Biotopkartierung in Ingolstadt
Ein Beitrag aus der aktuellen Printausgabe der IN-direkt
Dass nicht alles was an ein Biotop erinnert auch ein Biotop ist und die Sache durchaus kompliziert werden kann, musste auch Bürgermeisterin Petra Kleine bei einem Rundgang durch die Natur in Oberhaunstadt festellen, bei dem Experten Einblick in ihre momentane Arbeit der Biotopkartierung in Ingolstadt gaben. „Auf jeden Fall etwas mit Schmetterlingen und Blumen“, falle ihr sofort ein, meinte Kleine leicht schmunzelnd, wenn sie an ein Biotop denken würde. Doch der Begriff Biotop bedeutet erst einmal ganz allgemein Lebensraum. Ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere, der in naturnaher Form besonders gute Lebensbedingungen für Flora und Fauna bietet.
Doch da die Zählung von Tieren eine besonders schwierige Herausforderung darstellt, vereinfacht man die Biotopkartierung in der Betrachtung der Pflanzenwelt. Dies auch mit Hilfe der Auswertung von hochauflösenden Sattelitenfotos. Im Auftrag der Stadt Ingolstadt und unter fachlicher Leitung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) nimmt ein Expertenteam seit Ende März so die Biotopausstattung im Stadtgebiet unter die Lupe. Diese Biotopkartierung liefert eine Bestandsaufnahme der ökologisch wertvollen Biotope im Stadtgebiet Ingolstadt. Die Biotopkartierung stellt dabei auch eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung des Landschaftsplanes, die von Bürgermeisterin Petra Kleine und Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle mit Nachdruck vorbereitet wurde und die ebenfalls derzeit durchgeführt wird dar.
„Der Aufbau grüner Strukturen zur Klimaanpassung und eines Biotopverbundes bauen auf den Biotopen auf. Diese können dann sinnvoll vernetzt werden, Flächen nur dann sinnvoll angekauft oder begrünt werden, wenn wir auf den bestehenden ökologisch wertvollen Flächen aufbauen“, so Bürgermeisterin Kleine in ihren Ausführungen. Erstmals wurden die Biotope 1986 kartiert und zwischen 2003 und 2006 überprüft. Diesen 20 Jahres Rhythmus gibt es in den meisten großen Städten. Bei den bisherigen Kartierungen wurden in der Vergangenheit 813 Biotope mit einer Gesamtfläche von rund 1.800 Hektar erfasst. Dies entspricht einem Biotopanteil von ungefähr 13 Prozent des Stadtgebiets.
Das Wissen über die wertvollen Lebensräume wird nun mit der aktuellen Biotopkartierung bereits zum dritten Mal auf den neuesten Stand gebracht. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Sommer 2023 vorliegen. Knapp 140.000 Euro stellen der Freistaat Bayern und die Stadt Ingolstadt gemeinsam für die Naturinventur in der Stadt zur Verfügung.
Die Biotope werden bei allen Überlegungen auch zum Schutz des zweiten Grünrings eine ganz wesentliche Rolle spielen. „Der Schutz des Grünrings muss sich naturschutzfachlich sinnvoll aus der Landschaft heraus ergeben sowie aus dem Potenzial, das darin für den Aufbau grüner Strukturen zur Klimaanpassungen und Biodiversität steckt“, so die Bürgermeisterin abschließend bei ihrem Rundgang in Oberhaunstadt. Im April 2022 geht die aktuelle Kartierung nach der Winterpause weiter.
Foto: Hans-Martin Kurka