Bedrohte Gesundheitsmitarbeiter
Mitarbeiter im Gesundheitswesen leben gefährlich. Wie kürzlich das Ärzteblatt online meldete, infizieren sich täglich mehr als 1000 Gesundheitsmitarbeiter in Deutschland mit dem Corona-Virus. Allein im Januar kamen fast 33.000 neue Fälle dazu. Der bundesweit festzustellende Trend fallender Infektionszahlen ist bei den Mitarbeitern im Gesundheitswesen noch nicht angekommen. Bis Ende Januar meldete das Robert-Koch-Institut mehr als 111.000 infizierte Gesundheitsmitarbeiter. Die meisten Infektionen musste das Robert-Koch-Institut beim Personal in Krankenhäusern (20.591 Fälle) und Pflegeheimen (21.869 Fälle) feststellen. Man darf davon ausgehen, dass alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen bemüht sind, sich nicht selbst zu infizieren, da sie die Gefahr kennen und täglich vor Augen haben. Wenn es dennoch zu zahlreichen Infektionen kommt, muss dies nicht unbedingt auf ein Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter oder der Leitung von Pflegeheimen zurückzuführen sein. Es kann sich auch um die Verknüpfung unglücklicher Umstände handeln.
Nichts anderes gilt, wenn sich Patienten oder Bewohner von Pflegeheimen infizieren. Auch hier darf man davon ausgehen, dass sich die Beteiligten regelmäßig darum bemühen, derartige Infektionen und die Verbreitung des Virus zu vermeiden. Im Heilig-Geist-Spital Ingolstadt haben sich mehr als 70 Bewohner infiziert und etwa halb so viel Mitarbeiter. Leider sind 20 Betreute gestorben. Das ist schlimm und darf nicht bagatellisiert werden. Die Leitung des Heimes, welches keine städtische Institution ist, sondern von einer Stiftung getragen wird, ist selbst an der Aufklärung der Umstände, die zu Infektionen und Todesfällen geführt haben, interessiert. Die staatliche Heimaufsicht und das städtische Gesundheitsamt prüfen. Irritiert sind einige Ingolstädter, dass ausgerechnet der Freundeskreis der Heilig-Geist-Stiftung das Wort „Staatsanwaltschaft“ sehr schnell in den Mund nahm. Natürlich sorgt sich ein Freundeskreis um die, die er unterstützen möchte. Ob der Ruf nach der Staatsanwaltschaft im jetzigen Zeitpunkt angebracht ist, darüber muss man nachdenken. Der Freundeskreis ist kein Hilfsorgan der Staatsanwaltschaft. Wie gesagt: Die Mitarbeiter im Gesundheitswesen (und dazu gehören auch die leitenden Angestellten) leben gefährlich. Das Virus bedroht sie und nun sollen sie sich möglicherweise auch noch strafrechtlich verantworten. Ist das vielleicht auch ein Grund, warum so mancher in diesem verantwortungsvollen Bereich nicht arbeiten möchte?