Jugendsozialarbeit an Schulen – CSU
Jugendsozialarbeit an Schulen
Die zum Teil dramatische Zunahme an psychosozialen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen erzeugt einen dringenden Handlungsbedarf. Aus diesem Grund muss die Jugendsozialarbeit an Schulen ausgeweitet und intensiviert werden.
Auch an den weiterführenden Schulen, an denen bislang noch keine Jugendsozialarbeit institutionalisiert war, scheint der Bedarf an entsprechender Unterstützung zu wachsen. Die Corona-Krise hat die Situation, die bereits vorher beunruhigend war, noch weiter verschärft. Häufig entladen sich die Ängste und Probleme der Kinder und Jugendlichen in autoaggressivem Verhalten – Essstörungen, Ängste, Suchtverhalten. Die nunmehr ins dritte Jahr gehende Pandemie wird leider sehr stark auch auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler bekämpft. Den Kindern und Jugendlichen wurde monatelang der soziale Lernraum in der Schule genommen, zugleich wurde ihnen häufig suggeriert, sie seien Treiber der Pandemie und damit mitverantwortlich an den herrschenden Verhältnissen. Sie sind seit Monaten gezwungen in kalten Klassenzimmern zu sitzen und sechs Stunden am Stück die Maske zu tragen. Selbst im Sportunterricht!
Viele dieser Kinder und Jugendlichen haben im Verlaufe des Distanzunterrichts Lerndefizite entwickelt – viel schlimmer jedoch als solche aufholbaren Rückstände sind die psychosozialen Folgen. Den Kindern fehlen nun fast zwei Jahre soziale Erfahrungen mit Gleichaltrigen: Musikschulen, Sportvereine, Clubs, Feste – all dies war monatelang nicht möglich. Nicht nur als Feier- und Erfahrungsräume, auch als psychische Entlastungsmöglichkeiten fehlen diese für die Entwicklung der Jugendlichen so existenziellen Bereiche. Zumal sozial schwächere Familien, die vielfach auch keine privaten Ersatzmöglichkeiten zur Verfügung haben, gehören zu den Verlierern der Pandemie. Dies gilt in besonderem Maße für viele Kinder in den Hochaus-Ballungsräumen im Nordwesten der Stadt.
Die nichtschulische Ebene nimmt viel Druck weg und ist eben wegen des nichtschulischen Charakters ein gesuchter und wichtiger Ansprechpartner für Jugendliche, die sonst eher Scheu haben, sich Lehrkräften gegenüber zu öffnen. Diese nicht in die Schulorganisation eingebundene Form der Sozialarbeit eröffnet andere Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfsperspektiven – und kann damit auch präventiv wirken! Zumal gegenwärtig kaum mehr Therapieplätze zu erhalten sind, lediglich absolute Notfälle können noch aufgenommen und behandelt werden.
Die CSU-Stadtratsfraktion bittet daher den Oberbürgermeister im Zusammenwirken mit dem Freistaat, der im Dezember 2020 das Programm „Schule öffnet sich“ aufgelegt hat, das jedoch organisatorisch eng an die jeweilige Schule gekoppelt ist und auch andere gruppenbezogene Schwerpunkte setzt, die Sozialarbeit an Schulen mit entsprechender Einzelfallbetreuung auszuweiten und so schnell wie möglich aktiv zu werden.
Es geht schließlich um unsere Kinder.
Dr. Matthias Schickel
Stadtrat und Ausschusssprecher