strohschweine zum Beispiel aus dem Augsburger Land und versucht, immer das ganze Tier zu verwerten. Meine besondere Empfehlung wäre das Brauhausgröstel, das geht eigentlich immer!
Herr Priller-Riegele, wir danken für das Gespräch!