Dramatische Corona Entwicklung auch in Ingolstadt
„Es brennt im Klinikum Ingolstadt“
Corona-Zahlen steigen dramatisch – Christkindlmarkt abgesagt
„Die Entwicklung der Corona-Infektionen ist dramatisch, die Zahlen entwickeln sich sprunghaft, Ingolstadt ist mittlerweile ein Corona-Hotspot“, so fasste Oberbürgermeister Christian Scharpf die aktuelle Lage zusammen. Die Gesundheitsversorgung in der Region einschließlich der Intensivbetten sei am Limit, so dass sich in der vergangenen Nacht die Krankenhäuser sogar von der Notfallversorgung abmelden mussten: „Die Situation im Klinikum und den umliegenden Krankenhäusern ist dramatisch!“
Dr. Andreas Tiete, Leiter des Klinikums Ingolstadt, untermauerte diese Aussage mit Zahlen. Die Situation am Klinikum sei eskaliert. 69 Covid-Patienten werden aktuell versorgt, 17 davon liegen auf der Intensivstation, zehn müssen beatmet werden, sechs mit maschineller Unterstützung (ECMO). Von den 17 Intensivpatienten seien elf nicht geimpft, die restlichen sechs Geimpften hätten schwere Vorerkrankungen und wegen medikamentöser Behandlung ein geschwächtes Immunsystem.
Die Intensivstationen des Klinikums könnten keine Patienten – weder Covid noch andere Notfälle – aufnehmen. „Wir fahren auf Sicht, wir sind in einem absoluten Ausnahmezustand“, beschrieb Tiete die Lage. Es werde versucht für Entlastung zu sorgen, indem Patienten, die nicht zwingend auf eine Intensivstation müssten, aber auch nicht auf einer Normalstation versorgt werden können, auf andere Stationen, wie der Stroke Unit, zu verlegen. Dies sei aber „erst der Anfang der Welle, der Spitzenwert ist noch nicht erreicht!“ Und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Intensivpflege und anderen Stationen seien zunehmend frustriert und teilweise wütend, da sich schwere Verläufe meist durch eine Impfung hätten verhindern lassen.
Unter diesen Umständen, so OB Scharpf, könne der Christkindlmarkt nicht durchgeführt werden. „Ich bedaure das sehr, aber in der jetzigen Situation ist es nicht vertretbar große Menschenansammlungen zuzulassen.“ Dies sei eine schwere Entscheidung gewesen, „aber wir müssen alles tun, damit die Gesundheitsversorgung im Klinikum sichergestellt wird.“ Dabei müsse eine Abwägung zwischen den berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Schausteller und der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung vorgenommen werden. Man werde nun nach Lösungen suchen, um den Schaustellern Möglichkeiten zur bieten, ihren Verdienstausfall möglichst gering zu halten. „Ganz schweren Herzens“, bekräftigte Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll, habe man sich für die Absage des Marktes entschieden, „und wir werden die Schausteller unterstützen!“
Fast 10.000 Personen in Ingolstadt waren bisher an Covid erkrankt, aktuell seien bald 1.000 Menschen gleichzeitig infiziert, erklärte Gesundheitsreferent Isfried Fischer. „Wir sind mitten in der vierten Welle und müssen gemeinsam alle Maßnahmen ergreifen, sie zu brechen.“ Das bedeute: Kontakte reduzieren, FFP2-Masken tragen, Abstände einhalten, Zutrittsbeschränkungen und Hygieneregeln beachten und vor allem impfen! Impfen entlaste nicht nur die Intensivstationen, sondern minimiere auch die persönliche Ansteckungsgefahr. Und da in Ingolstadt die kommunalen Teststationen weiterbetrieben wurden, sei man jetzt auch wieder gut gerüstet, wenn die kostenlosen Bürgertests in der nächsten Woche wieder eingeführt würden.
Aber Regeln helfen nichts, wenn ihre Einhaltung nicht konsequent verfolgt würde. Deshalb kooperieren das städtische Gesundheitsamt und die Polizei bei den Kontrollen von Veranstaltungen und der Gastronomie. Überprüft werden die Einhaltung der Maskenpflicht, der 2G- bzw. 3G-Regeln sowie der Hygienekonzepte, erklärten Peter Heigl, Leiter der Polizeiinspektion Ingolstadt, und Klaus Friedrich, Leiter des Gesundheitsamtes, übereinstimmend.
Und auch die Kapazität des Impfzentrum wird bereits hochgefahren, von 420 auf 1.000 Impfungen täglich. Dienstag bis Samstag ist das Impfzentrum jeweils acht Stunden geöffnet. Man müsse keine Termine vereinbaren, so Georg Orth, Verwaltungsleiter des Impfzentrums, es könnten sich aber Wartezeiten ergeben. Außerdem sind täglich auch mobile Impfteams in den Stadtteilen unterwegs.
„Es ist erstaunlich“, resümierte Oberbürgermeister Christian Scharpf, „wie uns die Entwicklung überrollt hat. Die Tendenz ist steigend, deshalb müssen wir konsequent in den Maßnahmen sein!“