Das Ende der IZ Regional? Passauer Neue Presse löst Verlag der bayerischen Anzeigenblätter auf
Ein Beitrag aus der aktuellen IN-direkt Ausgabe KW45
„Wachstum“, antwortete Simone Tucci-Diekmann, als sie vor ca. zwölf Jahren die Geschäftsführung der PNP-Verlagsgruppe übernahm, auf die Frage, was ihr primäres Ziel sei. Dieses Ziel verfolgt PNP seitdem unbeirrbar. Zur Übernahme des Donaukuriers vor fünf Jahren gesellte sich 2021 auch noch die Mittelbayrische Zeitung aus Regensburg. Damit dürfte die Verlagsgruppe Passau laut Michael Busch, dem Vorsitzenden des bayrischen Journalistenverbandes, zu den drei auflagenstärksten Regionalzeitungsverlagen in Deutschland gehören. Welchen Sinn machen aber diese Käufe in einer Zeit, in der die Abonnenten- und Verkaufszahlen stetig sinken? In der Altersgruppe unter 30 Jahren gibt es immer weniger Zeitungsleser. Junge Menschen holen sich ihre Informationen zunehmend aus dem Internet, über verschiedene Kanäle und über soziale Netzwerke. Was also verspricht sich PNP von diesem Wachstum? Letztlich kann es nur einen Grund geben und der hat, wie könnte es anders sein, mit Werbung zu tun. Tucci-Diekmann hofft, mehr und hochpreisigere Anzeigen verkaufen zu können, wenn das Angebot der PNP-Gruppe sich nicht mehr auf Regionalität beschränkt. Die Auflage ist durch die Käufe in Ingolstadt und Regensburg von 145.000 auf deutlich über 300.000 gestiegen.
PNP schraubt
Personalkosten herunter
Um ein derartiges Geschäftsmodell in der kränkelnden Zeitungsbranche gewinnbringend umzusetzen, bedarf es einer Haltung, die wenig Spielraum für Sentimentalitäten zulässt. Zu den größten Kosten gehören, wie in jeder Branche, die Personalkosten. Beim Donaukurier hat man diesbezüglich die Folgen der Übernahme längst zu spüren bekommen. Man nehme nur die Geschäftsstellen des DK, die allesamt aufgelöst wurden. Annähernd 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden dadurch ihre Jobs los. Die Arbeitsbedingungen der aktuell verbliebenen Mitarbeiter des DK haben sich, gelinde gesagt, nicht verbessert und die Aussicht auf eine ungewisse Zukunft versetzt viele der Kollegen in Angst um ihren Arbeitsplatz.
Aktuell steht die IZ Regional im Mittelpunkt der Passauer Aktivitäten, denn der Verlag der bayrischen Anzeigenblätter soll Anfang des kommenden Jahres aufgelöst werden. Nach Informationen von ehemaligen Mitarbeitern befinden sich von vierzig Leuten nur noch drei im Haus und auch die müssen wohl in naher Zukunft gehen. Ab Januar soll die IZ redaktionell von Passau aus befüllt werden. Ausgetragen wird sie dann wohl von den Austrägern des DK, was wieder etliche Menschen ihren Job kosten dürfte.
Künftig ohne
regionale Inhalte?
Was aber bedeutet das für die Leserinnen und Leser? Die Frage wird sein, ob künftig überhaupt noch regionale Inhalte vermittelt werden. Aus Passau können diese sicher nicht erstellt werden. Auch ist fraglich, ob das Blatt mittelfristig noch existieren wird. Allein der Name IZ Regional wäre ad absurdum geführt, wenn der Bezug zur Region inhaltlich nicht mehr gegeben wäre. Es ist durchaus denkbar, dass die IZ ganz vom Markt verschwindet. Dem Regensburger Wochenblatt ist genau dieses Schicksal nach 45 Jahren widerfahren. Wie bereits ein Jahr zuvor bei der Passauer Woche wurde die Produktion im Oktober eingestellt.
Denkbar wäre auch, dass die bekannte Wochenzeitung bald durch das PNP Wochenblatt extra ersetzt wird, das bereits von Freyung-Grafenau bis ins Berchtesgadener Land vertrieben wird und laut PNP „neben einem interessanten redaktionellen Umfeld mit Themen aus den Bereichen Unterhaltung, Lifestyle, Mode, Ratgeber, Kochen und Rätsel und einem umfangreichen Anzeigenmarkt“ befüllt wird. Bestenfalls bliebe dann ein minimaler regionaler Redaktionsanteil, der von der Lokalredaktion des Donaukurier erstellt würde. Doch nicht einmal das ist sicher.
Aus Sicht der Verlegerin ist dieses Vorgehen schlüssig, für viele der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die teilweise ihr komplettes Berufsleben beim Verlag des Donaukurier verbracht haben, bedeutet es jedoch eine soziale Katastrophe.
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