Digital Afterlife – „digitales Nachleben“
Ein neuer Begriff und ein Lösungsangebot für durchaus schwer getroffene Angehörige gibt es aus der Welt der künstlichen Intelligenz (KI). Damit können sich Angehörige mit ihren Verstorbenen „unterhalten“ … komisch!?
Ein naher Angehöriger, Lieblingsmensch verstirbt ganz plötzlich. Die Trauer nimmt überhand und die Bewältigung frisst mehr und mehr den persönlichen Alltag. Eine mögliche Lösung könnte es sein einen KI basierten Chatbot zu kreieren, um die Möglichkeit der Unterhaltung zu bieten. Die meisten Chatbots haben einen sehr begrenzten, durchaus erfolgreichen Anwendungsbereich, zum Beispiel der Kundenservice.
Die Produkte aus dem Digital Afterlife Segment basieren auf dem gleichen Prinzip. Man übergibt z.B. Videomaterial und beantwortet Fragen zur Person, seinen Vorlieben, seinem Weltbild, seiner Umgebung. Durch die Stimmaufnahmen kann das Programm die tatsächliche Stimme sehr gut imitieren, ähnliches gilt für Wort- und Satzfolgen. Das Ziel ist es, einen die Lebensgeschichte teilenden Avatar für jeden auf der Welt zu erschaffen, der einen haben will. Menschen können bei „Hereafter“ oder „Eter9“, zwei Anbieter, auch bereits zu Lebzeiten Ihre Erinnerungen auf Band sprechen, oder Videos teilen. Verschiedene Preismodelle werden angeboten.
Der Gedanke reizt: Ich stelle eine Frage an den Chatbot und es antwortet die Stimme des zum Avatar mutierten Lieblingsmenschen. Doch genau das ist die Frage, die es zu diskutieren gilt: Helfen solche Chatbots/Avatare den Hinterbliebenen, den Trauerfall zu bewältigen? Führen solche Verfahren und Vorgehensweisen nicht dazu, die Trauer auf ewig zu verlängern?
Digitalisierung hat viele, sehr viele Facetten. Manche davon erachte ich als übertrieben und vollkommen unnötig. Andere wären dringend notwendig, werden schmerzlich vermisst und trotzdem nicht der breiten Masse zur Verfügung gestellt. Bilden Sie sich selbst ein Urteil,
bleiben Sie skeptisch und gesund!