Seit 20 Jahren Aktion „Bananenkiste“ in der Region Ingolstadt/Eichstätt
Zeichen der Mitmenschlichkeit
Seit 20 Jahren Aktion „Bananenkiste“ in der Region Ingolstadt/Eichstätt
Die Weihnachtszeit steht vor der Tür, und viele freuen sich auf Geschenke und besondere Zeichen der Mitmenschlichkeit. Seit 20 Jahren können sich darauf auch hilfebedürftige Menschen aller ethnischen Gruppierungen in Bosnien freuen, die ansonsten dort an die Türen von Pfarrhäusern und Klöstern klopfen und um etwas zu essen bitten: zum Beispiel arme Familien und alte Menschen. Im Jahr 2001 startete der frühere Verwaltungsleiter des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt, Ludwig Wittmann, gemeinsam mit seinen Kollegen Gerhard Doleschal und Harald Suppmann die in der Region Ingolstadt/Eichstätt bekannte „Bananenkistenaktion“. Seitdem sind tausende Bananenkisten gefüllt mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Süßigkeiten stets vor Weihnachten in das osteuropäische Land transportiert worden – am Anfang Wittmann zufolge im Durchschnitt um die hundert Pakete pro Jahr, zuletzt bis zu 350.
Langjähriges Engagement
Die Caritas-Mitarbeiter hatten bereits zur Zeit der Jugoslawienkriege von 1991 bis 1995 häufiger Hilfslieferungen nach Kroatien und Bosnien gebracht: unter anderem in Einrichtungen, die wie St. Vinzenz für Menschen mit geistiger Behinderung da sind. Sie taten dies zunächst in einem Kleinbus und später mit Unterstützung des Diözesan-Caritasverbandes Eichstätt auch mit Sattelschleppern. Nach dem Bosnienkrieg erfuhren sie über einen Zeitungsartikel vom langjährigen Engagement des Herz-Jesu-Missionars Konrad Huber aus Hallbergmoos. Dieser hat mittlerweile Lieferungen von 250 Sattelschleppern nach Bosnien organisiert: zum Beispiel mit hier ausrangierten Pflegebetten, Rollstühlen, Rollatoren, Hygieneartikeln und nicht mehr gebrauchtem, aber noch gut verwendbarem Mobiliar – unter anderem für Altenheime vor Ort. Da kam bei Wittmann und seinen Mitstreitern die Idee auf, den Menschen in Bosnien vor Weihnachten eine besondere Freude zu machen.
Sie animierten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger über das Anzeigenblatt iz Regional, bestimmte Lebensmittel und Süßwaren (siehe kleinen Artikel) in den stabilen Bananenkisten zu verpacken und diese bis spätestens zum Nikolaustag bei Caritasstellen in der Region abzugeben. Für die Aktion haben sich auch stark die Stadt Eichstätt – hier vor allem Wittmanns Bruder Alois –, Betreute und Mitarbeitende aus St. Vinzenz sowie die Ickstatt Realschule Ingolstadt engagiert. An dieser Schule fanden ab und zu „Social Events“ mit Blaskapellenmusik statt, bei denen unter anderem Schülerinnen und Schüler aus Bosnien über die Situation in ihrem Heimatland informierten.
Gefördert werden die Bananenkistenaktionen bis heute auch vom Caritasverband: nicht zuletzt dadurch, dass dieser seine Zentrale in Eichstätt und den Caritas-Markt in Gaimersheim als Sammelstellen zur Verfügung stellt. Von dort holt entweder Pater Huber die Kisten selbst ab oder Wittmann und Kollegen fahren sie nach Hallbergmoos, wo der Sattelschlepper nach Bosnien startet.
Not nach wie vor groß
Neben viel Lob für die Bananenkistenaktion gibt es auch Kritik daran. Manche meinen, Bosnien sollte über 25 Jahre nach dem Krieg auf eigenen Beinen stehen. Doch Wittmann hat sich bei eigenen Besuchen vor Ort immer wieder davon überzeugt, „dass die Not vor Ort nach wie vor groß ist. Viele junge Akademiker haben das Land verlassen, die jetzt fehlen.“ Und er ergänzt: „Etliche Menschen wohnen in Rohbauten, sind arbeitslos oder leben von wenig Rente, und das Sozialsystem ist mit unserem nicht vergleichbar.“
Dem Argument anderer Kritiker, es solle besser Geld gespendet werden und davon sollten die Güter zum Wohl der heimischen Wirtschaft gekauft werden, hält der frühere Verwaltungsleiter entgegen: „Erstens fährt der Sattelschlepper sowieso mit Waren, zum Beispiel Brennmaterial, aus Bosnien nach Deutschland und kann so sinnvoll für die Rückfahrt genutzt werden. Zweitens sind die Lebensmittel in Bosnien überwiegend teurer als hier. Und drittens freuen sich die Menschen, wenn sie ein Weihnachtsgeschenk direkt aus Deutschland erhalten.“
So ist für Wittmann die Bananenkistenaktion vor allem ein Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit. „Das brauchen die Menschen in Bosnien: ob Katholiken, orthodoxe Christen, Sinti und Roma oder Moslems.“ Um dieses Zeichen geben zu können, hofft er, dass bei der Bananenkistenaktion auch im diesjährigen Jubiläumsjahr wieder viele Menschen mitmachen.
PETER ESSER
Sach- und Geldspenden möglich
Bananenkisten können bei der Caritas-Zentrale am Residenzplatz 14 in Eichstätt oder im Caritas-Markt am Carl-Benz-Ring 14-18 in Gaimersheim abgegeben werden. Annahmeschluss ist der Nikolaustag am Montag, 6. Dezember 2021. Damit die Menschen vor Ort nicht unterschiedlich behandelt werden, soll jede Bananenkiste dieselben Waren enthalten:
8 kg Mehl, zwei kg Zucker, 5 x 500 g verschiedene Sorten von Nudeln, 1 Päckchen Kaba, 4 x Reis a 500 g, 2 x Salz, 3 x 1 Liter Öl, 2 x Magarine, 2 Dosen Fisch, Backpulver, 3 Tafeln Schokolade / Kaugummi / Süßigkeiten, Plüschtiere, gut erhaltene Handtücher. Es kann auch Geld gespendet werden. Mit diesem werden unter anderem Lebensmittel vor Ort gekauft.
LIGA Bank Eichstätt
IBAN: DE94 7509 0300 0107 6173 13
BIC: GENODEF1M05
Stichwort: Bosnienhilfe
Bild: An mehreren Orten in Bosnien laden Ehrenamtliche die Bananenkisten ab – Foto: Kenzevic/Caritas