Ein Blick voller Erinnerungen: Interview mit der Künstlerin Kathy Kornprobst
Die Stadt Ingolstadt hat am 22. September zur Jubiläumsveranstaltung „RE-MEMBERING“ eingeladen, mit welcher Frau Kornprobst für Ihr Gesamtwerk geehrt wurde. Ihre Stärke ist es, genau hinzusehen, die Menschen in ihrer Tiefe wahrzunehmen und die Emotionen mit Farbe zu transportieren. Wir möchten unserer Leserschaft die Künstlerin mit diesem Interview gerne näherbringen.
Frau Kornprobst, Sie sind in Cambridge, Massachussets geboren und aufgewachsen. Wann haben Sie Ihre Liebe und Ihr Talent für Kunst entdeckt?
Stimmt, ich bin zwar in Cambridge geboren, wir sind aber innerhalb von zehn Jahren 28 mal umgezogen: von Nord nach Süd und von Ost nach West. Meine Mutter behauptete, dass sobald ich einen Stift in der Hand halten konnte war ich immer am Zeichnen. Allerdings musste ich schnell lernen, dass die Wände nicht für meine Zeichnungen gedacht waren.
Ihre Biographie zeigt eine Cosmopolitan-Frau: Ihr Kunststudium brachte Sie als junge Frau mit 18 Jahren nach London, dann nach Nürnberg, sowie für Seminare nach Salzburg, Slowenien und München. Was waren die prägendsten Momente während dieser Zeit?
Alle! Jeder zu seiner Zeit. In Wirklichkeit waren die Jahre in der Schulzeit vielleicht sogar die prägendsten, denn in meiner Highschool konnte ich im Kunstunterricht nicht nur Malerei, sondern auch Goldschmiede, Plastik, Druck und Kupferstich bereits in jungen Jahren kennen lernen.
Was hat Sie dazu bewegt, nach in Bogotá zu gehen?
Eigentlich wollten wir schon aus Sicherheitsgründen nicht wirklich hin. Aber da sich mein Mann damals für Auslandsschuldienst gemeldet hatte, sind wir für fünf Jahre hin. Tatsächlich waren diese fünf Jahre unsere schönste Zeit überhaupt.
Wie kam es, dass Sie dann nach Ingolstadt gekommen sind?
Für mich stand fest, dass ich in Europa leben wollte, weil in Europa die Vielfalt der herausragenden Kunst beheimatet ist. Nach Ingolstadt bin ich wegen meiner Liebe gekommen.
Seitdem haben Sie viele Jahre in Ingolstadt, unter anderem in der Volkshochschule, Kurse gegeben, in zahlreichen bedeutenden Museen wie im Haus der Kunst oder im Ägyptischen Museum ausgestellt und dort mitgewirkt. Bemerkenswert ist Ihr soziales Engagement. Seit der Gründung des „Kunstzentrums Besondere Menschen gUG“ engagieren Sie sich dort. Können Sie uns über diese Arbeit, die Ihnen sehr am Herzen liegt, erzählen?
Seit Maria Tietze das Kunstzentrum Besondere Menschen 2013 gegründet hatte, arbeite ich dort mit besonderen Menschen, denn Kunst ist für alle. Beziehungsweise sollte es meiner Überzeugung nach für alle sein. Allerdings ist es noch ein weiter Weg bis es soweit ist. Unser Ziel ist es, die Teilhabe „besonderer“ Menschen an den unterschiedlichen Ausdrucksformen der Kunst zu ermöglichen. Wir versuchen, den Kindern und Jugendlichen innerhalb ihrer Möglichkeiten die Chancen zu eröffnen, ihre eigene Form, sich zu präsentieren, zu finden. Für mich ist es die schönste Arbeit, die ich kenne.
Zurück zu der Jubiläumsausstellung, in der Ihr Gesamtwerk gewürdigt wird. Gibt es da besondere Highlights?
Highlights sind sicherlich individuell. Mein persönliches Highlight ist wahrscheinlich die Vorstellung meiner Familie, meiner Geschwister, Eltern, meines verstorbenen Mannes, meiner Kinder und deren Kinder. Alles eingepackt in einem Raum. Mit meinem jüngsten Gemälde „Mom, Dad and the Gang“ kehre ich mehr oder weniger zu den Wurzeln zurück. Es handelt von meinen Eltern, mir und meinen drei weiteren Geschwistern. Es ist seltsam, dass das jüngste Gemälde das älteste Thema der Ausstellung ist: Re-membering.
Ein weiteres besonderes Highlight wird wohl die innovative Konzeption sein, die Andreas Resch entwickelt hat, welche wir in die Vernissage integriert haben. Hierbei wird parallel zur physischen Ausstellung eine audiovisuelle „Ausstellung in der Ausstellung“ präsentiert. Damit bietet Andreas Resch den Gästen eine zusätzliche Dimension des Erlebens von Kunst. (HaGa)