Diverse Premieren im Stadttheater Ingolstadt
Premiere: Max und Moritz (UA)
Frei nach der Bildergeschichte von Wilhelm Busch • Buch: Ekat Cordes • Liedtexte mit Motiven aus dem Original von Ekat Cordes • Komposition: Tobias Hofmann
Für Menschen ab 16 bis 99 Jahren
Mit: Renate Knollmann, Ralf Lichtenberg, Karolina Nägele, Judith Nebel, Peter Rahmani, Martin Valdeig
Regie: Ekat Cordes
Musikalische Leitung, Komposition: Tobias Hofmann Video: Richard Haufe-Ahmels
Ausstattung: Anike Sedello
Choreografie: Amina Liedtke
Ritzeratze knarrt es bei Wilhelm Busch, wenn die Anarchos Max und Moritz mal wieder zuschlagen, sich als Bürgerschreck aufspielen und zum Alptraum „braver Leute“ werden. Körperverletzung steht ganz oben bei den Kids, weitere Straftaten folgen: Dieb- stahl, Sachbeschädigung, Beleidigung, Tierquälerei und Hausfriedensbruch. Dieses Register hat es in sich und daran mag es gelegen haben, dass diese frühe Comic- Story nicht an Leser unter 18 Jahren weitergegeben werden durfte. Zu grausam, zu gewalttätig, zu wenig vergnüglich, hieß es und damit war klar, dass diese Geschichte nie ein Verkaufsschlager werden würde. Es sollte anders kommen: Gerade Max und Moritz haben Wilhelm Busch berühmt gemacht. Doch wen oder was repräsentieren diese beiden Halbstarken, die ihre Umwelt malträtieren, eine Gesellschaft zur Ver- zweiflung bringen und sich an sadistischen Experimenten ergötzen?
„Max und Moritz sind wohlstandsverwahrloste Youngster auf der Suche nach dem besonderen Kick, wenn sie mal wieder Hühner baumeln lassen und sich nächtens in fremde Wohnungen schleichen. Sie sind keine harmlosen Pubertierenden, sondern werden auch von einem terroristischen Impuls getrieben“, findet Regisseur Ekat Cordes. „Ihre Geschichte erinnert mich an das Musical Shockheaded Peter, das ich kürzlich inszenierte. Busch hat eine satirische Story geschrieben, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, quasi als Experiment: Mal schauen, was geschieht, wenn Chaos und Terror in eine scheinbar korrekt funktionierende Gemeinschaft eindringen.“
Premiere: 04. Februar 2021, 19:30 Uhr, Großes Haus
Wilhelm Busch (1832-1908), der humoristische Dichter und Zeichner, gilt als „Urvater des modernen Comics“. Mit Werken wie „Max und Moritz“, „Hans Huckebein“, „Der Unglücksrabe“ oder „Fipps der Affe“ wurde er bekannt. Durch seine saloppe, griffige Sprache wurden die provokativen Grotesken und Satiren im Werk oft als Humor missverstanden.
Tobias Hofmann (*1973) ist seit 2011 Musikalischer Leiter und Regisseur am Stadttheater Ingolstadt.
Ekat Cordes (*1982) ist seit 2010 freischaffender Regisseur und Autor. Sein Stück „Ewig gärt“ wurde zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2010 eingeladen. Für die Inszenierung „der penner ist jetzt schon wieder woanders“ am Maxim-Gorki-Theater Berlin erhielt er den Förderpreis für junge Dramatik 2011. 2013 bekam er eine Nennung als „Nachwuchsregisseur des Jahres“ in der Fachzeitschrift „Theater heute“. Ekat Cordes arbeitet u.a. am Staatstheater Mainz, am Badischen Staatstheater Karlsruhe und am Oldenburgischen Staatstheater. Seine Inszenierung „Was heißt hier Liebe?“ am Jungen Theater des Stadttheaters Ingolstadt ist Kult.
Premiere: All das Schöne
Every Brilliant Thing
von Duncan Macmillan • mit Jonny Donahoe • Deutsch von Corinna Brocher • Ab 13 Jahren
1. Eiscreme, 2. Wasserschlachten, 3. Länger aufbleiben dürfen, 4. Die Farbe Gelb… Nach dem Selbstmordversuch der Mutter beginnt ein siebenjähriger Junge, all das Schöne der Welt aufzulisten, um der Traurigkeit der Mutter etwas entgegenzusetzen. Die Liste wird zur treuen Begleiterin des Jungen: 318. Sachen verbrennen, 319. So heftig lachen, dass dir Milch aus der Nase schießt, 320. Sich nach einem Streit wieder vertragen… Er beginnt ein Studium. Er erlebt sein erstes Date. Die Liste wächst. Ge- meinsam mit dem Publikum erzählt er von den schönen, urkomischen Momenten, die ein Leben zeichnen, das nicht immer schön ist, aber doch immer besser wird.
Duncan Macmillan hat „einen lebensbejahenden Monolog über ein todernstes Thema geschrieben, hinreißend, herzergreifend und gänzlich unsentimental. ‚All das Schöne‘ ist sogar ein umwerfend komisches Stück über Depression und womöglich eines der komischsten Stücke überhaupt.“ (The Guardian).
Mit: Steven Cloos
Regie: Johanna Landsberg Ausstattung: Johanna Rehm Dramaturgie: Teresa Gburek
Premiere: 22. Januar 2022, 19:00 Uhr, Werkstatt / Junges Theater
Duncan Macmillan (*1980) ist ein britischer Autor und Regisseur. Für „Atmen“ gewann er 2013 bei den Off West End Awards den Preis für das beste neue Stück. Ebenfalls 2013 war er mit seiner, zusammen mit Katie Mitchell und Lyndsey Turner erarbeiteten, Bühnenfassung von Friederike Mayröckers „Reise durch die Nacht“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Johanna Landsberg (*1997) ist Jungregisseurin und war drei Jahre am Jungen Theater Ingolstadt als Regieassistentin tätig. Verantwortlich zeichnete sie hier unter anderem für „Die Raupe“ und „Im Wald sind keine Räuber“. Seit der Spielzeit 2020/2021 ist sie Regieassistentin an den Wuppertaler Bühnen.
Premiere: Paarlaufen II oder Mindestens sechs Personen rennen nach dem Glück, doch das Glück, wie Brecht schon sagte, rennt hinterher
von Jean-Michel Räber
Doppeluraufführung mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar
Kai ist wie paralysiert. Hat er richtig gehört? Wurde er soeben aus der Werbeagentur „Bronsky & Brüder“ rausgeworfen? Von einer Sekunde auf die andere steckt Kai mitten drin in einer existenziellen Krise. Noch unter Schockstarre, stiehlt der unbescholtene und eher bescheiden kreative Kai seinem Chef Bronsky eine geheimnisvolle Skulptur. Der Adrenalinschub be- schwingt ihn nahezu. Er verkauft der in Sachen Kunst ahnungslosen Galerie-Angestellten namens Rosa die eben geklaute Holzfigur mit dem Titel „Paarlaufen II“. Zuhause benimmt Kai sich unter den misstrauischen Augen seiner Frau Luise, als sei er Joseph Beuys persönlich. Er kündigt an, von nun an ganz große Kunst zu machen. Luise wittert den Braten: Hinter der fieberhaften Umtriebigkeit kann nur eines stecken – eine Affäre! Luise setzt ihre gesamte kriminelle Energie ein, um den verlorenen Gatten in den Hafen der Ehe zurückzuholen. Wie aus heiterem Himmel mischt sich in die Gemengelage auch noch ein mysteriöser Herr aus dem 19. Jahrhundert ein. Geht es hier mit rechten Dingen zu?
Alle drehen plötzlich mit Vehemenz am Rad des Schicksals, schauen über ihren bescheidenen Tellerrand hinaus, begreifen die Krise als Chance, packen das Leben an und entdecken mit dem Blick über den eigenen begrenzten Horizont vielmehr als nur das kleine private Glück. „Das Stück von Jean-Michel Räber ist eine wunderbar leicht daherkommende Gesellschafts- analyse à la Yasmina Reza oder Florian Zeller“, so Intendant Knut Weber.
Premiere am 26. Januar 2022, 20:00 Uhr, Kleines Haus
Niko Eleftheriadis absolvierte 2004 sein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Es folgten Engagements in Tübingen, Heidelberg, Basel, Athen und Esslingen und Stuttgart. Seit 2016 führt er zudem Regie, unter anderem in Ingolstadt, Halle (Saale), Memmingen, Stuttgart. Seine Auseinandersetzung mit den digitalen Medien im Theater führte in der Spielzeit 2020 zum Engagement als Künstlerischer Leiter der neugegründeten Sparte X des Stadttheater Ingolstadt. Bisherige Arbeiten in Ingolstadt: „Amadeus“, „Wahrlich ich sage euch“, „Peter, Paul and Mary“, sowie das Downtown „Wieso laufen heute schon die Nachrichten von Morgen“, von Ingrid Lausund. In der Spielzeit 2021/2022 wird er neben den digitalen Projekten „SPAM“, und „72 h“ für die Sparte X und das Stück „Paarlaufen II“ von Jean-Michel Räber auf der analogen Bühne inszenieren.
Jean-Michel Räber (*1959) arbeitete als Schauspieler an zahlreichen Theatern. Seit 1994 schreibt er Hörspiele und Theaterstücke. Für „Bis in die Wüste“ erhielt er 2006 den Baden- Württembergischen Jugendtheaterpreis. Außerdem schrieb er u.a. die Theaterstücke „Unter Palmen“, „Wegen Eröffnung geschlossen“, „Nettis Nacht“ und das Hörspiel „Gehen oder Der zweite April“. Für die Kinderoper „Irgendwie Anders“ schrieb er das Libretto. „Irgendwie Anders“ wurde mit der Komposition von Nina Wurman und in der Regie von Knut Weber am Stadttheater Ingolstadt mit großem Erfolg uraufgeführt.
Premiere: Die Nashörner
(Rhinocéros) • Eugène Ionesco
Schauspiel • Deutsch von Claus Bremer und Hans Rudolf Stauffacher • Fassung: Jutta Ferbers / Claus Peymann
Mit: Katharina Hintzen, Ulrich Kielhorn, Sebastian Kremkow, Philip Lemke, Richard Putzinger, Sandra Julia Reils, Sascha Römisch, Enrico Spohn, Teresa Trauth, Victoria Voss
Regie: Claus Peymann
Bühnenbild: Paul Lerchbaumer Kostümbild: Su Bühler
Dramaturgie: Jutta Ferbers Produktionsleitung: Miriam Lüttgemann
Zuerst ist es nur ein Nashorn, das mitten am Tag unter uns auftaucht. Oder sind es doch schon zwei? Grund zur Aufregung oder schaut man einfach nicht hin? Ist es denn überhaupt gefährlich? Oder sind diese Dickhäuter nicht sogar ganz nett, die lieben Kollegen, die sich allesamt, einer nach dem anderen, in Nashörner verwandeln? „Man muss mit der Zeit gehen!“ Wie lange geht das gut? Was scheinbar harmlos beginnt, endet in der Katastrophe. Behringer, der Aussenseiter. Held oder Versager, bleibt am Ende allein. Allein in einer Welt der Nashörner.
Eugéne Ionesco, der Meister des absurden Theaters hat mit seinem Theaterstück ein groteskes Clownsspiel geschrieben, zum Weinen und zum Lachen. Eine Art Jeder- mann im Alltagsgewand.
Premiere: 25. Februar 2021, 19:30 Uhr, Großes Haus
Claus Peymann (*1937) inszeniert, wie schon für die letzte Spielzeit geplant, aber nun um eine Spielzeit verschoben, mit Jutta Ferbers (*1957) zum ersten Mal im Stadttheater In- golstadt. Jutta Ferbers ist Dramaturgin und seit 1983 enge Mitarbeiterin von Claus Peymann an den Theatern in Bochum, Wien und Berlin. Außerdem arbeitete sie mit Regisseur*innen wie Ruth Berghaus, Hans Neuenfels, Peter Zadek, Achim Freyer, Karin Henkel, Philip Tiede- mann, Leander Haußmann, Robert Wilson und George Tabori.
Eugène Ionesco (1909-1994) zählt zu den Hauptvertretern des Absurden Theaters. In seinen Dramen stellt er Fragen der menschlichen Existenz ebenso in den Mittelpunkt wie die Banalität des Alltäglichen. Zu seinen bekanntesten Theaterstücken gehören „Die kahle Sängerin“ und „Die Stühle“. Der in Frankreich aufgewachsene Ionesco zog in seiner Jugend zurück in die Heimat nach Bukarest. Geprägt von dem rumänischen Regime, wandte er sich stehts gegen Konformismus und gegen das Totalitäre.