Alles neu beim Georgischen Kammerorchester
Neuer Geschäftsführer, ein Tarifvertrag für die Musiker und ein neuer (alter) Dirigent: Das Georgische Kammerorchester startet in eine neue Zeitrechnung. „Das ist jetzt ein sehr schöner Zeitpunkt“, erklärte dazu Kulturamtsleiter Tobias Klein, der bisher auch als Geschäftsführer des GKO fungierte – nebenberuflich. Doch nun ändern sich die Zeiten.
Nach vielen Jahren der wirtschaftlichen Unsicherheit wird es nun erstmalig einen Haustarifvertrag geben, der die Stellung des Orchesters und seine herausragenden Leistungen honoriert. Im Zuge der Verhandlungen zwischen Stadt und Orchester wurde dabei entschieden, das Orchester als A-Orchester einzustufen. Damit werden sowohl Gehaltanpassungen für die Musiker und Musikerinnen vorgenommen als auch strukturelle Veränderungen eingeführt, die den Bedürfnissen des Orchesters entsprechen und einen weiteren Schritt in Richtung Professionalisierung bedeuten.
Eine zweite Veränderung ist die Neuschaffung der Vollzeitstelle des Geschäftsführers, die ab dem 01.08.21 Miguel Angel Parera Salva übernimmt: „Ich freue mich sehr Teil der GKO-Familie zu werden. Gemeinsam werden wir dieses Orchester für und mit den Menschen in Ingolstadt weiterentwickeln.“
Die Auswahlkommission, bestehend aus Bürgermeisterin und Kulturreferent, der künstlerischen Leitung und der aktuellen Geschäftsführung des Orchesters, dem Orchesterbüro, dem Orchestervorstand und dem Freundeskreis, hat sich dabei einstimmig für Parera Salva entschieden.
Ausschlaggebend war auch sein Ansatz zur Entwicklung des Orchesters: „Ich konzipiere kein Orchester ohne sein Publikum, denn ohne Zuhörer*innen findet auch keine Kommunikation statt – und auch keine Musik. Deswegen lade ich herzlich jede*n Bürger*in ein, Teil des Projektes zu werden und diesen Dialog zwischen Menschen und Musik gemeinsam zu gestalten.“
Als künstlerischer Leiter kehrt Ariel Zuckermann zum Orchester zurück. Ende Juli ist er erstmals wieder in Konzerten des GKO vor „Live“-Publikum zu erleben.
Nicht zuletzt wird eine neue Vollzeitstelle in der Abo-Betreuung und dem Ticketing geschaffen, so dass es nun eine dauerhafte und persönliche Ansprechpartnerin für alle Abonnentinnen und Abonnenten sowie Ticketkäufer und Interessierte gibt.
Mehr Informationen: www.gko-in.de
Hintergrundinformation zu den neuen Beschlüssen
Diese Neuausrichtung ist das Ergebnis langjähriger vertrauensvoller Verhandlungen zwischen der Stadt Ingolstadt, dem Orchester und dem Freundeskreis des GKO mit dem Ziel das Orchester für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu rüsten und es gleichzeitig als Fixpunkt der Kulturszene in Ingolstadt weiter zu etablieren. Die Grundlage für diesen Transformationsprozess haben Ruben Gazarian als Chefdirigent und Tobias Klein als Geschäftsführer seit den Jahren 2015, bzw. 2016 geschaffen.
Ausgangspunkt der Entwicklungen waren die wirtschaftliche Sanierung, eine gefestigte Struktur und eine künstlerische Weiterentwicklung gleichermaßen. So wurde das Orchester seit dieser Zeit mehrfach und erstmalig zu nationalen und internationalen Gastspielreisen eingeladen, die Abonnementzahlen stabilisierten sich und die Gehälter der Musiker konnten erhöht werden.
Die künstlerische und organisatorische Leitung des Orchesters um Klein, Gazarian und die Orchestermanagerin Saskia Hankel erschloss neue Vertriebsmöglichkeiten, künstlerische Highlights und modernere Orchesterstrukturen.
Seit jeher hatte das Orchester großartige Unterstützung durch den Freundeskreis, speziell in den letzten Jahren durch den damaligen Vorsitzenden Manfred Schuhmann, und durch den Kulturreferenten Gabriel Engert erhalten. Schuhmann und Gazarian haben die Analyse durch ein externes Gutachten angestoßen, welches schließlich 2019 bei der Firma Metrum, Unternehmungsberatung für Kultur und Bildung, in Auftrag gegeben wurden und dessen Ergebnisse die Grundlage der jetzigen Beschlüsse sind.
Kurzbiografie Miquel Àngel Parera
Miquel Àngel Parera wurde als Cellist in seiner Heimat Mallorca und dann an der Kunst Universität Graz ausgebildet, wo er sein Master- und Postgraduiertenstudium abschloss. Wichtige künstlerische Impulse erhielt er von Marçal Cervera, Agustín León Ara, Enrique Santiago, Florian Kitt und am Klangforum Wien. Anschließend bildete er sich zum Kulturmanager in Wien fort. Unter anderem am Institut für Kulturkonzepte Wien und an der Musik Universität Wien beim IKM. Seine Leidenschaft für die strukturellen Herausforderungen des Kulturbetriebs konnte er so mit seinen künstlerischen Prägungen kombinieren. In seiner Laufbahn war er als Festspielleiter bei den Lux Festspielen in Ruhla, Thüringen tätig. Weitere Stationen waren u.a. an der Kulturabteilung der spanischen Botschaft in Wien, als Orchestermanager des Gustav Mahler Jugendorchester und als Technischer Direktor (Geschäftsführer) des Orquesta Sinfonica de Tenerife. Als solcher wurde er in den Vorstand der AEOS (Verband Spanischer Sinfonieorchester) gewählt. Seit 2020 ist er Orchestermanager des Swiss Orchestra.
Kurzbiografie Ariel Zuckermann
Der in Israel geborene Ariel Zuckermann zählt mittlerweile zu den gefragtesten Dirigenten der jüngeren Generation. Seit 2015 ist er Musikdirektor des renommierten Israel Chamber Orchestra folgt er in dieser Position unter anderen Gary Bertini, Luciano Berio, Rudolph Barshai und Shlomo Mintz. Bereits zu Beginn seiner Dirigierkarriere präsentierte sich Ariel Zuckermann als vielversprechende, Akzente setzende Dirigentenpersönlichkeit, weshalb er 2003/2004 zum Assistenten von Iván Fischer beim Budapest Festival Orchestra berufen wurde. Debüts führten ihn 2007 mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin in die Berliner Philharmonie, 2009 war er mit dem Orquesta Sinfónica de Euskadi auf gefeierter Spanientournee.
Foto: Andi Frank