Internationale Rezeption von Fleißers Werken
Spanische Masterarbeit zu Fleißers Fegefeuer
Auch in Spanien ist Marieluise Fleißer ein Begriff im Universitätsbetrieb. Das Marieluise Fleißer-Archiv erhielt die Masterarbeit von Manuel Fernández Sánchez, der an der Universität Murcia vergleichende europäische Literaturwissenschaft bei Professorin Leonor Sáez Méndez studierte.
Unter dem Blickwinkel „Der Körper als Gefängnis: Mutterschaft und Eingegrenztheit“ werden Marieluise Fleißers Fegefeuer in Ingolstadt und Shelagh Delaneys A Taste of Honey (deutscher Titel: Bitterer Honig) gegenübergestellt. Soziale Ausgrenzung, Abnabelung von der patriarchalischen Gesellschaft, kurz und gut, die sich nach den beiden Weltkriegen jeweils ändernden Rollen der Frau im häuslich-familiären Umfeld und in der Öffentlichkeit werden von beiden Autorinnen schonungslos dargestellt.
Interessant sind nicht nur die Parallelen der Werke, sondern ebenso die Wahlverwandtschaft ihrer Verfasserinnen: zwei Frauen aus zwei verschiedenen Generationen. Beide haben Erfolge in jungen Jahren, beide beschäftigen sich mit ungerechten Sozialstrukturen ihrer Zeit. Gekannt haben sie einander wohl nie, doch ein Grundtenor in ihren Stücken verbindet sie.
Die die Studienarbeit betreuende Professorin, Leonor Sáez Méndez, forscht schwerpunktmäßig zu Frauenliteratur und Deutsch als Fremdsprache, setzte sich aber auch mit philosophischen Inhalten, vor allem dem Werk Immanuel Kants, auseinander. Mit der Universität Wien pflegt sie eine enge Zusammenarbeit.
Die Masterarbeit von Manuel Fernández Sánchez ist gerade rechtzeitig im Jubiläumsjahr der Universität als wichtiger Beitrag zum Wissenschaftsjahr zu werten. Fleißers Fegefeuer war in Madrid bereits 2014 von der „Königlichen Schule für dramatische Kunst“ aufgeführt worden.