Mehr Fußball für die Wirtschaft bitte
Bei Investition denkt man ja immer an teure Maschinen, moderne Firmengebäude oder verzweigte Infrastruktur. Aber auch in Menschen wird investiert. In Auszubildende zum Beispiel. Das sind besonders begehrte Gewächse, die es pfleglich zu behandeln gilt. Und sie gedeihen dort sehr gut, wo sie eben ordentlich gehegt und gepflegt werden. Aus dem kleinen Setzling wird so eine stattliche Pflanze, die nun eigentlich bereit wäre, an diesem Ort auch Wurzeln zu schlagen. Aber von wegen! Kaum ist die arbeits- und zeitintensive Aufzucht in dem kleinen, familiären Betrieb beendet, wendet sich der Auszubildende anderen Arbeitsplätzen zu. Da gibt’s nämlich mehr Kohle bei weniger Arbeitszeit. Das kann ihm keiner verdenken. Aber der Gärtner hat mal wieder das Nachsehen und muss von vorne anfangen. Das ist doch eigentlich wie im Profisport. Die kleinen Vereine stecken ihre ganze Energie in die Nachwuchsarbeit und die großen Clubs greifen sich dann die bestens ausgebildeten Nachwuchstalente ab.
Nur gibt’s im Fußball ein hervorragendes Instrument, das man doch auch in der Wirtschaft einführen könnte: Die Ablösesumme. Zugegeben, das klingt immer ein bisschen wie Menschenhandel. Aber es sogt dafür, dass sich das Ausbilden lohnt. Finanziell. Dieses Geld müsste der neue Arbeitgeber dem Ausbildungsbetrieb zahlen, weil dieser ja schließlich für ihn die ganze Fieselarbeit inklusive Prüfungsvorbereitung und psychologischer Azubi-Betreuung übernommen hat. Die Schlagzeilen kann man schon erahnen: „Jahrgangsbester Mechatroniker für 12,5 Millionen Euro zu Firma XY gewechselt“ oder „Weltmarktführer für Hairstylingprodukte bietet Millionenablöse für Friseurlehrling“. Auf einmal wird der Max von nebenan zum Erling Haaland der Elektroindustrie. Und die Jahrgangsbeste bei der Ausbildung zur Bankkauffrau bekommt den Spitznamen „Neymar“ verpasst, weil sie so intensiv von den großen Clubs – also Geldinstituten – umworben wird. Ja, manchmal könnte man von diesem oft kritisierten Fußballbusiness doch noch was lernen.