„Klima bestimmt, wie wir leben, Biodiversität, ob wir leben“
Heute (22-Mai) ist „Tag der Artenvielfalt“. Auch die vier Ringe setzen sich aktiv für die Vielfalt der Arten ein. Biodiversität ist eines der vier zentralen Handlungsfelder des Audi Umweltprogramms „Mission Zero“. Antje Arnold, Biodiversitätsexpertin bei den vier Ringen, erklärt im Interview, warum dieses Engagement weit mehr ist, als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Außerdem gibt sie einen Ausblick auf kommende Projekte wie „Urban Gardening“ am Standort Ingolstadt und zeigt, was jeder einzelne für mehr Diversität in der Natur tun kann.
Frau Arnold, beim Thema Artenvielfalt denken viele Menschen als erstes an Bienen und bunte Blumenwiesen, nicht an einen Autohersteller. Warum engagiert sich Audi trotzdem so sehr dafür?
Antje Arnold: Ich erkläre das gern so: Der Klimawandel bestimmt, wie wir leben, aber die Biodiversität bestimmt, ob wir leben. Dieser unscheinbare Satz macht sofort deutlich, wie bedeutsam Artenvielfalt für uns ist. Jeden Tag sterben weltweit 150 Arten aus. Das sind eintausend Mal so viele, wie auf natürliche Weise verschwinden würden. Die Biodiversität ist ein komplexes Netzwerk, in dem jeder einzelne Organismus eine bestimmte, nützliche Aufgabe hat. Der Mensch bedient sich daran, greift in das Ökosystem ein und bringt es somit in eine Schieflage.
Wir bei Audi sind uns bewusst Biodiversität ist die Grundlage für unser Leben und unser Wirtschaften. Zwar ist unser Unternehmen nicht unmittelbar abhängig davon, aber wir beeinflussen die Biodiversität und nehmen deswegen auch unsere Verantwortung wahr. 2015 sind wir schließlich der Initiative „Biodiversity in Good Company” beigetreten. Mit konkreten Maßnahmen an unseren Standorten und Kommunikation wollen wir bei unseren Kund_innen und Mitarbeitenden ein Bewusstsein für das Thema schaffen. Wir nehmen die Sache ernst.
Allem guten Willen zum Trotz: Ist dieses Bemühen nicht letztlich der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein?
Arnold: Jede Maßnahme zählt. Zwar haben wir bei Audi verhältnismäßig wenig Fläche an unseren Standorten, aber genau dort können wir qualitativ schon viel erreichen. Wir gestalten unsere Produktionsstandorte naturnah für eine direkte Verbesserung. Diese Projekte haben außerdem eine hohe Sichtbarkeit: Blumenwiesen und Hochbeete fallen einfach sofort ins Auge. Jeder Mitarbeitende nimmt diese Eindrücke mit nach Hause. Wenn alle Audianer_innen unsere Mission im Privaten weitertragen, können wir zu einem positiven Wandel beitragen.
Auch gehen wir das Thema alles andere als „tröpfchenweise“ an, sondern strategisch: Audi hat einen Biodiversitätsindex entwickelt, mit dem wir die Biodiversität an verschiedenen Standorten ermitteln können. Dadurch können wir nun feststellen, wie ideal-divers unsere Standorte sind, systematisch eine Strategie für eine bessere Naturbilanz ausarbeiten und unsere Erfolge messen. Damit sind wir Vorreiter bei diesem wichtigen Thema.
Ein häufig genanntes Beispiel sind die Blühwiesen am Standort Münchsmünster, die größte und umfassendste Maßnahme der vier Ringe im Bereich Biodiversität. Was macht das Unternehmen darüber hinaus, auch an den anderen Audi Standorten auf der Welt?
Arnold: Ja, Münchsmünster ist ein tolles Projekt. Die gesamte, 17 Hektar große Außenfläche sind mittlerweile biodivers gestaltet und wurden sogar im Rahmen des Projekts „Blühpakt Bayern“ ausgezeichnet. Am Standort Münchsmünster ist es uns gelungen, die Waage zu halten: Möglichst viel Freifläche kommt der Natur zugute und der Betrieb kann trotzdem reibungslos ablaufen.
Durch die Biodiversitätskennzahl und im Rahmen des Audi Umweltprogramms „Mission Zero“ können wir bei den neuen Konzepten, die wir derzeit für alle Standorte entwickeln, viel systematischer und ganzheitlicher vorgehen, als bislang. Es geht nicht nur um Freiflächen, sondern auch um neue Standards, beispielsweise bei der Architektur. Außerdem möchten wir auch die Wissenschaft unterstützen. Durch unsere Monitorings generieren wir wertvolle Daten, die anderweitig wiederverwendet werden können. Auch Naturschutzorganisationen wollen wir an den Ergebnissen teilhaben lassen.
Immer wieder äußern Mitarbeitende den Wunsch, die Gebäudedächer großflächig zu begrünen. Eigentlich eine naheliegende Maßnahme im Hinblick auf die viele ungenutzte Dachfläche. Woran scheitert die Idee in der Realität?
Arnold: Leider ist das gar nicht so einfach. Gerade Werkhallen sind statisch nicht darauf ausgelegt Dachbegrünungen zu tragen. Auf Bürogebäuden können Begrünungen einfacher integriert werden. Einige Stellen werden daraufhin gerade geprüft. Ebenso untersuchen wir gerade, inwieweit Neubauten so konzipiert werden können, dass wir Dachbegrünungen künftig öfter realisieren können.
Wie entwickeln Sie das Thema „Artenvielfalt“ bei Audi weiter und auf welche neuen Projekte können sich die Audianer_innen jetzt schon freuen?
Arnold: Wir wollen besonders beim Bewusstsein und bei der Integration der Mitarbeiter_innen investieren. Audianer_innen können sich zum Beispiel auf unser gerade angelaufenes Projekt „Urban Gardening“ freuen. Hier können sie selbst in den Hochbeeten gärtnern. Der Anbau wird mithilfe eines IT-Tools registriert, so weiß jeder wo Gurken, Tomaten und andere Blühpflanzen wachsen.
Zudem sind einige Projekte zur Landesgartenschau in Ingolstadt geplant, ebenso wie Biodiversitätskampagnen in den Kantinen und Workshops sowie Führungen für Mitarbeiter_innen. Damit wollen wir allen unsere Gedanken mit nach Hause geben.
Wie meinen Sie „mit nach Hause geben“? Was kann jeder Mitarbeitende zu Hause tun?
Arnold: Mitarbeiter_innen haben auch zuhause riesige Möglichkeiten, Biodiversität zu fördern – und das geht ganz einfach: Im eigenen Garten oder auf dem Balkon sollte man regionale Pflanzen nutzen und somit heimischen Tieren einen Lebensraum schaffen. Also anstatt Rollrasen und Kiesgärten lieber einmal Wildwuchs zulassen. Außerdem kann man ökologische Landwirtschaft beim Einkauf unterstützen und dadurch Pestizide auf den Feldern vermeiden. Auch eine fleischarme Ernährung hilft der Biodiversität, sogar im globalen Kontext. Denn für unsere heimischen Nutztiere muss dann kein Regenwald mehr abgeholzt werden. Zuletzt kann man sich auch noch in Umweltorganisationen engagieren. Dort schützt man beispielsweise heimische Naturschutzflächen und es macht einfach Spaß.
Mehr Informationen über den Umweltschutz bei Audi und das Umweltprogramm „Mission Zero“ gibt es im Audi mynet.
Text: Kommunikation Mitarbeiter Foto: Audi
Bild: Antje Arnold vor einem Insektenhotel bei Audi in Münchsmünster.