Bahnhofsmission leistet 2022 weit über 10.000 Hilfen
Bahnhofsmission leistet 2022 weit über 10.000 Hilfen
Laut dem Jahresbericht der Einrichtung sorgen sich viele um eigene materielle Existenz
Über 6.100 Menschen hat die Ingolstädter Bahnhofsmission im vergangenen Jahr geholfen, dabei wurden knapp 10.800 Hilfen geleistet. Dies geht aus dem Jahresbericht 2022 dieser ökumenischen Einrichtung – deren Träger die Caritas-Kreisstelle und das Diakonische Werk Ingolstadt sind – hervor. Nach dem Bericht war rund ein Drittel der Gäste unter 28 Jahre alt und etwa ein Fünftel über 65 Jahre. Fast ein Viertel waren keine Reisenden der Bahn. „Vielmehr werden wir auch von in Ingolstadt wohnenden Bürgern aufgesucht, die bei uns entlastende Hilfen in Anspruch nehmen“, heißt es in dem Jahresbericht.
Deutlich zugenommen hat laut diesem im Vergleich mit den Vorjahren der Bedarf, sich in der Bahnhofsmission aufzuhalten und mit Brotzeiten und Getränken versorgt zu werden. Das waren rund 900 Personen. Diese Entwicklung sehen die Verantwortlichen der Einrichtung mit Sorge: „Zum einen sind dies armutsbezogene Hilfen, die bedenklich in der Zunahme sind. Zum anderen steigt der finanzielle Aufwand der Bahnhofsmission deutlich.“ Die Zunahme von materiellen Hilfen wie Bekleidung und Masken sei sehr oft mit der Sorge um die eigene materielle Existenz und der Nachfrage nach Unterstützung verbunden, heißt es. Viele Gäste vermittelten die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission daher an die Fachberatungsstellen von Caritas und Diakonie weiter. Knapp 1.200 Menschen, welche 2022 die Einrichtung aufsuchten, hatten laut dem Bericht einen Migrationshintergrund, über 800 soziale oder finanzielle Schwierigkeiten und über 220 eine Behinderung. Bei vielen Gästen waren die Mitarbeitenden eine erste Anlaufstelle für Gespräche.
Anfang März 2022 kamen die ersten ukrainischen Flüchtlinge am Hauptbahnhof Ingolstadt an. Hier handelten die Haupt- und Ehrenamtlichen unkonventionell und spontan. Die Einrichtung öffnete sechs Wochen lang durchgehend von 9.00 bis 17.00 Uhr, ohne Pause auch an den Wochenenden. Die Mitarbeitenden führten die ankommenden geflüchteten Menschen in die Registrierungsstation im Bahnhofsgebäude und anschließend in zwei Notaufnahmeeinrichtungen in Bahnhofsnähe. „Dieser spontane, selbstlose Einsatz zeigte, welch hohen Stellenwert die Bahnhofsmission Ingolstadt im sozialen Gefüge der Stadt hat“, wird im Jahresbericht gefolgert.
Nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie freuten sich die Verantwortlichen, dass die Mobile Reisebegleitung wieder Zuspruch fand. Dabei begleiten Ehrenamtliche Reisende auf ihrem Weg im Zug. Erneut wurde im vergangenen Sommer ein ökumenischer Gottesdienst direkt am Gleis gefeiert, an dem auch Reisende teilnahmen.
Bedauert wird, dass die Einrichtung mit ihrem kleinen Zimmer räumlich „an der Grenze der Belastbarkeit“ stehe. Die Hoffnung auf den Umbau des Bahnhofes und damit eine Vergrößerung der Bahnhofsmission sei erst einmal in die Ferne gerückt, weil das Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben worden sei. Dessen ungeachtet will die Bahnhofsmission Ingolstadt einer Ankündigung im Jahresbericht zufolge mit einer Veranstaltung im Oktober dieses Jahres ihr 75-jähriges Jubiläum feiern. Die Bahnhofsmission ist von Montag bis Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Für sie sind derzeit zwei hauptamtliche Mitarbeitende mit jeweils sechs Wochenstunden und 14 Ehrenamtliche tätig.