Künstlerische Zukunft des Stadttheaters sichern – Antrag der Grünen
Ingolstadt, 11. Januar 2022
Künstlerische Zukunft des Stadttheaters sichern – Rahmenbedingungen für die Ausschreibung der Intendanz am Stadttheater Ingolstadt
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
der Vertrag mit dem Intendanten Knut Weber am Stadttheater Ingolstadt läuft im Jahr 2023 aus. Demnächst wird es folglich eine Ausschreibung für die Besetzung der Intendanz geben. Mit dem Beschluss für den Neubau der Kammerspiele wurde der Theaterbetrieb für die Zukunft sichergestellt. Für die künstlerische Zukunftsfähigkeit des Stadttheaters sollten bei der Ausschreibung und der Zusammensetzung der Findungs- und Auswahlkommission für die nächste Intendanz einige Punkte berücksichtigt werden. Hier können wichtige Weichen gestellt werden, um die „Erfolgsgeschichte“ unseres Stadttheaters auch nach der Intendanz von Knut Weber fortzusetzen.
Wir beantragen daher,
1. in der Ausschreibung die Möglichkeit zur Bewerbung für Leitungsteams einzuräumen,
2. in der Ausschreibung den Erhalt des Jungen Theaters und der Theatervermittlung zu sichern,
3. eine vielseitige Besetzung der Expert*innen-Kommission festzulegen,
4. die Einbeziehung des Ensembles (durch ein stellvertretendes Mitglied) in der Auswahlkommission sicherzustellen.
Begründung:
- Um hierarchische Machtstrukturen aufzulösen, entscheiden sich immer mehr Theater für Leitungsteams anstelle eines / einer einzigen Intendant*in. Am Schauspielhaus Zürich beispielsweise gibt es zwei „Co-Intendant*innen“. Das Verteilen der Führungsverantwortung auf mehrere Schultern bedeutet nicht nur eine Entlastung für die Führungspersönlichkeiten selbst, sondern kann das Arbeitsklima positiv beeinflussen. In der Ausschreibung für die Intendanz am Stadttheater Ingolstadt sollte daher die Möglichkeit der Bewerbung für Leitungsteams eingeräumt werden.
- Mit einem Intendantenwechsel gehen in der Regel große Veränderungen einher, Mitglieder des vorherigen Ensembles werden nicht übernommen, neue künstlerische Akzente werden gesetzt. Manchmal werden ganze Sparten aufgelöst. Das Junge Theater in Ingolstadt ist sehr beliebt. Zusammen mit der Theatervermittlung und dem Weihnachtsmärchen erreicht das Junge Theater jährlich 50.000 Kinder und Jugendliche. Regelmäßig sind die Vorstellungen ausverkauft. Ingolstadt ist eine familienreiche Stadt mit vergleichsweise wenigen Angeboten für Kinder und Jugendliche. Das Junge Theater und die Theatervermittlung schließen hier eine wichtige Lücke im Bereich der kulturellen Bildung. Kulturelle Bildung ist gerade für Kinder und Jugendliche von unschätzbarem Wert. Durch die Teilhabe am Theaterspiel erfahren junge Menschen Selbstwirksamkeit und Selbstausdruck. Ihre Fantasie und Empathie werden gefördert. Um von vornherein festzulegen, dass unser Junges Theater und die Theatervermittlung beim Intendantenwechsel nicht zur Disposition stehen, sollte deren Erhalt verbindlich in die Ausschreibung für die Intendanz mit aufgenommen werden.
- Die Besetzung der Expert*innen-Kommission bzw. Findungskommission, welche das Bewerbungsverfahren begleitet, die Bewerbungen sichtet und der Auswahlkommission Empfehlungen ausspricht, ist ein entscheidender Faktor bei der Auswahl für die zukünftige Intendanz am Stadttheater Ingolstadt. Die Basis für ein modernes, vielfältiges und künstlerisch herausragendes Profil unseres Stadttheaters ab 2023 wird nur geschaffen, wenn Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven über die neue Intendanz mitbestimmen. Daher sollte die Expert*innen-Kommission möglichst vielseitig besetzt sein: Unter den Expert*innen aus dem Theaterbetrieb sollte mindestens eine Frau vertreten sein. Wünschenswert wäre auch ein Mitglied mit interkulturellem Background und / oder jemand aus dem Bereich Kinder- und Jugendtheater.
- Um die Akzeptanz der neuen Intendanz unter den Ensemblemitgliedern zu fördern und die Kompatibilität der Bewerber*innen besser einschätzen zu können, sollte das Ensemble in der Auswahlkommission vertreten sein durch ein dafür vom Ensemble auszuwählendes Mitglied.
Mit freundlichen Grüßen
Agnes Krumwiede, Barbara Leininger, Christian Höbusch, Stephanie Kürten, Maria Segerer, Jochen Semle, Dr. Christoph Spaeth