Mehr Professionalität, mehr Geld, mehr Personal für das GKO?
Das Thema ist nicht neu, aber nun hat man es schwarz auf weiß. Die Metrum Managementberatung aus München hat das Georgische Kammerorchester begutachtet und Szenarien für die Zukunft erstellt. Das Fazit lautet: „Auf jeden Fall empfehlen wir eine Professionalisierung.“
„Das Orchester hat sehr großes Potential, aber es ist strukturell und organisatorisch an der Grenze angekommen,“ erklärte Metrum-Geschäftsführerin Meike Schlicht bei der Präsentation des Gutachtens in der Sondersitzung des Kultur- und Schulausschusses, die gemeinsam mit dem Aufsichtsrat der Ingolstädter VeranstaltungsGmbH stattfand. Sie erläuterte gemeinsam mit ihrem Kollegen Georg J. Kraus das Gutachten und die damit verbundenen Empfehlungen. Dabei wurden nicht nur Zahlen und Daten analysiert und mit der Situation in vergleichbaren Städten in Relation gesetzt, sondern auch 17 Interviews mit Orchestervertretern, dem Vorstand des Orchesters, Vertretern der Verwaltung sowie Vertretern von Audi, der Sparkasse und dem Freundeskreis durchgeführt. So ergab sich ein Stimmungsbild, das mit in das Gutachten einfloss.
Das Georgische Kammerorchester als einziges öffentlich finanziertes Orchester in Ingolstadt spiele eine besondere Rolle in der kulturellen Grundversorgung – und das über die Region Ingolstadt hinaus. Im Radius von 70 Kilometern um die Stadt gibt es kein zweites Orchester im öffentlichen Auftrag. Mit Blick auf 28 vergleichbare Städte ist das GKO dabei was die Planstellen pro 100 000 Einwohner betrifft laut Gutachten unterdurchschnittlich ausgestattet. Musikergehälter, aber auch Dienstauslastung seien im Vergleich zu fast allen anderen Kammerorchestern geringer. Die Organisationsstruktur sei entwicklungsbedürftig, so Meike Schlicht, die Probenbedingungen nicht optimal und es gäbe keine zentrale Anlaufstelle für Abonnenten, was sich negativ auf die Abonnentenzahl allgemein auswirken könne.
Finanziell sei eine Stabilisierung erfolgt und Eigenkapital aufgebaut worden. Die Hälfte der Aufwendungen wird durch öffentliche Zuschüsse finanziert (500 000 Euro kommen jährlich von der Stadt Ingolstadt), die andere Hälfte durch Sponsoren und selbst erwirtschaftet. Das Orchester verfügt über 17 Planstellen, stockt aber regelmäßig z.B. durch zusätzliche spezialisierte Instrumentalisten oder Solisten auf. Deswegen sei es durchaus sinnvoll, die Planstellen zu erhöhen. Grundsätzlich empfehlen die Gutachter eine Professionalisierung von Geschäftsführung bzw. Management und Geschäftsstelle, eine Anlehnung der Gehälter an den Tarifvertrag der Kulturorchester, die Pressearbeit selbst zu machen, eine Optimierung von Infrastruktur und Probensituation, die Vergrößerung der Stammbesetzung des Orchesters und eine Repositionierung der Marke. Mit Blick auf den zuletzt genannten Punkt sei auch die Frage erlaubt, ob der Name „Georgisches Kammerorchester Ingolstadt“ zum Orchester passe. Die Gutachter entwickelten nun drei unterschiedliche Szenarien von einer Mini-Planstellenerhöhung um eine Stelle bis hin zu 30 Planstellen für eine „Kammerphilharmonie“. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Mehrkosten: 380 000 Euro/Jahr, 590 000 Euro oder 920 000 Euro.
Meike Schlicht gab zu Bedenken, dass eine größere Besetzung des Orchesters auch größere Repertoiremöglichkeiten und damit eine bessere Vermarktung mit sich bringen würden. Und: „Wenn ein Klangkörper für sich gesehen so gut ist, braucht man keine Solisten, um zu glänzen.“ Grundsätzlich stehe das GKO jetzt an einem entscheidenden Punkt. Und man müsse sich grundsätzliche Fragen stellen: Möchte man einen weiteren Entwicklungsschub gehen? Wie wichtig ist Kultur für Ingolstadt als Standortfaktor und wie breit soll das GKO als kultureller Grundversorger aufgestellt sein? Es gibt viel zu besprechen, in der Politik, der Verwaltung, im Orchester. Und das Thema GKO wird in den nächsten Wochen sicherlich noch für zahlreiche Harmonien („wir habens ja schon immer gesagt“) und wohl auch einige Dissonanzen sorgen.
Foto: GKO/Weinretter