„Jura4Kids“: Studierende konzipieren Kinderführungen im Jura-Museum
Eichstätt, 26.2.2025 (upd) Seit 2019 ist die Stiftung der KU Trägerin des Jura-Museums auf der Willibaldsburg in Eichstätt. Nun hat sich aus dieser Verbindung auch eine inhaltliche Zusammenarbeit in der universitären Lehre entwickelt. Aus einem Seminar für Master-Studierende im Studiengang Psychologie entstand ein Projekt, in dessen Rahmen unter anderem eine Kinderführung als „Zeitreise“ konzipiert wurde. In den Faschingsferien können Kinder der Jahrgangsstufen eins bis fünf erstmals an diesen Führungen teilnehmen.
Ein letztes Mal probt Dascha Kolesnikov die Führung im Jura-Museum. Als Publikum sitzen an diesem Nachmittag ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie die Dozentinnen im Halbkreis um sie herum auf dem Boden des Museums. Der Titel der Lehrveranstaltung lautet: „Ab auf die Burg: Wie findet Wissenserwerb im Jura-Museum statt?“ Die wissenschaftliche Leiterin des Jura-Museums PD Dr. Christina Ifrim und die Akademische Oberrätin der Professur für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie Dr. Valérie-D. Berner hatten das Seminar, das eine Verbindung zwischen Naturwissenschaft und Psychologie ebenso wie zwischen Theorie und Praxis herstellt, gemeinsam konzipiert. „Es ist großartig, dass in der Lehrveranstaltung nicht nur viele gute Ideen entstanden sind, sondern dass fünf Studentinnen aus diesen Ideen nun sogar ein konkretes Projekt ableiten, dieses in die Praxis umsetzen und wissenschaftlich begleiten“, freut sich Berner. Die Studierenden entwickelten einen ganzen Pool an Möglichkeiten. „Es war spannend diese Ideen auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen“, erklärt Ifrim. „Eine Mal-Ecke im Museum lässt sich beispielsweise in der Praxis kaum umsetzen, weil es einen Mindestabstand von zwei Metern zwischen dem Maltisch und den Exponaten geben muss. Dies wird erst in Verbindung mit den räumlichen Voraussetzungen im Museum deutlich.“
Dieser Praxisbezug macht den entscheidenden Unterschied für die Qualität der Lehrveranstaltung aus. Während viele gute Ideen nach den Lehrveranstaltungen in der Schublade landen, können sie in Zusammenarbeit mit dem Jura-Museum umgesetzt und wissenschaftlich begleitet werden. Dass dies auch für die Studierenden einen hohen Stellenwert hat, zeigt das Engagement, mit dem die Studierenden vier innovative Konzepte entwickelt haben und mit dem die fünf Studentinnen nun an ihren Abschlussarbeiten feilen. Ein Konzept befasst sich mit selbstreguliertem Lernen bei Kindern über ein Logbuch zum Wissenserwerb. Bei einem anderen ging es um kognitive Konflikte im Museum. Außerdem ist ein Partizipationsprojekt für Kinder im Grundschulalter zu den Ettlinger Fischen im Jura-Museum entstanden.
Dascha Kolesnikov schreibt ihre Masterarbeit über das Projekt „Jura4Kids: Tauche ab und fliege hoch hinaus – Kinderführungen durch das Jura-Museum“. Gemeinsam mit ihren Kommilitoninnen Melanie Derek, Anna Baumgartner, Iris Knof und Anna Sophia Meier untersucht sie, wie Kinder bei der Führung durch das Jura-Museum motiviert werden können und wie durch innovative Konzepte, Wissenserwerb im Jura-Museum gelingen kann. Der Arbeitstitel des Projekts lautet „Kleine Zeitreisende: Der Einfluss von Storytelling auf die intrinsische Motivation von Schülerinnen und Schülern beim Museumsbesuch“. Im Mittelpunkt steht also eine Geschichte, die die Kinder mit auf eine spannende Zeitreise ins Erdmittelalter – ins Zeitalter der Dinosaurier – nimmt. Um die Ergebnisse wissenschaftlich beurteilen zu können, werden die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erlebt die Ausstellung geleitet durch eine Browser-basierte Anwendung, die auf dem Tablet dargestellt wird. Hierbei bewegen sich die Kinder frei durch das Museum und entscheiden selbst, in welcher Reihenfolge sie die Stationen besuchen. Die Zeitreisegeschichte lässt die Kinder in die Tiefen des Urmeeres abtauchen und sie gemeinsam mit dem weltberühmten Archaeopteryx durch die Lüfte fliegen. Bei der Generalprobe lesen die Studierenden und Dozentinnen mit dem Tablet an jeder Station einen Teil der Geschichte: Vor 150 Millionen Jahren, im Zeitalter des Jura, sah die Welt ganz anders aus. Eichstätt war damals ein tropisches Paradies, weitgehend vom Meer bedeckt und voller faszinierender Lebewesen.
Die andere Gruppe wird von einer der beteiligten Studentinnen durch die Ausstellung begleitet. Dabei erzählt sie ihnen viel Wissenswertes über die Entstehung der Fossilien, die Exponate und die Zeit, aus der sie stammen. So stehen sich digitales Storytelling und klassische Führung gegenüber. Durch Befragungen vor und nach den Rundgängen wollen die Studentinnen herausfinden, wie die intrinsische Motivation der Kinder besser gesteigert werden kann. Die Ergebnisse werden schließlich wissenschaftlich ausgewertet und bilden die Grundlage dafür, ob und wie eine digitale Kinderführung in Zukunft im Jura-Museum etabliert werden kann. „Das Besondere an dieser Zusammenarbeit ist, dass der Erfolg der Führungen tatsächlich untersucht und gemessen werden kann, und damit das Jura-Museum eine echte Hilfestellung für die Gestaltung der Führungen erhält“, sagt Christina Ifrim. Die Museumsleiterin freut sich, dass aus der Zusammenarbeit mit der KU ein echter Gewinn für das Jura-Museum entsteht. Auch für das Sommersemester 2025 ist wieder eine Lehrveranstaltung auf der Burg geplant.
Jura4Kids: Kinderführungen im Jura-Museum
Die ersten Kinderführungen „Tauche ab und fliege hoch hinaus“ durch das Jura-Museum finden in den Faschingsferien zwischen dem 5. und 9. März 2025, jeweils um 11 und 13 Uhr statt. Die Führung dauert etwa zwei Stunden, inklusive Befragung. Weitere Termine sind an Wochenenden im Frühjahr geplant. Interessierte Familien können sich unter www.ku.de/jura-museum zu den kostenlosen Führungen anmelden. Nach Anmeldung werden die Kinder per Zufallsprinzip einer der zwei kindgerechten Führungen zugewiesen. Die Kinder müssen von einer volljährigen Aufsichtsperson begleitet werden.
Foto: Schülerinnen der Eichstätter Grundschule Am Graben lassen sich von Studentinnen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt mathematische Aufgaben am Tablet erklären.
Foto: upd/Christian Klenk
Pressestelle/KU Eichstätt-Ingolstadt