Heilig-Geist-Spital: Absoluter Schutz ist nicht möglich
Bevor Roland Wersch (Geschäftsführender Stiftungsvorstand) und Franz Hartinger (Heimleiter Heilig-Geist-Spital) im Sozialausschuss über den folgenschweren Corona-Ausbruch im Heilig-Geist-Spital berichteten, bat OB Christian Scharpf die Anwesenden, sich zu erheben. In einer Schweigeminute wurde der verstorbenen Heimbewohner gedacht. Mit dem Tag der Sitzung waren es 14 Senioren, die an den Folgen einer Covid-19 Infektion im Heilig-Geist-Spital verstorben sind. Man habe es im Ausschuss mit einem bedrückende Thema zu tun, so der OB.
Roland Wersch erläuterte den Zuhörern (darunter die Mitglieder des Stiftungsrats) den Zeitablauf des Infektionsgeschehens (am 29. Dezember wurde der erste Bewohner positiv getestet), die daraus resultierenden Maßnahmen und die aktuelle Situation. Ein ganzer Fragenkatalog war dazu an ihn und Franz Hartinger geschickt worden – beide gaben dazu nun im öffentlichen Ausschuss Auskunft. Vor dem positiven Testergebnis habe kein Bewohner und kein Mitarbeiter Symptome gezeigt, Vorschriften und Hygienekonzepte wurden eingehalten. Erst im Dezember wurden strengere Maßnahmen ergriffen und z.B. Besuchszeiten reduziert, Abstriche von den Besuchern genommen, auf externe Dienstleister verzichtet und die Mitarbeiter zweimal wöchentlich getestet. „Innerhalb knapp einer Woche hatten wir dann eine rasante Entwicklung, die wir nicht mehr eindämmen konnten,“ erklärte der Stiftungsvorstand. „Es war offensichtlich schon eine große Viruslast im Haus.“ Der Reihentest ergab schließlich 56 infizierte Bewohner, von denen nun 14 verstorben sind. Von 78 Mitarbeitern hatten sich 33 infiziert. Nach den Testergebnissen seien die Wohnbereiche abgeriegelt worden, das Heim wurde geschlossen: „Wir haben das getan, was geboten war!“ betonte Wersch. „Ein absoluter Schutz ist nicht möglich. Die getroffenen Maßnahmen waren richtig, es gab nicht mehr Möglichkeiten.“
Heimleiter Franz Hartinger erläuterte die Schwierigkeiten bei der Personalplanung angesichts der ausgefallenen Mitarbeiter, noch dazu wo die Pflegeleiterin selbst schwer an Corona erkrankt ist. „Einzelne Pflegekräfte haben Schichten von 22 Stunden am Stück absolviert. Ich ziehe meinen Hut davor!“ In diesem Zusammenhang kündigte Oberbürgermeister Scharpf an: „Wir müssen uns überlegen, wie wir dieses übermenschliche Engagement honorieren.“ Dazu bemerkte Roland Wersch („das System ist grundsätzlich unter Druck“), dass es vor allem an personeller Unterstützung fehle. Was die Mitarbeiter jetzt dringend bräuchten, wäre Zeit.
Wer das Virus „eingeschleppt“ hat? Eine Frage, die vermutlich nie geklärt werden kann. Roland Wersch lehnte Schuldzuweisungen kategorisch ab. In einem Weihnachtsbesuch jetzt die Ursache zu sehen, sei nicht in Ordnung. „Wir haben keine konkreten Anhaltspunkte.“
Weiter ging es nach Fragen der Ausschussmitglieder darum, welche Heimbewohner bereits geimpft wurden und wie viele der Mitarbeiter geimpft sind (nicht jeder Mitarbeiter will sich überhaupt impfen lassen), ob eine Evakuierung oder eine Unterbringung von Heimbewohnern in Hotels in Frage kam (beides war angesichts der betreuungsintensiven Bewohner nicht möglich), warum keine Ehrenamtlichen zu Hilfe geholt wurden („sind in einer Extremsituation nicht zu integrieren“), wo die Bundeswehr eingesetzt wird (hauptsächlich für Transporte) und weitere Themen bis hin zu den Johannitern, die in der Küche unterstützen.
Der Betrieb im Heilig-Geist-Spital könne aufrecht erhalten werden, so Roland Wersch: „Ich nehme an, dass wir den Peak überschritten haben.“ OB Christian Scharpf resümierte nach dem rund einstündigen Informationsaustausch: „Was an Hilfe möglich war, hat stattgefunden. Wenn das Virus im Haus ist, dann ist das der Super-GAU.“