MKKD: Baustelle mit „äußerst unangenehmen Auswirkungen“
Das neue Museum für Konkrete Kunst und Design auf dem ehemaligen Gießereigelände hat mit einer erneuten Kostensteigerung für Schlagzeilen gesorgt – das Thema stand nun auch im Ausschuss für Kultur und Bildung auf der Tagesordnung. Hier sollte es nun darum gehen, was warum wie teuer wird und wie man weiter verfahren sollte.
„Wir haben einen gewissen Schock erlebt,“ meinte Sitzungsleiterin und zweite Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll, „wir sind mit 15 Millionen gestartet, haben einen Deckel bei 33 Millionen beschlossen und jetzt kommen 8 bis 10 Millionen dazu.“ Das sei eine Hausnummer, trotzdem könne sich jeder vorstellen, dass das ein schöner Ort ist für ein Museum und ein schöner Attraktionsort werde.
„Es war auch für uns ein Schock,“ ergänzte Baureferent Gero Hoffmann. Man sei vergangenen Donnerstag vom Projektsteuerer über das vergrößerte Volumen informiert worden. Jetzt geht es darum, über das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Dazu legte nun Projektsteuerer Robert Rieger (Meixner + Partner, Augsburg) Zahlen und Daten vor, nachdem einige Mitglieder des Ausschusses zuvor die Baustelle besichtigt hatten. „Man freut sich drauf, aber es ist noch ein steiniger Weg dahin,“ erklärte er, dann ging´s ans Zahlenwerk:
Der Auftragsstand belaufe sich aktuell auf 21 Millionen Euro, dazu werden Nachträge von 7 Millionen erwartet. Die beglichenen Rechnungen liegen bei einer Summe von ca. 18 Millionen Euro und alle Fördergeber haben etwa 10 Millionen Euro als Fördermittel in Aussicht gestellt.
Die zu erwartende Kostensteigerung ergibt sich nun durch die Probleme mit dem Untergrund des Gebäudes: „Wir müssen die Baustelle auf ein neues Fundament stellen,“ so Rieger. Dazu müsse die
Gründung der Bodenplatte umgeplant werden und weitere Bohrpfahlwandreihen gesetzt werden, um die Platte auf tragfähigem Grund zu gründen. Das alles führe zu Bauzeitverzögerungen mit „äußerst unangenehmen Auswirkungen“, denn Vertragstermine mit den beauftragten Firmen können nicht eingehalten werden. Das wiederum hat Mehrkosten zur Folge oder sogar Vertragskündigungen: „Wir müssen mit allen Firmen das Thema Bauzeitverzögerung klären, wir müssen prüfen, ob neue Ausschreibungen nötig werden und uns mit den Fördergebern abstimmen.“
Die Kosten, die daraus entstehen, werden auf 8 bis 10 Millionen Euro geschätzt. Bei den einzelnen Posten schlagen z.B. für die Gründungssituation bis 1,2 Millionen zu Buche, die Baupreissteigerungen werden auf bis zu 1,8 Millionen geschätzt, die laufenden Kosten für Wasserhaltung auf bis zu 1,8 Millionen, die Forderungen von Firmen auf bis zu 2 Millionen Euro, die Dachschalung kostet 500 000 Euro mehr und dazu kämen zusätzliche Kosten aus weiteren Terminverzögerungen von bis 2,8 Millionen.
Fest steht damit auch, dass der Zeitplan nicht haltbar sein wird und eine Fertigstellung der Halle im Frühjahr 2022 nicht möglich ist.
Nun erarbeitet die Verwaltung mehrere Varianten, wie mit der Thematik umgegangen werden kann.
- Bestehende Verträge werden verhandelt und es wird weiter gebaut. Dazu muss untersucht werden, ob in eine Neuausschreibung für die Gründung gegangen werden muss.
- Bereits geschlossene Verträge, bei denen noch keine Leistung erbracht wurde, werden gekündigt und neu ausgeschrieben. Es müssen dabei wechselseitige Ansprüche z.B. in Sachen Schadenersatz geklärt werden.
- Die Stadt steigt aus dem Projekt aus. Auch in diesem Fall müssten wechselseitige Ansprüche geklärt werden. Dazu müsste das Gebäude wieder auf festem Grund gegründet und das Dachhilfsfachwerk ausgebaut werden, Fördermittel würden aber weg fallen.
„Wir arbeiten die drei Szenarien aus,“ erklärte Gero Hoffmann, „dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass die Variante 3 nicht viel günstiger kommt und man am Ende gar nichts hat.“ In drei bis vier Wochen soll die Vorlage fertig sein, denn jeder Monat Baustellenstillstand kostet Geld. Außerdem soll eine Risikobewertung vorgenommen werden angesichts dessen, was noch zu erwarten ist. Welche Variante den Zuschlag bekommt, entscheidet der Stadtrat.
Raimund Reibenspieß (FW) fragte, ob zusätzliche Fördergelder möglich seien. Von der Landesstiftung seien keine weiteren Gelder zu erwarten, teilte Kulturreferent Gabriel Engert mit, aber beim Entschädigungsfonds und bei der Städtebauförderung werden weitere Mitteln beantragt. Außerdem betonte Engert, dass das Museum für Konkrete Kunst in der Tränktorstraße weiter betrieben werde und man nun ein ganz normales Museumsjahr plane.
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