Vom Sinn einer Maskenpflicht – auch an Schulen
Natürlich ging es in der Sitzung des Ingolstädter Stadtrats auch um das Thema Corona. Und Ordnungsreferent Dirk Müller, der auch den lokalen Corona-Krisenstab leitet, erläuterte dazu in seinem Lagebericht die derzeitige Situation. Mit 32 neuen Fällen hatte Ingolstadt am Freitag, also am Tag der Sitzung, leider einen extrem großen Zuwachs an positiv getesteten Personen verzeichnet. Und Müller nannte eine für den Freitag Nachmittag berechnete interne Inzidenz-Zahl von 92.4. (Die offizielle Inzidenz, die durch die gemeldeten Fälle beim LGL, dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, errechnet wurde, lag am Freitag bei 78,61.)
Das Testen – es bringe das Gesundheitsamt derzeit an seine Grenzen, so Müller. Im Sommer seien pro Person zwischen drei und fünf Folgekontakte zu bearbeiten gewesen, nun seien es 80 Kontakte oder mehr. Bei steigenden Infektionszahlen bedeute das einen enormen zusätzlichen Arbeitsaufwand. „Wir reagieren mit zusätzlichem Personal,“ erklärte Dirk Müller. Auch die Bundeswehr werde künftig unterstützen.
Wegen der Situation an den Schulen berichtete Kulturreferent Gabriel Engert von einem kurzfristig einberufenen Runden Tisch mit Schul- und Behördenvertretern vor der Stadtratssitzung. „Wir sind in den Schulen noch bei Warnstufe zwei,“ betonte Engert. Ziel sei es, den Präsenzunterricht so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Die Maskenpflicht im Unterricht hält der Kulturreferent für sinnvoll: Wenn ein Schüler positiv getestet wird, würden ohne Masken alle Mitschüler und Lehrer als Kontaktperson I eingestuft und damit in Quarantäne geschickt. Mit Maske könnten die Lehrer weiter unterrichten und die Schüler weiter den Unterricht besuchen: „Das ist für die Schulen von großer Bedeutung, weil ansonsten der Unterricht nicht stattfinden kann.“ Das bestätigte auch der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamts, Isfried Fischer: „Durchgehendes Maskentragen ermöglichen es, dass selbst wenn ein Fall auftritt, Lehrer und Mitschüler weiter am Unterricht teilnehmen und Eltern weiter dem Beruf nachgehen können.“
Auch die Kitas befänden sich weiterhin in „Stufe 2“, so dass alle Kindergärten weiterhin in festen Gruppen in Betrieb seien. Von den Eltern werde das ausdrücklich gewüscht, nachdem zum Beispiel viele gar keinen Urlaub mehr für die Betreuung der Kinder nehmen könnten. Grundsätzlich würden für alle Bereiche weiterhin die bekannten Regeln gelten: Maske tragen, Abstand halten, Kontakte einschränken. Außerdem werden inzwischen rund 800 Tests pro Woche durchgeführt, vor wenigen Wochen waren es noch rund 340.
Laut Gabriel Engert meldeten die Schulen kaum Beschwerden von Eltern, was überfüllte Schulbusse angehe (das hatte BGI-Stadtrat Lange kritisiert: „In den Bussen herrscht ein unhaltbarer Zustand!“). In der Diskussion im Stadtrat, in der es viel Lob für die Arbeit des Gesundheitsamts gab, regte Alfred Grob (CSU) einen Kauf von Lüftern für die Schulen an, was laut Gabriel Engert (u.a. wegen Ausschreibungen und Verfügbarkeiten) nicht so einfach umzusetzen sei. Patricia Klein (CSU) bat darum, die Sorgen der Kinder und Familien, die unter der Maskenpflicht leiden, ernst zu nehmen und es zu ermöglichen, in kleinen Gruppen nach draußen gehen zu können. Und Matthias Schickel (CSU) wünschte sich ein einheitliches Vorgehen der Gesundheitsämter in Ingolstadt und den umliegenden Landkreisen.
Agnes Krumwiede (Grüne) kritisierte die Informationspolitik der Stadt, wenn es um Corona-Fälle an den Schulen ginge: „Desinformation ist nicht vertrauensfördernd.“ Gabriel Engert erklärt dazu, dass es datenschutzrechtlich problematisch sein, bekannt zu geben „in der Klasse 2b“ einer bestimmten Grundschule ist ein Schüler positiv auf Covid-19 getestet worden. Krumwiede kritisierte auch Oberbürgermeister Christian Scharpf: „Er will die Maskenpflicht abschaffen. Ich finde, in einer Pandemie ist Vorsicht gesünder als Mut. Wer Schulschließungen vermeiden will, muss jetzt Maßnahmen verschärfen und nicht lockern.“ Auch Christian Lange (BGI) hielt den Vorschlag einer Maskenabschaffung in den Schulen für nicht sinnvoll und Christian Pauling (Linke) stimmte Patricia Klein (CSU) in dem Punkt zu, dass man den Kindern das Maskentragen zumuten könne. Da sich nun aber OB Scharpf, der sich in Quarantäne befindet, nicht „live“ vor Ort dazu äußern konnte, meldete sich sein SPD-Parteikollege Christian De Lapuente zu Wort, um klar zu stellen, dass es dem OB nicht um eine Abschaffung gehe, sondern er diese Möglichkeit lediglich prüfen lasse.
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