Synthetische Eislauffläche für Ingolstadt
Synthetische Eislauffläche für Ingolstadt
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
alljährlich erfreut sich die Eisarena auf dem Paradeplatz großer Beliebtheit. Leider musste sie 2021 pandemiebedingt ausfallen.
Aufgrund der mit dem Betrieb verbundenen Kosten war und ist es allerdings nicht immer leicht, die Eisarena zu realisieren. Die Organisation bedarf zahlreicher Sponsoren, darunter auch städtischer (Beteiligungs-)Unternehmen. Hinzu kommt, dass die Natureisbahn ganz erhebliche Mengen an Wasser und Strom verbraucht und damit auch einen entsprechenden ökologischen Fußabdruck hinterlässt.
Wir wollen Freude, Zusammensein, Bewegung, Sport und Ökologie miteinander verbinden und stellen daher folgenden
Antrag:
- Es wird der Erwerb einer ganzjährig und mehrjährig verwendbaren synthetischen Eislauffläche durch die Stadt Ingolstadt oder eines ihrer Beteiligungsunternehmen geprüft und dem Stadtrat bzw. den entsprechenden Gremien dargestellt.
- Geprüft werden soll weiterhin, ob und wie die synthetische Eislauffläche auch an Dritte (Private, [Sport-]Vereine etc.) zur Nutzung überlassen werden kann.
Begründung:
Weltweit gibt es bereits zahlreiche synthetische Eislaufflächen verschiedener Firmen. Diese sind sowohl in ihren Nutzungs- und Beanspruchungsmöglichkeiten mit natürlichen Eisflächen vergleichbar bzw. hinsichtlich ihrer variableren Einsatzmöglichkeiten diesen sogar auch überlegen.
Man denke in Ingolstadt etwa nur an Sommertrainingsmöglichkeiten für den Eishockey- oder Eislaufsport, wenn das natürliche Eis in der SaturnArena und der 2. Eishalle abgetaut ist. Die Zurverfügungstellung von Natureis dort ist auch ein erheblicher Kostenfaktor, der monatlich einen fünfstelligen Betrag kostet, was bei Anschaffung einer synthetischen Fläche auch Ko-Finanzierungsoptionen eröffnet.
Es existieren in deutschen Gemeinden schon zahlreiche eisfreie Eislaufbahnen. So hat etwa die südhessische Stadt Taunusstein zu ihrem Stadtjubiläum 2021 eine synthetische Eisbahn angeschafft. Auf der Seite der Stadt wird dazu unter anderem ausgeführt:
„Die spezielle Kunststoffmischung ermöglicht das Schlittschuhlaufen ohne Eis oder Kühlung – und kann daher auch im Sommer betrieben werden. Eine Nachbehandlung der Oberfläche ist nicht nötig, da das Material nicht verkratzt. Das macht die Eisbahn klimafreundlich, weil keine Energie benötigt wird, um das Eis zu halten und aufzubereiten. Auf- und abgebaut wird die Eisbahn von den Taunussteiner Stadtwerken.“
Neben Taunusstein können Parsberg, Breisach, Heidenheim, Schwabach, Reutlingen und Hanau als weitere Orte genannt werden, in denen Projekte mit synthetischen Eisbahnen bereits realisiert wurden.
Zusätzlich zu den langjährigen – es wird von einer rund 20-jährigen Nutzungsdauer ausgegangen – und variablen Nutzungsmöglichkeiten sind es insbesondere auch die ökologischen Vorteile, die eine synthetische Eisbahn – nicht nur für das Eisvergnügen am Paradeplatz – attraktiv machen. So spart nach Herstellerangaben eine 200 m2große synthetische Eisfläche im Vergleich zu gekühltem Eis monatlich 10.000 Liter Wasser, den durchschnittlichen Energiebedarf (v.a. Strom) von rund 200 Haushalten und damit schließlich 4,75 Tonnen CO2 ein.
Ferner ist vor dem Hintergrund einer Studie des Fraunhofer-Instituts aus 2018 der Anfall von Mikroplastik-Abrieb eines Quadratmeters synthetischer Eisfläche mit rund 34 g (bei ganzjähriger Nutzung, Praxisuntersuchung im Winter 2018/2019) im Vergleich zu Schuhsohlen mit 109 g pro Person/Jahr und Autoreifen mit 1.128,5 g pro Person/Jahr erheblich geringer. Hinzu kommt, dass der Abrieb der Eisfläche durch spezielle Reinigungsprozesse aufgefangen werden kann.
Neben einer ganzjährigen Nutzungsmöglichkeit, mittel- bis langfristigen Kostenreduktionsmöglichkeiten und einem vertretbaren Mikroplastik-Anfall wäre eine synthetische Eisbahn auch eine Investition für kommende Jahrzehnte. Auch die Eissportler*innen des ERC Ingolstadt wären für eine ganzjährige Trainingsmöglichkeit, die etwa auf einer unserer Bezirkssportanlagen im Freien (oder in einer Kaltlufthalle) untergebracht werden könnte, sicherlich dankbar.
Die Einsparungen durch geringere Kosten und mögliche Einnahmen von Dritten stellen auch die Gegenfinanzierung zu den einmalig anfallenden Anschaffungskosten einer synthetischen Eisfläche (bei geringen Wartungs- und Pflegekosten) dar. Ausgehend von rund 60.000 EUR pro Monat an Kosten für die Eisbereitung in der SaturnArena hätte sich eine synthetische Eisfläche bei zu veranschlagenden Kosten von rund 600.000 EUR (für ein voll ausgerüstetes Eishockeyspielfeld) alleine durch dortige Einsparungspotenziale in umgerechnet nicht mal einem Jahr gegengerechnet – weitere Einsparungen bei der Eisarena am Paradeplatz noch gar nicht eingerechnet.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Höbusch (Fraktionsvorsitzender)
Barbara Leininger (Fraktionsvorsitzende), Agnes Krumwiede, Stephanie Kürten, Maria Segerer, Jochen Semle, Dr. Christoph Spaeth