Dr. Böhm: Weitere Impfstoffpriorisierung dringend überdenken
In einem Offenen Brief wendet sich Dr. med. Anton Böhm, Leiter der Hausarztzentren Ingolstadt und Stadtrat, an Ministerpräsident Markus Söder, Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Oberbürgermeister Christian Scharpf und fordert ein Umdenken beim Einsatz der unterschiedlichen Impfstoffe:
„Wir hausärztlich Tätigen sehen mit zunehmender Skepsis das politische Vorgehen in der Coronapandemie. Nach mehreren fatalen Fehlentscheidungen (Schutzausrüstung, Sommerschlaf, keine Quarantäne für Reisende aber Kinderisolierung, Impfstoffeinkauf, keine Schnellteste oder Pooling) scheint es als würde diese negative Serie bei der Impfstoffpriorisierung fortgesetzt.
85 % der Covid-positiven Patienten werden von den Hausärzten und ihren med. Fachangestellten betreut bzw. abgestrichen, dies ist Fakt. Aber genau diese Berufsgruppen wie Ärzte, MFAs, Polizisten, Feuerwehrleute und Lehrer, die berufsbedingt sehr viele Kontakte haben bei denen der Abstand nicht eingehalten werden kann, sollen mit dem Astra Zeneca Impfstoff geimpft werden. Dieser Impfstoff hat eine Wirksamkeit von ca. 74 % und wirkt, soweit man es im Moment beurteilen kann, auch etwas schwächer gegen die neu auf getretenen Mutationen von Corona. Sicherer wären die RNA-Impfstoffe von Moderna und der deutschen BioNTech mit ca. 94 % Wirksamkeit. Israel meldet gerade, dass es bei 520.000 Geimpften mit BioNTech- Impfstoff keine Corona-Toten mehr gab. Aber der A.Z-Impfstoff hat einen großen Vorteil er ist viel billiger, er kostet nämlich nur 2 Euro gegenüber 13 Euro bei dem RNA- Impfstoff.
Wer hier spart, der spart an der falschen Stelle genauso wie vorher bei der Impfstoffbestellung. Denn das Risiko einer Mutationsübertragung auf die Patienten/Umgebung ist bei der Unsicherheit dieses Impfstoffs enorm. Andererseits verschlingen die von der BRD und vom Freistaat Bayern angeordneten bürokratisch gesteuerten Impfcentren unerklärlich hohe Summen, aber das ist ein eigenes Thema. Mecklenburg -Vorpommern zeigt es geht viel kostengünstiger und auch Brandenburg steigt jetzt um auf Impfungen durch niedergelassene Ärzte.
Warum sich dieses unser Land weigert pensionierte Ärzte (bis zu 78 Jahre alt), die freiwillig in Asylbewerberheimen tätig sind, bei der Priorisierung der Impfung etwas vorzuziehen, ist ebenso völlig unverständlich. Hierbei handelt es sich meist um Männer (= Risikofaktor!), die auch potentielle Überträger sind und jeder weiß doch inzwischen, wie oft diese Heime schon Hotspots waren.
Trotzdem muss natürlich klargestellt werden, dass jede Impfung gegen Covid wichtig und richtig ist und alle erwachsenen Bürger*innen aufgefordert sind, sich unbedingt impfen zu lassen.“
Dr. med. Anton Böhm
Leiter der Hausarztzentren Ingolstadt/Stadtrat