Homeoffice versus Digitalisierung der Behörden
Das Homeoffice ist ganz grundsätzlich nichts Neues und auch nichts wirklich Schlechtes. Arbeitgeber und Arbeitnehmer erkennen mehr und mehr die Vorteile, auch wenn die damit verbundenen notwendigen Regelungen und Vereinbarung von den betroffenen Seiten durchaus unterschätzt – ja sogar wissentlich vernachlässigt werden. Gerade bei der dringend geforderten Absicherung, auf der Grundlage von einschlägigen Gesetzen und Verordnungen (DSGVO, BetrVG, TMG, etc.), unterschätzen die Unternehmer das Risiko.
Was da gerade für Hunderte EU-Beamte und -Angestellte anscheinend veranstaltet wird, schlägt allerdings dem ohnehin übervollen Fass, endgültig den Boden raus. Diese EU-Beamte und Angestellten arbeiten in Brüssel und dürfen, wegen der aktuellen Lage im Risikogebiet Belgien, nicht ins Büro. Vielmehr sind sie, wie viele von uns ebenso, gezwungen im Homeoffice zu arbeiten. So weit so gut!
Die aktuelle Vorschriftenlage der EU gibt allerdings vor, dass dieses Homeoffice in unmittelbarer Nähe zum Dienstort sein muss. Eine Ausnahme ist ausdrücklich ausgeschlossen. Diese wundersame Regelung führt dazu, dass mehrere Tausend EU-Beamte und Angestellte jede Woche von zu Hause nach Brüssel kommen, um dort dann in ihrer Vorort Wohnung der Homeoffice Tätigkeit nachzugehen. Laut dem Haushaltsplan 2020 beschäftigen die EU-Institutionen 47.000 permanent oder befristet Beschäftigte. Aus dem EU-Parlament heißt es, dass ca. 5% regelmäßig übers Wochenende nach Hause pendeln. Je nach Herkunftsland können die Betroffenen nicht einmal mehr übers Wochenende nach Hause kommen, denn der damit verbundene Aufwand ist, verteilt über die 27 Mitgliedsstaaten, durchaus hoch. Eine wahrliche Posse, die sich die Politik immer noch erlaubt – erst Recht in Zeiten einer deutschen Präsidentschaft.
Aber, alles wird gut – denn wie hat kürzlich unser Wirtschaftsminister anlässlich des Digitalgipfels festgestellt: Die zum 1.Mal verwendete Videokonferenz-Technik wäre dann doch ein Meilenstein, wenn auch aus unerklärlichen Gründen, ein äußerst spät erkannter Meilenstein. Darüber darf dann doch geschmunzelt werden – oder?!
Georg Appel