Mobilität der Zukunft aus Ingolstadt – Revolutionäres Antriebskonzept kämpft bisher gegen Windmühlen
Dass sich die Mobilität der Zukunft grundlegend von dem unterscheiden wird, wie wir sie heute kennen, ist unter Experten unbestritten. Dabei spielt auch der Wechsel weg vom bisher gängigen Verbrennungsmotor zu neuen Antriebskonzepten eine wichtige Rolle. Eine entscheidende Entwicklung hat in diesem Bereich der Ingolstädter Ingenieur Roland Gumpert geleistet. Durch die von ihm entwickelte Brennstoffzelle ist es möglich, durch kurze Tankvorgänge auf Wasserstoff basiertem Methanol Reichweiten von über 800 Kilometern zu erreichen. Da die Automobilindustrie, unter anderem auch getrieben durch politische Forderungen, durch Milliarden Investitionen auf den reinen Elektroantrieb setzt kämpft Gumpert mit seinem revolutionären Antriebskonzept wie gegen Windmühlen. Für die IN-direkt Leser nahm sich der Ingolstädter Zeit, sein Antriebskonzept und die Hintergründe zu erläutern.
Herr Gumpert, in Ingolstadt sind Sie kein Unbekannter. Was haben Sie gemacht, bevor Sie ihr eigenes Auto entwickelt haben?
Ich habe bei Audi vor vielen Jahren als Versuchsingenieur in der Technischen Entwicklung angefangen. Mein erstes „Auto“ als verantwortlicher Typbegleiter war der AUDI 50, den es heute noch als VW Polo gibt. Bald war ich Abteilungsleiter, machte das einzige von AUDI entwickelte Motorrad und dann den AUDI Iltis. Ich überzeugte damals meine Vorgesetzten die Herren Bensiger und natürlich Dr. Piech den Allrad des Iltis Fahrzeuges in eine Limousine einzubauen. Das war dann der QUATTRO. Danach war ich bis 1986 Leiter von AUDI SPORT und leitete die nächsten 5 Jahre den Bereich Entwicklung Übersee. In diesen Bereich fiel natürlich auch China und zusammen mit unserem damaligen Produktionsvorstand Stübig war ich der erste Audianer in Changchun (China). Nach China wollte mich Dr. Piech in Wolfsburg haben, doch ich wollte nicht.
Wie kam es zur Idee etwas komplett Neues zu schaffen?
Roland Mayer (MTM) hatte mich gebeten ihn bei der Entwicklung eines Supersportwagens zu unterstützen. Als ich aber aus dem Prototypen ein Serienauto entwickeln wollte, stieg er, nachdem ich ihm seine Anteile abgekauft hatte, aus dem Projekt aus. Ich gründete dann die Gumpert Sportwagen Manufaktur und wir bauten knapp 100 Apollos. Danach auch noch den Prototyp Tornante und den Sportwagen Explosion. 2017 gründete ich dann die Firma Gumpert Aiways Automobile GmbH zusammen mit der chinesischen Firma Aiways. Nachdem wir die Anteile der chinesischen Firma Aiways zurückgekauft hatten wurde die Firma Gumpert Automobile GmbH gegründet.
Und wie entstand der Name für das Auto?
Die Idee für mein erstes Auto stammt von meiner Frau Lia. Für unser Methanol-Wasserstofffahrzeug haben wir lange gesucht. Plötzlich hatte ein alter Freund aus den „Chinatagen“, bei ihm saß damals meine Tochter Nathalie oft auf seinem Schoß, die Idee. Das erste Sportfahrzeug heißt Nathalie, das zweite Magdalena und das dritte Lucrezia.
Bisher ist ihr revolutionäres Antriebskonzept der breiten Masse noch nicht so bekannt. Wenn Sie es einem technischen Laien erklären müssen: Was ist das Besondere daran?
Wir erzeugen aus einer Flüssigkeit (Methanol Anm. d. Red.), die man ganz normal an jeder Diesel oder Benzintankstelle mit einer Zapfpistole tanken kann, Strom. Dieser Strom treibt den Elektromotor des Fahrzeuges an und lädt, falls das nötig ist, auch die Batterie des Fahrzeuges auf.
Wie steht es um die Verfügbarkeit des Antriebsstoffes Methanol?
Methanol ist nach Rohöl mengenmäßig die größte Flüssigkeit auf der Welt. Jährlich werden über 150 Millionen Tonnen hergestellt. Hierbei handelt es sich allerdings um sogenanntes graues Methanol. Wir setzen auf grünes Methanol. Im Moment stellen alle großen Methanol Produzenten auf grünes Methanol um. Wir haben bereits Verträge, die die Versorgung unserer Fahrzeuge mit grünem Methanol sicherstellen. Die Aussage unserer Vertragspartner ist, dass wir im Jahr 2030 für alle LKWs, Busse und PKWs in Europa genug grünes Methanol hätten, um alle Fahrzeuge damit zu betreiben.
Wäre das Antriebskonzept auch für einen breiten Massenmarkt tauglich oder ist es eher etwas für exklusivere, teurere Autos?
Wir können den GPT (Gumpert Power Train/ Gumpert Antriebsstrang) überall einbauen. Bei uns läuft damit ein Stadtfahrzeug (Smart), Sportwagen (Nathalie) und ein LKW (MAN/VW-Transporter).
Wie haben die großen Autohersteller auf Ihre Entwicklung reagiert?
Die großen Hersteller haben Milliarden von Euro in die zukünftigen Modelle der Elektro- Massen-PKWs gesteckt. Die können momentan keine Kurve machen. Nach einigen Jahren können sie das. Unser Prinzip setzt auf ein Elektro-Auto auf. Das Elektroauto ist sozusagen der „Einachsantrieb“. Wir kommen dann und setzen unseren GPT (Gumpert-Antriebsstrang) in das Auto ein. Das ist dann der Allrad, damit wären wir wieder beim QUATTRO Antrieb!
Sie waren auf verschiedenen Automobil Messen. Wie ist ihr Konzept dort aufgenommen worden?
Immer sehr, sehr positiv. Doch dann kommen die Neider und die Lobby der „Anderen“. Wir kämpfen bereits seit 4 Jahren gegen die Windmühlen.
Was wurde Ihnen gesagt, wieso das Konzept bisher nicht aufgenommen und in großer Stückzahl umgesetzt wird?
Unser Konzept ist das einzig sinnvolle. Man spart sich Billionen von Euro, weil die weltweite Infrastruktur vorhanden ist! Alle Entwicklungsländer können eingeschlossen werden! Man kann auf der linken Seite ganz normal sein Auto elektrisch laden (wenn man will und eine Ladestation vorhanden ist), auf der rechten Seite tankt man „veredelten Wasserstoff (Methanol). Man hat kein Reichweitenproblem! Umso größer der Tank, umso größer die Reichweite, wie bei einem Benzinauto!
Wie ist der momentane Stand? Gibt es außer dem Prototypen schon weitere Autos und wie sieht die Zukunft für „Nathalie“ aus?
Wir haben ca. 10 Nathalies aufgebaut, jedoch machen wir wegen Corona damit eine Pause und konzentrieren uns auf das Transporter Segment. Mit der THI (Technische Hochschule Ingolstadt) haben wir eine Kooperation und arbeiten, gefördert vom Bayrischen Staat, gemeinsam an diesem Projekt. Zur Zeit sind wir auf Investorensuche. Sobald wir damit erfolgreich sind werden alle Projekte mit großem Einsatz weiter bearbeitet.
Fotos: Gumpert Press Kit