INKULT wird in das Kulturamt der Stadt Ingolstadt eingegliedert
Am 1. Mai kehren die Aufgaben der Gemeinnützigen Ingolstädter Veranstaltungs GmbH (INKULT) ins Kulturamt zurück. Damit ist die Rückgliederung der städtischen Tochtergesellschaft vollzogen, die der Stadtrat im Herbst vergangenen Jahres beschlossen hat. Alle Mitarbeiter/-innen von INKULT haben ein Übernahmeangebot erhalten und dieses angenommen. Der neue Amtsleiter wird der bisherige INKULT-Geschäftsführer Tobias Klein, seine Stellvertreterin ist Gerti Achtner. Die Büroräume in der Ziegelbräustraße 7 bleiben bestehen.
Mit dem 30. April wird die Gemeinnützige Ingolstädter Veranstaltungs GmbH den Betrieb einstellen und anschließend liquidiert. „Die Zuständigkeiten der Gesellschaft kommen in der Form eines optimierten Regiebetriebs in das Kulturamt zurück“, sagt Kulturreferent Gabriel Engert. Dies bedeutet, dass strukturelle Vorteile einer GmbH auch unter dem Dach einer Behörde weiterwirken. Dies sorge für mehr Transparenz, die vom Stadtrat seit Gründung der städtischen Tochter Anfang 2016 stets gefordert wurde.
Seit dem Bestehen der Gesellschaft wurde das vielfältige kulturelle Angebot erfolgreich weitergeführt. Zudem kamen neue Formate hinzu, wie die Tanztage und das Flamencofestival. Bestehende Konzepte hingegen wurden zum Teil neu konzipiert. Dazu zählen die Ingolstädter Literaturtage: Das neue Format sieht vor, dass die jeweils aktuellen Marieluise-Fleißer-Preisträgerinnen und Preisträger einen Teil des Festivals gestalten.
Auch die Ingolstädter Kabaretttage gingen mit einem neuen Konzept und einem neuen künstlerischen Leiter an den Start: Andreas Martin Hofmeir. Der gebürtige Ingolstädter konzipierte themenbezogene Abonnementreihen, die bekannte Kabarettgrößen mit zu Unrecht unbekannteren Rohdiamanten der Szene verbinden.
Die Ingolstädter Kabaretttage hat INKULT im Herbst 2018 übernommen, zusammen mit dem Bluesfest und der Kleinkunstbühne Neue Welt. Auch die zweite Spielstätte von INKULT, das Kulturzentrum neun, konnte weiter ihren Platz im Kulturleben festigen. Dies gelang sowohl mit neuen Formaten als auch einer steigenden Anzahl an Vermietungen.
Auch im Bereich Feste und Märkte beschritt INKULT neue Wege. Das Volksfest Herbst ging im Jahr 2018 mit einer Konzeptänderung an den Start: Statt nur einem standen zwei Festzelte auf dem Veranstaltungsgelände. Eine weitere Neuheit war die Platzierung des Warenmarktes, der sich erstmalig auf dem Festgelände an der Dreizehner- / Harderstraße befand.
Ebenfalls im Herbst 2018 gab es eine weitere Premiere: kultURIG fand zum ersten Mal im Bauerngerätemuseum in Hundszell statt. Die Atmosphäre des ehemaligen Bauernhofes bot den idealen Rahmen für dieses Brauchtumsfest. Ein Jahr später, im Herbst 2019, feierte kultURIG erneut eine Premiere: statt an zwei drehte sich nun an drei Tagen alles rund um das Thema bayerisches Brauchtum und die Traditionen der Heimatvertriebenen.
Um jeder Zielgruppe „ihr“ Fest zu bieten, hat INKULT einen Wechsel der drei großen Feste Bürgerfest, Herzogsfest und ZAM ins Leben gerufen. So wurde das Herzogsfest in 2018 nach längerer Pause mit großem Erfolg veranstaltet. Ein Jahr später stand das größte Fest in Ingolstadt, das Bürgerfest, auf dem Programm – und es wartete mit Neuheiten auf: Es gab 18 Bühnen und 3 davon wurden erstmalig von INKULT betrieben. Erstmals wurde auch die Donau einbezogen, wie auch der Klenzepark mit dem Kinderprogramm Toggo und nicht zu vergessen das Highlight: die Aussichtsgondel am Rathausplatz. Voriges Jahr sollte dann ZAM gefeiert werden, das Streetart Fest mit lokalen Künstlern. Doch coronabedingt musste dies abgesagt werden.
Selbst die „schönste Zeit des Jahres“, die Vorweihnachtszeit, gestaltete INKULT noch festlicher. So ist die Kulturzeit vom Herzogskasten zum Kunsthandwerkermarkt auf den Carraraplatz gezogen. Die Kulturzeit bietet für Kinder und Jugendliche die Gelegenheit zum Mitmachen und selbst gestalten. Zudem gab es zum ersten Mal auf dem Carraraplatz ein abwechslungsreiches Musikprogramm. Ebenfalls neu war die Weihnachtsbahn für Groß und Klein, die zu einer gemütlichen Rundfahrt durch die Innenstadt eingeladen hat.
All diese Feste und Märkte sowie auch das Afrikafest und das Fest der Kulturen wurden stets mit Beteiligung, Unterstützung und großer Begeisterung der Vereine und der Bevölkerung abgehalten.
Zudem stellte sich INKULT neuen Herausforderungen: Die Coronapandemie erforderte neue Konzepte und so rief man den Blog trotzdemjetzt.de ins Leben. Diese Website ist eine Plattform, auf der Künstler/-innen und Kulturschaffende (aus der Region) wegen und trotz der Coronakrise ihre Kunst präsentieren können. Auf dieser Online-Bühne werden kreative Beiträge unterschiedlicher Art gezeigt – von Musikbeiträgen und Playlists über Lesungen bis hin zu bildender Kunst.
Bereichert wird der Blog zudem von den kanal neun Sessions, ein neues Format. Dies sind „intime“ Liveaufnahmen von Ingolstädter Musiker-/innen im Video. Unmittelbar und ungefiltert, ohne Schnickschnack teilen sie ihre Musik und liefern Statements und Gedanken zur Ingolstädter Musikszene.
Der Blog aber ist nicht nur aus der Coronakrise heraus entstanden. „Wir planten bereits einen Blog für INKULT, dessen Start durch die damalige Situation beschleunigt wurde“, sagt Tobias Klein. „Der Blog war eine nachhaltige Erweiterung des Angebots von INKULT und wird künftig Teil des Kulturamts Ingolstadt sein, unabhängig von der Coronakrise.“
Ein weiterer digitaler Weg war das Streaming-Festival „#trotzdemjetzt“, das INKULT zusammen mit dem Donaukurier präsentierte. Diese Art von Veranstaltung feierte im Mai vorigen Jahres Premiere und daran teil nahmen über 80 regionale Musiker/-innen. „Es ist wichtig, dass das Modell des kostenlosen Streamings nicht zur Gewohnheit wird“, sagt Tobias Klein. „Der Wert der Kultur muss geschätzt werden.“
Gesagt, getan: So initiierte INKULT im März dieses Jahres erstmalig ein digitales Format, für das die User einen kleinen Obolus entrichten mussten. Die Premiere innerhalb dieses Konzepts feierte die Kabarett-Mixed-Show „Wer dablost’s“ mit dem ECHO Klassik-Preisträger und Kabarettist Andreas M. Hofmeir.
Aber auch Liveveranstaltungen kamen im vorigen Jahr nicht zu kurz. Um den Coronaauflagen gerecht zu werden, konzipierte man die Reihe MittwochKlassik neu. So fanden die Konzerte nicht wie gewohnt im Kamerariat, sondern auf dem Carraraplatz statt. Verbunden mit dem Ortswechsel erhielt die Reihe auch einen neuen Namen: Open Air Mittwochkonzerte. Denn neben Klassik waren auch andere Genres zu hören.
Der jüngste Clou von INKULT ist die Freilicht-Kunstaktion trotzdemjetzt EXPO. Hier werden Fotografien von Werken Ingolstädter Künstler/-innen und Kultureinrichtungen in Form einer Freilichtausstellung in der Innenstadt über einen Zeitraum von vier Wochen gezeigt. Dazu werden zirka 70 Werke auf Mesh-Bannern (140 cm x 216 cm) geplottet und in der Ludwig- und Theresienstraße an den dort vorhandenen Seilen aufgehängt.
Die Herausforderungen, sei es im digitalen Bereich, in der Erstellung von Sicherheits- und Hygienekonzepten oder in der Verwirklichung neuer Konzepte, spiegelten sich auch in der Personalentwicklung der Gesellschaft wider.
Erste Schritte in Richtung gebündelter und zentraler Koordination der Kommunikationsmaßnahmen und die Stärkung der Social-Media-Aktivitäten zahlte sich aus. Aufwand konnte reduziert und konzentriert werden und durch den Ausbau der Social-Media-Aktivitäten konnten neue Zielgruppen angesprochen werden. Auch dies ist in der aktuellen Coronapandemie, die zu deutlich mehr digitaler Präsenz führen musste, eine wichtige Grundlage. Diese Entwicklungen werden nun zukünftig im Kulturamt weiter vollzogen werden müssen.
„Ich freue mich, dass diese Entwicklungen nun im Kulturamt und damit in direkter Anbindung an die Stadt Ingolstadt fortgesetzt werden können“, so Gabriel Engert.
„Ingolstadt festigt immer stärker den Stellenwert einer Großstadt, die Urbanität hält weiter Einzug“, sagt Tobias Klein. „Diesen Anforderungen wollen wir weiterhin gerecht werden.“ Deshalb zeigt er sich auch sehr erfreut, dass alle INKULT-Mitarbeiter in die Stadt wechseln. „Wir haben ein hoch motiviertes und kreatives Team an Bord, das unterschiedliche Voraussetzungen mitbringt und sich stark für das Kulturleben einsetzt.“
Mit dem Schritt der Rückgliederung von INKULT werden alle bestehenden Veranstaltungen und Formate weitergeführt. Damit fallen in den Verantwortungsbereich des Kulturamts Ingolstadt ab 1. Mai mehr als 200 kulturelle Veranstaltungen der Stadt. Dazu zählen neben den genannten die Jazztage, das Mundartfestival dialektig sowie das Fest zum Reinen Bier. Weitere kulturelle Veranstaltungen wie die Orgelmatinee um Zwölf, das Neujahrs- und Maianblasen, Musik auf Rädern, das Weihnachtskonzert am Westfriedhof und das Abschlusskonzert der Pfeifturmbläser sowie die Reden zur deutschen Einheit fallen ebenso in das Aufgabengebiet. Hinzu kommt der Betrieb des Kulturzentrums neun, der Neuen Welt, des Exerzierhauses im Klenzepark sowie der DJH Jugendherberge Ingolstadt.