Es summt und brummt
Obacht. Jetzt wird es gruselig! Der Ermittler durchsucht ein dunkles, offenbar verlassenen Haus. Er weiß nicht, was ihn Grauenvolles erwarten wird. Aber der Fernsehzuschauer kann es bereits erahnen – oder besser: Er hört es. Denn wann immer sich irgendwo in so einem verlassenen Haus eine Leiche befindet, dann kommt der Tontechniker ins Spiel. Er unterlegt die Musik oder auch das Nichts mit dem Brummen und Summen von Fliegen. Je wilder dieses Gebrumme ist, desto näher ist der Kommissar dem toten Körper. Das ist wie beim Topfschlagen am Kindergeburtstag. Nur dass da im Allgemeinen keiner tot irgendwo in der Ecke liegt. Jedenfalls gehört der Fliegen-Sound zum Standartrepertoire jedes mörderischen Fernsehereignisses – und das egal, bei welchen Umgebungstemperaturen. Auch das erfrorene Mordopfer hinten links im Wald in einem deprimierenden Skandinavien-Krimi wird mit brummenden und summenden Geräuschen versehen. Offenbar braucht der Zuschauer diese akustische Bestätigung, dass da einer nicht mehr lebt. Es wäre dabei interessant herauszufinden, ob es sich beim dem Geräusch immer um das selbe Material handelt. Es hört sich zumindest so an. Da hat ein Soundbastler in den 1960er Jahren mal einen coolen Schwarm an Fliegen und Mücken aufgenommen und der hat eine Weltkarriere im Film hingelegt. Die Viecher dürften inzwischen so tot sein wie die Leichen, um die sie theoretisch ständig rum schwirren. Im wahren Leben kann das freilich ganz unangenehme Auswirkungen haben. Es soll Menschen geben, die beim Klang von Fliegen sofort in Panik verfallen, weil irgendwo ein Mordopfer versteckt sein muss. Dabei ist es nur der Biomüll, der gefälligst mal entsorgt werden sollte. Oder liegt die Leiche im Biomüll? Frau Nachbarin hat ja schon länger nicht mehr vorbei geschaut…