Ingolstädter Polit-Urgestein Joachim Genosko verstorben
Im Jahr 2000 ist er für die CSU in den Ingolstädter Stadtrat eingezogen, von 2006 bis 2016 war er Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, bis 2020 saß er im Stadtrat. Nun ist Prof. Joachim Genosko laut DK im Alter von 72 Jahren verstorben.
Der Stadtrand hatte es ihm immer angetan, das verriet Joachim Genosko im Interview für das IngolStadtBuch. Regensburg, Stuttgart und Ingolstadt – dort zog er nicht in das Herz der Stadt, sondern immer in eine Gegend etwas außerhalb. Kein Wunder also, dass er sich zuletzt in Rothenturm sehr wohl gefühlt hat: „Der Grund dafür dürfte sein, dass ich zwar das städtische Angebot immer wollte und genossen habe, aber auch meinen Ruhepunkt haben möchte. Als eine gewisse ländliche Umgebung. Und gerade in Rothenturm lebt es sich wie in einem eigenständigen Dorf. Hier gibt es noch die Freiwillige Feuerwehr, den Schützenverein und andere Einrichtungen. Und man kennt sich, redet miteinander auf der Straße und hilft sich wechselseitig,“ erklärte der Professor der Volkswirtschaft.
Joachim Genosko wurde am 19. 12. 1948 in Zwiesel, er studierte, promovierte und habilitierte in Regensburg und lehrte als Professor der Volkswirtschaft in Stuttgart Hohenheim und an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 20 Jahre lang war Prof. Joachim Genosko Mitglied des Ingolstädter Stadtrats. Er rückte im Jahr 2000 nach und stand zehn Jahre lang der CSU Fraktion als Vorsitzender vor: „Sehr gerne erinnere ich mich an Debatten, die wir über das Kongresshotel und die Kongresshalle hatten. Mir haben immer Debatten gefallen, wo es hart zugegangen ist, aber ohne zu verletzen. Wir haben hinterher miteinander geredet und ein Bier getrunken,“ erklärte Prof. Joachim Genosko gegenüber IN-direkt bei der Verabschiedung der ausgeschiedenen Stadträte 2020.
Die Weihnachts- und Sommeressen des Stadtrats habe er immer als sehr positiv empfunden. Diese parteiübergreifende Miteinander sah er zum Zeitpunkt des Gesprächs schwinden. Die Arbeit im Stadtrat würde zunehmend politisiert und er bedauerte, dass es sich nicht mehr um ein „Kollegialorgan“ handelt. Er selbst habe die ersten Jahre seiner Stadtratszeit auf Anraten von CSU Stadtrat Hans Hohenwarter mit zuhören verbracht, um sich in die Aufgabe hinein zu fühlen: „Die eigene Fraktion war überrascht, dass der Professor kein Wort sagt.“ Alle Themen hätten ihre Zeit gehabt, wichtig sei das richtige Timing gewesen und nicht zu vergessen der Kontakt zu den Bürgern: „Man muss sich da schon was anhören.“ meinte Genosko. Aber das gehöre zu dieser Aufgabe. Und wenn es sich um Lob gehandelt hat, war das natürlich auch erfreulich.
Parteiübergreifend zählte er Jörg Schlagbauer, Klaus Mittermaier und Sabine Leiß (alle SPD) zu denen, mit denen er „besonders gut konnte“. Über Peter Gietl (ehemals FW Vorsitzender) meinte er sogar: „Wir waren fast ein Dreamteam!“ und auch mit Petra Kleine von den Grünen, mit der er sich etliche Diskussionen im Stadtrat lieferte, vertrage er sich „trotz aller Hackeleien“ gut, betonte Genosko. „Es ist wichtig, mit allen reden zu können.“ Was sich allerdings verbessert habe, sei die Qualität des Kaffees, der während der Sitzungen ausgeschenkt wird. Dazu bemerkte der bekennende Genussmensch Genosko: „Bei uns gab es früher fürchterlich schlechten Kaffee. Vielleicht haben die Sitzungen deshalb nicht zu lange gedauert wie heute.“
Foto sw: Archiv/Hermann Käbisch