Sozialpädagogische Fanprojekt für jugendliche Fans des FC Ingolstadt geht an den Start
Ein Beitrag aus der aktuellen IN-direkt Printausgabe KW47
Beim Fußball ist es ganz einfach: Das Runde muss ins Eckige. Doch nicht immer läuft alles Rund im Leben. Sportlich müssen dies momentan die Kicker des FC Ingolstadt ganz besonders schlimm erfahren und in einer langen Durststrecke auf den nächsten Spielgewinn hoffen. Unterstützt und gefördert werden Sie dabei von Trainern und einem ganzen Betreuerstab. Doch auch abseits des Platzes, auf den Rängen des Stadions und im Leben der Zuschauer kann es einmal nicht so laufen wie es soll. Besonders jugendlichen Fußballfans in solchen Situationen beizustehen und Unterstützung zukommen zu lassen hat sich das nun gestartete Fanprojekt Ingolstadt auf die Fahnen geschrieben. Durch sozialpädagogische Jugendarbeit erhalten die jungen Fans der Schanzer die Möglichkeit, bei Bedarf Ansprechpartner zu haben, die mit dem Fußballumfeld vertraut sind und die besonderen Herausforderungen kennen.
Damit Probleme möglichst erst gar nicht entstehen, arbeitet das Fanprojekt mit seinen Angeboten mit einem präventiven Schwerpunkt, erklärt Sebastian Wagner. Er bildet zusammen mit Carla Frenzel und Florian Liu das Team, das Anfang November an den Start gegangen ist. Dabei ist ihnen besonders der Charakter der professionell aufgestellten, offenen aufsuchenden Jugendarbeit sehr wichtig. Anders als das beim ERC als Fanzusammenschluss bekannte „Fanprojekt“ der Eishockey Fans sind die Fanprojekte im Fußball Kontext ein an vielen Standorten bestehendes sozialpädagogisches Angebot an die jugendlichen Fans in Ingolstadt in Trägerschaft des Stadtjugendrings Ingolstadt.
Mehr als 10 Jahre lang dauerte die Vorbereitung, bis es endlich so weit war. Dabei galt es, viel Überzeugungsarbeit zu leisten und auch den Ingolstädter Stadtrat als Anfangsgeldgeber von der Präventionsarbeit zu überzeugen. Die Rahmenbedingungen, die im Nationalen Konzept für Sport und Sicherheit der Bundesregierung verankert sind, sehen vor, dass Stadt und Land jeweils zu einem Viertel und der Fußball in Form von Deutschem Fußball Bund (DFB) oder Deutscher Fußball Liga (DFL) die andere Hälfte der Finanzierung übernimmt – je nach Ligazugehörigkeit. Spätestens mit dem Aufstieg der Schanzer in die 1. Bundesliga war auch bei den Sportfunktionären angekommen, dass sich in Ingolstadt etwas tut. Umso größer war das Unverständnis bei allen Beteiligten, als der DFB dem Ingolstädter Fanprojekt nach der Zustimmung des Stadtrates die Unterstützung verweigern wollte und dies mit der Corona Pandemie begründete. Doch auch diese Hürde konnte schließlich genommen werden und das Fanprojekt ging Anfang November an den Start.
Von Anfang an hatte die Ingolstädter Fanszene das Projekt mit vorangetrieben und auch mit Spruchbändern aktiv unterstützt. Doch Zeit zur Freude bleibt nun leider wenig. Die Schanzer stehen am Tabellenende und die pandemiebedingten Vorgaben für die Fans in den Stadien tun ihr übriges, dass nur wenig Stimmung aufkommt. Dennoch begleiten die Mitarbeiter des Fanprojekts die jugendlichen Fans am Spieltag sowohl im Stadion als auch dort, wo sie sich aufhalten, um, statt zu einem Auswärtsspiel zu fahren, das Spiel gemeinsam in Ingolstadt zu schauen. „Leider haben wir noch keine eigenen Räumlichkeiten“, berichtet Carla Frenzel. Sie hat in Eichstätt Soziale Arbeit studiert und ist direkt vom Studium in die Fanarbeit eingestiegen. Auch Florian Liu hofft bald auf eine eigene Anlaufstelle für das Fanprojekt möglichst in der Innenstadt. Er gestaltete schon vorher Workshops für Jugendliche in der Fronte und ist selbst immer viel zu Fußballspielen gefahren. Der Dritte im Bunde – Sebastian Wagner – dürfte jedem Fan der Schanzer gut bekannt sein. Als Fanbeauftragter beim FCI war er über viele Jahre der Hauptansprechpartner für die Fans. Nun kann er in seiner neuen Funktion für einen Gegenpol zum Stadion sorgen und sich auch um die Sorgen einzelner besser kümmern.
Das gute Verhältnis auch zu den Ingolstädter Ultras ist dabei sicher von Vorteil. Sowohl bei ihnen als auch beim Verein und den Sicherheitsbehörden wurde das Fanprojekt gut aufgenommen und bereits umfassend in die Abläufe rund um die Spieltage miteingebunden. Neben der Arbeit am Spieltag steht aber vor allem die präventive Arbeit mit den Jugendlichen im Vordergrund. Dazu sind neben Workshops auch Erinnerungsfahrten z.B. in ein Konzentrationslager, zu Ingolstädter Partnerstädten oder Bildungsfahrten geplant. „Leider macht es momentan wenig Sinn schon etwas konkret zu terminieren, da wir nicht wissen, was aufgrund von Corona dann überhaupt möglich ist“, bedauern die Drei. So bleibt den Mitarbeitern des Fanprojekts momentan mehr Zeit, an der eigenen Homepage zu arbeiten und die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten zu intensivieren. Über die Instagram Seite fanprojekt_ingolstadt gibt es bereits eine Reihe von Informationen, inklusive der Handynummern unter der das Team des Fanprojekts für alle Interessierten erreichbar ist.
Fotos: Hans-Martin Kurka
Fanprojekt Mitarbeiter Carla Frenzel, Sebastian Wagner und Florian Liu