Der Köschinger Klaus Max Kiefer über seine Sammlung an Superbikes und Rennmaschinen
Herr Kiefer, können Sie Sammler verstehen, die Ihre Oldtimer und Schätze lieber in Museen und Garagen als auf der Straße sehen?
Klaus Max Kiefer: Ja, wobei das nicht meinem Credo entspricht. Ich handle immer nach dem Konzept: kaufen, restaurieren und selber fahren. Trotzdem ist natürlich mein Plan, diese Maschinen nicht nur im dunklen Keller zu lassen, sondern auch zu zeigen. Da ich im Moment in Altersteilzeit bin, habe ich das pure Glück, mein Hobby voll ausleben zu können.
Dabei haben Sie schon viele Rennmaschinen in Ihrem Leben selbst gefahren.
Kiefer: Unzählige – und es werden laufend mehr (lacht).
Etliche Ihrer Motorräder stehen nun im „Museum Art & Cars Singen“. Wie wurde die Museumsleitung auf Sie aufmerksam?
Kiefer: Eine Radtour mit meiner Frau um den Bodensee führte mich nach Singen. Dort habe ich das Museum besucht und neugierig angefragt, ob sie sich eine Ausstellung mit Rennmaschinen vorstellen könnten. Nach anfänglichem Zögern der Eigentümer, konnte ich mit einer PowerPoint-Präsentation und einem schlüssigen Konzept das Interesse steigern. Dazu habe ich ein 3D-Modell der Ausstellungsfläche im Maßstab 1:50 nachgebaut. Ein international erfahrener Kurator wurde noch mit einbezogen. Nach mehreren Gesprächsrunden überzeugte ich die Verantwortlichen und begann mit der Feinplanung. Laut dem Museumserbauer und Stiftungsvorstand ist diese Ausstellung der Ritterschlag für diese Rennmaschinen-Sammlung. Allerdings sind nicht alle Modelle von mir: Zur Ausstellung musste ich mir aber auch einige Rennmaschinen von Freunden ausleihen, damit das Ausstellungskonzept schlüssig wird.
Nun gilt die Ausstellung in Singen als eine der größten und bestsortierten Kollektionen ihrer Art in Deutschland.
Kiefer: Diese Aussage könnte sogar stimmen. Das Museum hat natürlich alles abgeprüft und auch mit Sammlern im europäischen Raum durchgesprochen. Der Kern der Sammlung sind auf jeden Fall die Baujahre ab 1985 bis 2015 und der Hubraum ab 750ccm. Anfangs habe ich mich auf eine Marke konzentriert. Dann habe ich die Augen nach rechts und links geöffnet und wieder habe ich sehr schöne Modelle gesehen.
Seit wann begeistern Sie sich für Rennmaschinen?
Kiefer: Begonnen hat alles bei einem Langstreckenrennen gegen Ende der 1970er-Jahre am Nürburgring. Das hat mein Interesse geweckt. Im Januar 1979 habe ich schließlich das erste Motorrad neu gekauft und kurze Zeit später mein erstes 1000ccm-Superbike-Motorrad.
Woher kommt Ihre Begeisterung für Motorräder?
Kiefer: Das begann bereits in frühester Kindheit und lag daran, weil ein Motorrad einfach schneller als ein Auto, wie beispielsweise ein Porsche 911 Turbo, beschleunigte. Benzin hatte ich also schon immer im Blut. Die Leidenschaft und Begeisterung für Technik mündete dann auch in den Beruf. Mit 14 Jahren habe ich eine Handwerkerlehre begonnen; später habe ich in der Abendschule Elektrotechnik studiert. Während meiner sehr kreativen und verantwortungsvollen Zeit bei Audi habe ich das Schrauben und restaurieren zum Stressabbau benötigt und dadurch etwas für meine Work-Life-Balance gemacht.
Die Maschine, mit der Sie Ihre Sammlung begannen, war eine Suzuki GSX-R750R vom Typ XR51 des Suzuki-Teams Deutschland mit dem Fahrer Ernst Gschwender. Wie haben Sie diese erste „Ikone“ erstanden?
Kiefer: Das war eine dünne, dreizeilige Zeitungsanzeige in der „TZ“ im Miesbacher Bereich im Jahr 1996. Ich erinnere mich noch genau an den Inhalt: „Verkaufe GSXR, kein Brief, kein TÜV, XR Rahmen, VB.“ Mit dieser Zustandsbeschreibung hat die Maschine natürlich kein Mensch gekauft. Nachdem ich über 60 Motorräder wegen eines Kauf analysiert habe, hat mich der Hinweis „XR-Rahmen“ neugierig gemacht und ich habe angerufen. Es war tatsächlich ein originaler Werksrennrahmen, allerdings in einem miserablen Zustand. Nach sechs Wochen, auf dem Weg nach Wolfsburg, habe ich noch einmal dort angerufen und wir fanden eine machbare Lösung. Dann wurde die Maschine in den Originalzustand restauriert. Sie stand anschließend auf allen großen Messen in Deutschland und beinahe auf jeder europäischen Rennstrecke. Auch auf Einladungsrennen fuhren berühmte Rennfahrer diese Maschine zu Demonstrations- und Präsentationszwecken.
Wie viele Maschinen zählen zu Ihrer Kollektion?
Kiefer: Genau weiß ich das gar nicht. Es sind noch einige sogenannte Projekte darunter, deren Original-Teile ich bisher nicht bekommen konnte. Das dauert manchmal sehr viele Jahre, bis ein Motorrad komplett ist. Manchmal bekomme ich auch Motorräder für 100 Euro und stelle sie erst einmal zur Seite. Seit Mitte der 1990er-Jahre kaufe ich limitierte Homologationsmodelle, restauriere sie in den Originalzustand, fahre sie dann ein paar Jahre lang selber und stelle sie dann weg in die Garage.
Und auch Audi-Chef Martin Duesmann lief Ihnen namentlich dabei schon über den Weg.
Kiefer: Stimmt. Im Jahr 2018 habe ich den Entschluss gefasst, ein BMW Superbike aufzubauen. In England fand ich den originalen WSBK-Tank (World-Superbike) der BMW S1000RR. Dann suchte ich eine originale Verkleidung dazu. Diese fand ich bei Alpha Racing in Stefanskirchen, einem BMW-Partner. Parallel zu allen meinen Motorrädern suche und lese ich auch immer die passende Literatur dazu. Die Historie und die Geschichten rund um die Einsätze des Motorrades sind hochinteressant. Dabei fielen mir dann zwei Namen auf. Verantwortlich bei BMW-Motorrad für die S1000RR waren damals der heutige Audi-Konzernchef Markus Duesmann und der Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess.
Das Interview führte Susanne Ehrnthaler.
Zur Person
Klaus Max Kiefer lebt seit Mitte der 1980er-Jahre in Kösching. Seither arbeitete er bis zu seiner Altersteilzeit im Februar diesen Jahres im Management für die Audi AG. Kiefer ist in Olfen (Nordrhein-Westfalen) geboren, studierte Elektrotechnik mit Schwerpunkt Computertechnologie.