Vom Dalwigk bis zum Donauufer: Stadtrat auf Baustellentour
Nein, es war kein Ingolstädter Ableger der Gelbwesten-Bewegung, der da durch die Stadt radelte. Mitglieder des Stadtrats und der Bezirksausschüsse hatten sich zur Baustellenbesichtigung auf das Rad geschmissen – allen voran Baureferent Gero Hofmann, der die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Fahrt auf dem Rathausplatz begrüßt hatte. Jeder bekam eine gelbe Weste – man hörte auf Anordnung von OB Scharpf – und Kopfhörer samt Empfangsgerät, um den Ausführungen der Experten lauschen zu können.
Station 1 – das Reuchlin Gymnasium
Wo die Stadträte bei der letzten Baustellentour noch in ein tiefes Loch blickten, ist inzwischen ein neues Gebäude entstanden. Schulleiterin Bärbel Kößler-Finkenzeller – erst seit wenigen Wochen im Amt – begrüßte die Gäste auf der Baustelle und meinte: „Ich merke jetzt erst, welche Aufgabe ich auf mich genommen habe.“ Gero Hofmann beruhigte sie: „Es wird alles gut“ und packte ein paar Zahlen aus: 36,1 Millionen Euro werden in diesem Projekt verbaut und der Ostflügel als das zentrale Neubauteil soll im Dezember 2022 vollendet sein. Im Untergrund entsteht eine neue Sporthalle: „Wir sind 70 Zentimeter tief im Grundwasser und außer der Archäologie hatten wir dort alles, was Spaß macht“. Gebaut wurde im Untergrund mit Beton: „Das Tragwerk trägt nicht nur die Gebäude darüber, sondern auch die Nachbargebäude. Diese stützen sich auf der Halle ab,“ so Hofmann. Über dem Betonbau wurde in Holzbauweise gearbeitet, was nicht unbedingt billiger, aber deutlich schneller ist.
Station 2 – der Neubau FOS / BOS
900 Schülerinnen und Schüler finden künftig im Neubau der FOS / BOS auf der Schanz Platz. Hier entstehen Unterrichtsräume, Fachklassen, Werkstätten, eine Schulkantine und eine Tiefgarage mit 68 Plätzen. Kulturreferent Gabriel Engert nannte 39,8 Millionen Euro an Projektkosten und bezeichnete es als einen großen Fortschritt für die Schule, dass die nötigen Werkstätten nach der Fertigstellung nur noch auf zwei Standorte in Ingolstadt verteilt seien. Mit der Fertigstellung des Baus wird Anfang 2023 gerechnet.
Station 3 – die Roßmühlstraße
14 000 Fahrzeuge pro Tag wurden hier vor dem Umbau gezählt, inzwischen sind es sogar 15 800: In der Roßmühlstraße lobte Gero Hofmann die gelungene Gestaltung: „Der Stadteingang wird hervorragend von der Beleuchtung umgesetzt.“ Neun Millionen Euro wurden und werden dort investiert. Abgeschlossen ist die Neugestaltung erst mit der Anbindung des MKKD, dann wird auch der Übergang zum gemeinsamen Raum für Radfahrer und Autofahrer farblich erkennbar (ein echter Shared Space sei hier nicht möglich gewesen) und die Topografie entsprechend angepasst (wozu sogar Treppenläufe wieder verwendet werden). Tiefbauamtsleiter Walter Hoferer erklärte dazu, dass das MKKD wegen seiner tiefen Lage vor Niederschlägen besonders geschützt werden müsse. So habe man eine Wasserableitung in der Roßmühlstraße eingebaut: „Das MKKD sollte so vor Starkregen geschützt sein.“
Station 4 – das Hotel- und Kongresszentrum
IFG Vorstand Norbert Forster gab den Anwesenden einen Überblick über den Stand der Bauarbeiten. Dabei erwähnte er auch, dass die Dachterrasse des neuen Gebäudes nicht nur für Hotel- und Kongressgäste, sondern für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich sei. „Wir haben eine gemeinsame Eröffnung von Hotel und Kongresszentrum geplant,“ erklärte er. Dafür habe man das erste Quartal 2022 angepeilt – wenn alles glatt läuft. Momentan geht nämlich allmählich das Material aus – ein Problem, mit dem auch die Nachbarbaustelle am Kavalier Dalwigk zu kämpfen hat.
Station 5 – das Kavalier Dalwigk
Schon Ende des Jahres soll das sanierte Kavalier Dalwigk an das Existenzgründerzentrum brigk übergeben werden. Das erklärte Nicolai Fall, Geschäftsführer der INKoBau. Alle vier Baubereiche würden im Zeitplan liegen – aber auch hier könnte fehlendes Material (Fenster und Türen) den Zeitplan ausbremsen. „Wir sind trotzdem sehr guten Mutes,“ meinte Fall. 85 Prozent der Sanierung am historischen Gebäude mit seinem markanten Wasserturm seien bereits abgeschlossen. Und auch bei den Neubauten rechne er mit der Beendigung der Rohbauarbeiten zum Ende des Jahres. Dann könne man im Winter mit den Arbeiten im Inneren beginnen. Ach – und im Budget sei man bisher auch geblieben.
Station 6 – das Donauufer
Am Brückenkopf wird man künftig die Donau aus verschiedenen Perspektiven erleben können, erklärte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle. Und das erfreulicherweise mit einem Projekt, das im Kostenrahmen geblieben ist. 600 000 Euro wurden in die – Hochwasser resistente – Umgestaltung des Ufers mit Sitzstufen und Treppen investiert, 385 000 Euro werden dabei gefördert. Die Radltruppe lernte bei dieser Gelegenheit auch den neuen Leiter des Gartenamts, Bernward Wilhelmi, kennen. Und dieser wiederum wurde bei diesem Projekt gleich mit kritischen Bürgern konfrontiert, wie er berichtete: „Es hat mich ein bisschen amüsiert, als ich gefragt wurde, wann wir die Bäume fällen. Da waren die Bäume schon geschnitten.“ Nichts wurde gefällt und die neuen Bauteile sind sogar mit einem Kran über die Baumwipfel „gewuchtet“ worden.
Station 7 – der Donau-Damm
Einen kurzen Zwischenstopp legte der Radltrupp auf dem Donau-Damm ein, um den neuen, umstrittenen Fahrbahnbelag selbst testen zu können. Und um einzuschätzen, ob eine Asphaltierung Sinn macht bzw. gemacht hat. „Es wird in Zukunft immer wieder Diskussionen in der Stadtgesellschaft geben,“ gab Gero Hofmann zu Bedenken.
Station 8 – die Kita in der Gustav-Adolf-Straße
In der Gustav-Adolf-Straße erwartete Alexander Bendzko, Geschäftsführer der GWG, die Radler an der Kindertagesstätte. Sechs Gebäude aus Fertiggaragen sind hier inzwischen zur Kita umgebaut worden. Ursprünglich waren dort unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge untergebracht, dann Studenten, nun können hier 296 Kinder im Vorschulalter betreut werden. Theoretisch. Praktisch sind es aktuell knapp über 100. Was laut Kulturreferent Gabriel Engert zwar ausreicht, aber auch dem Mangel an Personal geschuldet ist.
Station 9 – die Anton-Schule
Eigentlich heißt sie ja Schule an der Münchener Straße, aber unter dem Namen Anton-Schule ist sie in Ingolstadt immer noch bekannter. Das bestätigte auch Schulleiterin Sigrid Schwarzer. Bald werde man das 100-jährige Bestehen der Schule feiern, nun ist man froh über den Neubau, der in zwei Jahren weitgehend fertig gestellt wurde. 12,9 Millionen Euro hat er gekostet. Der neue, zusätzliche Platz ermöglicht es der Schule, als Modellschule Kooperativer Ganztag in Ingolstadt zu fungieren. Dafür werden z.B. besondere Räume für differenzierten Unterricht benötigt. Hierbei werden Klassenverbünde für spezielle Lerninhalte aufgelöst und die Kinder in einer neuen Konstellation unterrichtet. Die Zeit abgelaufen ist gleichzeitig für die alte Turnhalle der Anton-Schule. Diese wird abgerissen, weil gleich nebenan eine neue dreifach Ballspielhalle gebaut wird. An der Stelle der jetzigen Turnhalle ist ein Grünbereich mit Bäumen und Spielgeräten geplant.
Damit war der offizielle Teil der Baustellentour beendet. Im Anschluss wurde der „Input“ dieses Nachmittags im Biergarten „vertieft“.