Sonderausstellung im Fleißer-Haus: „Wenn die Kälte nicht weichen will“
Unter sehr großem Andrang – der Veranstaltungsraum platzte schier aus allen Nähten – hat der Kulturreferent Marc Grandmontagne am Sonntag, den 29. September im Geburtshaus Marieluise Fleißers die Sonderausstellung feierlich eröffnet. Sie zeigt Collagen der renommierten Künstlerin Dagmar Hummel, die in Potsdam geboren ist und an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Professor Markus Lüperts studierte. Fleißers Sprache übt auf sie eine große Faszination aus: „Sie konnte mit zwei, drei Sätzen, oft sogar nur mit drei, vier Worten klar und drastisch ausdrücken,was sie dachte und fühlte“ Die Bilder und Gefühle, diese bei der Künstlerin hervorrufen, setzte sie in den ausgestellten Collagen auf Eisenblech, einem nicht einfach zu bearbeitenden Material, um. Der Kontrast zwischen dem kalten Hintergrund und dem Materialien, wie Illustrierte, Zeitungen, Seiden- und Geschenkpapier, Ölkreiden oder Acrylfarben, die eher Geborgenheit vermitteln, bilden das Spannungsfeld, in dem sich Fleißer immer wieder befunden hatte, ab. Dass einige der Spannungsfelder unverändert bestehen, widerspiegelt Hummel dadurch, dass die Collagen aus Bildern aktueller Zeitschriften verwendet wurden: Auch wenn Einflüsse, Wünsche und Hoffnungen heute anders sind, so hat sich hinsichtlich der gesellschaftlichen Spannungen zwischen Männern und Frauen und in deren Partnerschaften nicht viel geändert
Ein sehr eindringliches Beispiel für Fleißers Situation zeigt sich bei dem Bild mit der Tür, die einerseits den Ausbruch aus der bürgerlichen Enge der Kleinstadt für sie darstellte, aber auch Schutz als sie gescheitert zurückkehrte. Auch steht die Tür für die durch ihren Ehemann Haindl erfolgte Unterjochung, der ihr das Schreiben verbietet und sie gezwungen hat, in seinem Tabakladen zu arbeiten. Es bedurfte viel Kraft diese Tür wieder aufzustoßen.
Musikalisch wurde die Vernissage durch die „Sax-Ladies + 1“ gerahmt.
Die beeindruckende Ausstellung ist ein Beitrag zum 50. Todesjahr der Ingolstädter Schriftstellerin und kann noch bis 29. Juni 2025 in der Kupferstraße besichtigt werden.