Massenverkehrsmittelstudie: Verwaltung plädiert für Weiterentwicklung des vorhandenen Bussystems
Ein gutes Angebot im ÖPNV ist für eine weiterhin wachsende Stadt essenziell. Es ist verkehrspolitisch ein erklärtes Ziel, den sog. Modal-Split, also die Verteilung des Verkehrs auf verschiedene Verkehrsmittel, zugunsten von ÖPNV und Fahrrad weiter zu verbessern.
Seit einigen Jahren werden in Ingolstadt dazu auch verschiedene Vorschläge zur Einführung eines zusätzlichen sog. Massenverkehrsmittels diskutiert. Hierzu zählen z.B. U-Bahn, Straßenbahn und Seilbahn aber auch sog. höherwertige Bussysteme, die teils auf eigener Trasse geführt werden sollen. Der Stadtrat hat daher im Dezember 2019 die Beauftragung einer Studie über die Realisierungschancen solcher Massenverkehrsmittel beschlossen.
In einem Zwischenergebnis 2022 haben die Sachverständigen ein grundsätzliches Potenzial für Straßenbahn oder höherwertiges Bussystem gesehen und diese beiden Varianten seither vertieft geprüft. Nun legen die Gutachter ihren Endbericht vor, der im aktuellen Sitzungslauf des Stadtrates behandelt wird (V0628/24, 10.10. Ausschuss Stadtentwicklung, 22.10. Stadtrat).
Hierzu haben die Gutachter verschiedene Trassenentwürfe erarbeitet, mögliche Haltepunkte, Taktzeiten und Schnittstellen untersucht, sowie Fahrgastzahlen prognostiziert. Neben technischer Machbarkeit wurden insbesondere die für neue Trassen erforderlichen Veränderungen im öffentlichen Raum betrachtet. Außerdem wurden die Umwelt- und Freiraumverträglichkeit, notwendige Infrastruktur, sowie Betriebskosten und Fördermöglichkeiten untersucht.
Der Endbericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Verkehrswürdigkeit für das Massenverkehrsmittel Straßenbahn nach aktueller Prognoselage in den nächsten 15 Jahren nicht gegeben ist.
Ein höherwertiges Bussystem nach französischem Vorbild würde zwar voraussichtlich das Fahrgastpotenzial erreichen, ist jedoch mit Blick auf die hohen Kosten der Errichtung bei unklarer Fördersituation zum aktuellen Zeitpunkt ein erhebliches wirtschaftliches Risiko.
Die Verwaltung schlägt daher vor, aufgrund der Unwägbarkeiten aktuell auf weitere finanzielle und personelle Untersuchen zu einem Massenverkehrsmittel zu verzichten.
Stattdessen soll 2025 auf Basis der Ergebnisse der bundesweit laufenden Haushaltsbefragung „Mobilität in Deutschland“, sowie der derzeitigen Entwicklungen im Öffentlichen Verkehr, das Verkehrsmodell der Stadt Ingolstadt aktualisiert und fortgeschrieben werden.
Dabei soll geprüft werden, inwiefern aufbauend auf die aktualisierte Datenbasis und den Erkenntnissen der Massenverkehrsmittelstudie das vorhandene Bussystem innovativ und strategisch weiterentwickelt werden kann. Denkbar wären beispielsweise Infrastrukturmaßnahmen wie zusätzliche Busspuren oder weitere Priorisierungen an den Lichtsignalanlagen, sowie Verbesserungen der Linienführung. Es soll geprüft werden, ob das aktuelle Bussystem als „Ingolstädter Modell“ unter Einbindung des Individualverkehrs und unter Nutzung des technischen Fortschritts bei on-demand-Verkehren und autonomem Fahren strategisch weiterentwickelt werden kann.
Pressestelle/Stadt Ingolstadt