„Das Schicksal dieser Patienten geht uns sehr, sehr nahe“
Die rund 1.100 Pflegekräfte am Klinikum Ingolstadt machen in der Pandemie keinen Job wie jeder andere. Zwei Pflegende berichten stellvertretend zum Tag der Pflege, wo ihre besonderen Herausforderungen liegen.
Sie bilden die größte Berufsgruppe am Klinikum Ingolstadt. Rund 1.100 Pflegekräfte arbeiten im Klinikum Ingolstadt auf den Stationen, in den Operationssälen oder in anderen Bereichen wie zum Beispiel der Hygiene. „In der Corona-Pandemie sind die Pflegenden im Klinikum in ganz besonderem Maß gefordert, nicht nur in ihrer gesamten professionellen Bandbreite, sondern auch menschlich,“ erklärt Erich Göllner, Pflegedirektor am Klinikum Ingolstadt zum Tag der Pflege am 12. Mai. An diesem Datum wurde vor 201 Jahren die britische Krankenschwester Florence Nightingale geboren, die Begründerin der modernen Krankenpflege.
Die Versorgung der Covid-19-Patienten ist wegen der persönlichen Schutzausrüstung deutlich aufwändiger als bei anderen Patienten. „Ich kann nicht einfach mal schnell aus dem Patientenzimmer gehen, um für den Patienten Wasser zu holen. Ich bin vermummt und darf mit meiner Kleidung nichts außerhalb des Isolationszimmers anfassen,“ berichtet Lisa Brucklacher, stellvertretende Stationsleiterin, über die Arbeit auf der Corona-Intensivstation. „Das Schicksal dieser Patientinnen und Patienten geht uns allen sehr, sehr nahe. An einem Tag sprechen Sie noch mit einem Patienten, der große Angst hat. Am nächsten Tag ist er intubiert. Und dann geht es ihm plötzlich so schlecht, dass er es vielleicht nicht überlebt. Die Patienten, die es nach langer Behandlung dann doch schaffen, sind für mein Team der große Ansporn.“
Anspruch an die Pflege hat auch außerhalb der Covid-19-Stationen zugenommen
Die Pandemie trifft alle Bereiche, in denen Pflegekräfte tätig sind, auch solche in denen keine Covid-19-Patienten betreut werden. Max Ziegler arbeitet auf einer beschützenden Station im Zentrum für psychische Gesundheit des Klinikums. „Wir sehen doch wie die Corona-Krise bereits uns Gesunde belastet. Umso härter trifft es psychisch Kranke, für die an vielen Stellen Unterstützung in der Pandemie weggefallen ist. Unsere Patienten sind oft sehr angespannt, und wir müssen auf der Station mehr Konflikte als sonst schlichten. Es fehlt durch die Pandemie z. B. Kontakt zu den Angehörigen und die Möglichkeit von ihnen begleitet in den Ausgang zu gehen. Wenn Familie und Freunde etwas im Klinikum vorbeibringen, dann gehen wir mit den Patienten zum Eingang, damit sie sich wenigstens von Ferne sehen können.“
Der Anspruch an die Pflege im stationären Bereich hat in der Pandemie auf vielfältige Weise zugenommen. Das Klinikum Ingolstadt sucht deswegen examinierte Pflegekräfte. „Jetzt wäre für alle professionellen Pflegekräfte, die in andere Bereiche gewechselt sind, der richtige Moment in diesen Beruf zurückzukehren. Die Pflege ist ein sehr interessanter und anspruchsvoller Beruf, der die gesamte Persönlichkeit fordert und gleichzeitig große räumliche und zeitliche Flexibilität schenkt. In der Krise bieten wir als kommunaler Arbeitgeber mit attraktiven Sozialleistungen unseren Beschäftigten zusätzlich große Sicherheit“, appelliert Göllner an Pflegekräfte, die das Gesundheitswesen verlassen haben.
Fotos: Klinikum Ingolstadt