Wärmeerzeugung mit Flusswärme aus der Donau?
Wärmeerzeugung mit Flusswärme aus der Donau?
ÖDP will Prüfung des Potentials und von Nutzungsmöglichkeiten
Die Wärmewende gilt als eine der zentralen Herausforderungen der Energiewende und spielte bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow eine wichtige Rolle durch den Beschluss, global den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten. Dies trifft insbesondere auch die Städte Mannheim und Heidelberg, die nun vor der Notwendigkeit stehen, sich von einem kohlebasierten Großkraftwerk zu trennen und auf grüne Wärmeerzeugung umzustellen. Dabei sollen Geothermie und Flusswärme die entscheidende Rolle zukommen. Was wiederum die ÖDP in Ingolstadt aufhorchen ließ: Bei dem 2014 von der TU München für die Stadt Ingolstadt erstellten Energienutzungsplan wurde die Option, Flusswärme aus der Donau zu nutzen, nicht in Betracht gezogen. Dies soll nun nachgeholt werden, fordern die Stadträte Raimund Köstler und Fred Over, die Stadt solle „als Baustein für seine Klimaneutralität das Nutzungspotential und Nutzungsmöglichkeiten von Flusswärme aus der Donau“ prüfen.
Dass hier enormes Potential vorliegt geht aus Studien des Wuppertal Instituts für die MVV Energie AG in Mannheim sowie weiterer Studien von BUND Heidelberg, von Initiativen in Mannheim und Heidelberg sowie des Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik Kassel zur „Dekarbonisierung der Fernwärme in Mannheim, Heidelberg und Region“ hervor: Die Flusswärme von Rhein und Neckar soll über elektrische Großwärmepumpen erschlossen und für Fernwärme aktiviert werden. Ein Klimaschutzszenario 2030 geht von einem Potential von 100 MW vom Rhein in Mannheim und von 50 MW vom Neckar in Heidelberg aus. Zum Vergleich: Das Holzkraftwerk in Kösching, welches das Audi-Werk Ingolstadt mit Wärme beliefern und wesentlich zum klimaneutralen Betrieb des Werkes ab 2025 beitragen sollte, dann aber an einem Bürgervotum gescheitert ist, war mit 71,4 MW geplant. Das Laufwasserkraftwerk an der Donaustaustufe Ingolstadt produziert Strom mit einer elektrischen Netto-Nennleistung von 19,8 MW.
Da das Niedrigstwasser der Donau am Standort Ingolstadt gemessen am 11.01.1954 mit 62,0 m3/s deutlich höher liegt als der Vergleichswert 47 m3/s vom Neckar in Heidelberg und eine Studie des Fraunhofer-Institutes für die Donau gleiche Rahmenbedingungen für eine Abkühlung des Wassers wie am Neckar als machbar ansieht, sollte für Ingolstadt zumindest ein Wärmepotential von 50 MW wie in Heidelberg vorstellbar sein.
Bislang gibt es entlang der Donau nur eine Anlage in Wien, die auf diese Technologie zurückgreift, eine Leistung von 27 MW schafft und 25000 Haushalte mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgt.
„Großwärmepumpen sind ein Schlüssel zur Dekarbonisierung der Fernwärme“ stellt eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts fest. „Für die urbane Wärmewende werden Großwärmepumpen im bunten Strauß der Technologieoptionen eine sehr wichtige Rolle spielen“, verlautet dazu vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Grund genug aus Sicht der ÖDP-Stadträte, dieses Potential für Ingolstadt eingehend zu prüfen und Nutzungsmöglichkeiten abzuwägen.