Multimediales Multitasking
Die Videokonferenz, der Online-Vortrag, das Zoom-Meeting – dieses virtuelle Leben hat einen großen Vorteil: Man kann sich unbemerkt mit anderen Dingen beschäftigen (wenn man die Kamera an Tablet oder PC abgeschaltet hat). Offiziell ist man ja eingeloggt, also voll aufnahmefähig und derjenige, der da gerade einen abendfüllenden Vortrag hält, stellt sich hunderte Zuhörer vor, die andächtig am Bildschirm kleben. Die Wirklichkeit sieht anders aus, weil man sie eben nicht sieht. Gleitet das Thema des Vortragenden in eine Richtung ab, die man selbst für uninteressant hält, muss man eben nicht mehr wie bei einer analogen Veranstaltung Interesse vortäuschen und im schlimmsten Fall gegen das Einnicken kämpfen. Man kann nun wirklich einnicken – und keiner merkt was. Man kann aber auch einfach um die Ecke gehen und anfangen nebenbei das Abendessen zuzubereiten, die Wäsche aufzuhängen oder die Katzen zu füttern. Vermutlich wissen die Akteure einer Videokonferenz gar nicht, für welche großartigen Beschäftigungen ihre Monologe genutzt werden?
Gut vorstellbar, dass aus lauter Frust über das langweilige Programm wunderbare Erfindungen entstehen, weil der Zuhörer nebenbei seinen Drucker repariert und ihn dabei mit der externen Festplatte kreuzt. Die Teilnahme an einer Online-Konferenz in der Badewanne kann zu völlig neuen Erkenntnissen im Bereich der Elektro-Aquaristik führen und wenn auf einmal doch eine Katze in der Videokonferenz auftaucht, dann muss das kein Katzenfilter sein. Es kann sich durchaus um Rambo, die Perserkatze von Frau Grünewald handeln, die eigentlich als „Senior Salesforce Marketing Cloud Architect“ arbeitet und von der bis heute keiner so genau weiß, was sie da eigentlich macht. Aber ihre Katze ist voll süß. Das wissen jetzt alle in der Firma.