Zero Waste Ingolstadt und der Kampf gegen die Kippenflut
Zack, schnipp, flupp. Und schon landet wieder eine Zigarettenkippe in der Gegend. Mit jeder weg geworfenen Kippe wird die Umwelt belastet – und wie! Eine Zigarettenkippe, in der neben Nikotin auch Blei, Arsen und Chrom steckt, verseucht 40 Liter Grundwasser. Ganz nebenbei.
Sonja Tworek hält ein Glas in der Hand, das mit unzähligen Kippen gefüllt ist. Das ist ihre Ausbeute vom Wochenende, als sie in Gerolfing am See unterwegs war. Den gesamten See hat sie gar nicht umrundet und doch war das Glas schnell voll. Jetzt hat sie es als „Beweismittel“ zum Termin mit Bürgermeisterin Petra Kleine mitgebracht, um ihre Idee des Kippensammelns und Möglichkeiten zum Kippen-Recycling vorzustellen. Mit dabei war auch ihr Mitstreiter Stefan Schmitz, der sich wie sie seit Kurzem in der Initiative „Zero Waste Ingolstadt“ engagiert. Zu den Osterferien hatten sie über Instagram unter #nokippenflippen dazu aufgerufen, rumliegende Zigarettenkippen einzusammeln – mit überraschendem Erfolg: 10 Kilogramm Kippen kamen zusammen. „Die Idee kam so gut an, dass sich Leute gemeldet haben, sie würden gerne weiter sammeln,“ erklärt Sonja Tworek. Jetzt wollen sie in den Pfingstferien die Aktion wiederholen.
Die Ergotherapeutin Sonja Tworek leitet die Kreativ- und Bewegungstherapie in der Danuvius Klinik. Und von dort aus kam nun auch der entscheidende Kick für die Aktion, denn vor der Klinik wurde zunächst ein Eimer, dann eine Sammeltonne für Zigarettenkippen aufgestellt. Die Idee kam aus dem Klinik-Alltag. Und diese bislang einzige Kippentonne in Ingolstadt bleibt dort auch bis auf weiteres bestehen. Nachahmer sind natürlich ausdrücklich erwünscht und Zigarettenstummel können dort weiter entsorgt werden.
Mit Spaß entsorgen: Der Kippenentscheid
Eine besonders unterhaltsame Methode, seine Zigarette loszuwerden, ist der Abstimmungsaschenbecher. In der Danuvius Klinik in Pfaffenhofen gibt es schon einen. Dort wird eine Frage abgebildet und der Raucher stimmt per Kippe ab, indem er den Stummel in den rechten oder linken Aschenbecher wirft. Aber leider landen die Zigarettenstummel zu oft in der „Pampa“ und nicht im Aschenbecher. Deswegen stellt sich die grundsätzliche Frage: Wie kann man das Kippenflippen vermeiden? Mit kleinen Aschenbechern zum Mitnehmen zum Beispiel. Die gibt’s sogar als Recyclingprodukt, das aus – logisch – Kippen hergestellt wird. In diesem Bereich arbeitet die Zero Waste Initiative mit dem Sammelsystem Tobacycle zusammen. „Zigaretten müssen nicht in die Umwelt gelangen,“ betont Stefan Schmitz, der für die Grünen im Bezirksausschuss West sitzt und dort das Thema nun auch verstärkt anpacken möchte. Dabei geht es z.B. um die Nachrüstung von Mülleimern an Bushaltestellen. Überhaupt: Haltestellen, aber auch Kreuzungen und Parkplätze sind natürlich klassische Kippen-Hot-Spots. In Ingolstadt hat sich bei der jüngsten Sammelaktion der Bereich der Bushaltestelle am Brückenkopf als sehr Kippen-lastig heraus gestellt.
„Wenn man einmal anfängt, dann sieht man überall Kippen,“ sind sich die beiden Aktivisten einig. Ihnen geht es darum, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen, wobei ihnen Petra Kleine ihre Unterstützung zugesagt hat. In weiteren Schritten geht es um konkrete Aktionen wie ein Vernetzungstreffen Anfang Mai mit anderen Gruppierungen (zum Beispiel dem Nachhaltigkeitsnetzwerk IN Zukunft). Vorstellbar sind aber auch Kooperationen mit Schulen oder auch den Ingolstädter Kommunalbetrieben. Die ersten Kontakte sind bereits aufgenommen worden. Und Tanja Tworek und Stefan Schmitz haben fest gestellt, dass ihre Idee immer sehr positiv aufgenommen wird.
Infos unter:
www.instagram.com/zerowaste_in/