Zum 100ten von Joseph Beuys: Zeichen setzen mit Eichen
Ein besonderer Joseph stand an diesem 19. März, dem Josefitag, im Mittelpunkt des Interesses in Ingolstadt. Zu Ehren von Joseph Beuys, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, wurde vor dem Ingolstädter Stadtmuseum eine Eiche (genau: eine besonders robuste amerikanische Roteiche) gepflanzt. Und doch steckte in dieser Aktion viel mehr als nur die Pflanzung eines Baums.
Ingolstadt war die Auftaktstation von insgesamt 64 Städten, die im STADTKULTUR Netzwerk Bayerischer Städte e.V. zusammen geschlossen sind und sich an dieser Beuys-Aktion beteiligen.
Die „Eichenpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys“ ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung DASMAXIMUM KunstGegenwart und dem STADTKULTUR Netzwerk. Für die Ingolstädter Eichenpflanzung konnte die Freiherr-von-Ickstatt-Realschule als Projektpate gewonnen werden. „Wir sind stolz darauf, dass Ingolstadt Auftakt und Teil dieses ambitionierten Projekts ist,“ erklärte Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll beim Pressetermin zur Baumpflanzung.
Auf eine große Feier musste wegen Corona verzichtet werden – diese soll aber nachgeholt werden, denn mit den Schülern und Lehrern der Ickstatt-Realschule hat sich gleich eine ganzes Bildungsinstitut dem Thema Beuys verschrieben. Alle 637 Schüler sollten eigentlich zu diesem Anlass auf der Museumswiese vor dem Stadtmuseum versammelt werden, erklärte Schulleiterin Johanna Mödl. Schließlich durften nur zwei Schülervertreter dabei sein. Die Begeisterung für das Projekt sei an ihrer Schule riesengroß gewesen, so Mödl: „Wir sind sehr stolz von der Stadt die Chance bekommen zu haben, uns zu beteiligen.“ Der Funke sei dabei ausgehend von den Kunstlehrern auf das ganze Kollegium übergesprungen. „Als Schülerin habe ich eine Beuys-Schülerin als Lehrerin gehabt. Und ich habe Beuys gehasst, weil ich nichts verstanden habe,“ gab Johanna Mödl zu. Ganz anders war das nun an der Ickstatt-Realschule abgelaufen. Die Lehrer hätten die Kunst von Joseph Beuys und sein Anliegen so vermittelt, dass die Schüler das sehr gut verstanden haben.
Das Engagement der Schüler lobte Christine Fuchs von STADTKULTUR e.V., denn die Eichenpflanzung sei auch ein großes Vorbild für die Aufgaben, die auf die Menschheit zukämen. „Die Schülerinnen und Schüler stehen stellvertretend für die Zukunft,“ betonte auch Lothar Müller von der Stiftung DASMAXIMUM, der u.a. das Baumzertifikat für die Patenschule und die Messingplakete für die Basalt-Stele mit gebracht hatte. Außerdem ein Zitat von Joseph Beuys: „Jeder Mensch hat jeden Tag die Möglichkeit, etwas Vernünftiges zu tun.“
Gesagt, getan – und so wurde die Stele gesetzt, die Eiche gepflanzt und auch noch gewässert.
Die Idee geht auf den Künstler selbst zurück, der unter den Motto „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ 7000 Eichen in Kassel gepflanzt hatte. „Er hat damit ein nachhaltiges Kunstwerk geschaffen,“ so Deneke-Stoll: „und er wollte Kunst und politisches Engagement zusammen führen.“ Die Beuys-Eiche zusammen mit der Basalt-Stele ist nun neben dem „Social Sofa“ und der Ring-Skultpur von Alf Lechner ein weiteres Kunstwerk vor dem Stadtmuseum. Hier entstünde ein lebendiger Ort für Schüler, Kunstinteressierte und Flaneure, so Deneke-Stoll, der – und der Baum ist ja auch ein Zeichen der Hoffnung – hoffentlich bald wieder belebt werden kann. Kulturreferent Gabriel Engert betonte die Wichtigkeit des Projekts, „weil die von Joseph Beuys gestellten Fragen heute sehr aktuell sind.“