Organisator Ralf Schmiedeke zieht Bilanz zum Ingolstädter Halbmarathon
„Wir werden verschiedene Sachen ändern“
Ein vierköpfiges Team um Ralf Schmiedeke veranstaltete in diesem Jahr den Ingolstädter Halbmarathon. Für sie war es der erste „richtige“ Halbmarathon als Organisatoren, nach der virtuellen Ausgabe im vergangenen Jahr. Im Interview sprach der 56-jährige Schmiedeke über den Halbmarathon, die Innenstadt und mögliche Änderungen im kommenden Jahr.
Herr Schmiedeke, wie war Ihre Premiere?
Ralf Schmiedeke: Sehr, sehr anstrengend. Ich wäre lieber mitgelaufen (lacht).
Aber es hat ja alles reibungslos funktioniert.
Schmiedeke: Es ging zum Glück für die Teilnehmer und Zuschauer alles glatt. Aber es hätte Manches – ohne die Unterstützung, wie beispielsweise der Polizei – nicht so reibungslos funktioniert.
War das der Grund, warum die Streckenfreigabe erst kurz vor dem Start erfolgte?
Schmiedeke: Ja. Es ist immer knapp. Doch diesmal war es noch viel knapper.Wir hatten ein logistisches Problem mit den Bauzäunen. Wenn die Polizei nicht vor Ort gewesen wäre, hätte es mit einem pünktlichen Start nicht geklappt. Es hat nach außen also vielleicht besser gewirkt als wir es nach innen empfunden haben. Wir lernen allerdings daraus: Wir werden das nächste Mal verschiedene Sachen ändern.
Also wirkten Sie innerlich längst nicht so entspannt wie äußerlich?
Schmiedeke: Als Veranstalter steht man da kurz vor dem Herzinfarkt – auch wenn man das als Teilnehmer und Zuschauer nicht so erkennt. Meine Freunde und alle, die mich etwas näher kennen, haben aber während der Veranstaltung und im Vorfeld erkannt, dass ich im obersten Drehzahlbereich war. Auch alle anderen im Team waren weit über einem gesunden Stresslevel. Und Manches hat uns einfach brutal geärgert. Im Nachhinein kann man nun sagen: Es war ein Halbmarathon mit kleineren Pleiten, Pech und Pannen, die kaum jemand gemerkt hat.
Wie fällt Ihre Bilanz hinsichtlich der Besucher aus?
Schmiedeke: Der Start- und Zielbereich war super. Wir hatten dort viele begeisternde Zuschauer und eine super Stimmung. Die Außengastronomie war toll – auch wenn dort selbstverständlich nicht nur Leute saßen, die wegen des Halbmarathons dort waren. Beim letzten Halbmarathon vor der Corona-Pandemie hatten wir allerdings in manchen Bezirken deutlich mehr Zuschauer, beispielsweise in Haunwöhr am alten Bahndamm. Wobei die Zuschauerzahlen natürlich stark wetterabhängig sind. Die kühlen Temperaturen am Samstag waren perfekt für die Läufer, aber nicht ideal für die Zuschauer. Ende April könnte es durchaus auch einmal fünf Grad mehr und Sonne haben. Zum Glück regnete es aber nicht.
In der Innenstadt wurden die Läufer hingegen von den Zuschauern regelrecht vorwärtsgepeitscht.
Schmiedeke: Für die Läufer war das natürlich eine coole Geschichte, wenn geklatscht und gejohlt wird. Das ist stimmungstreibend, dafür war andernorts wiederum weniger los – was aber auch teilweise konzeptionell so gedacht war.
Sind Sie mit den Teilnehmerzahlen zufrieden?
Schmiedeke: Wir konnten mit den Zahlen nicht ganz an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen. Wir verzeichneten beim Halbmarathon mit etwas über 1500 Einzelläufern ungefähr 20 bis 30 Prozent weniger Teilnehmer als noch 2019.
Dazu gab es einen Überraschungssieger bei den Herren.
Schmiedeke: Tom Hug war der volle Brenner. Wahnsinn. Ein Überflieger. Sein Sieg kam nicht nur für mich überraschend. Ihn kannte keiner und niemand hätte anfangs gedacht, dass er so schnell laufen kann. Die Siegerin bei den Frauen, Magdalena Reichhold, war jetzt keine große Sensation – was ihre super Leistung keinesfalls schmälern sollte. Wir sind sehr glücklich, dass sie bei uns startet. Als nationale Spitzenathletin könnte sie sich auch bei größeren Veranstaltungen zeigen.
Was werden Sie im kommenden Jahr anders machen?
Schmiedeke: Die Basis der Veranstaltung hat gepasst. Es war ein Lauf für die Läufer und das Publikum in der Region. Alle haben sich gut aufgehoben gefühlt. Wir haben bisher nur Positives gehört. Alle haben den reibungslosen Ablauf gelobt und sich über die super Organisation gefreut. Um das Ganze aber auch für uns „hinter den Kulissen“ mit weniger Stress zu bewältigen, werden wir für das kommende Jahr einige Anpassungen vornehmen. Dazu zählen eine detailliertere Planung, bessere Organisation und auch konzeptionell wollen wir etwas ändern.
Was wird das konkret sein?
Schmiedeke: Über Details möchte ich jetzt noch gar nicht sprechen. Das wollen wir nun zuerst einmal intern diskutieren. Sicher ist: Wir müssen auch in der Organisationsstruktur etwas ändern. Wir als vierköpfiges Organisationsteam waren am Limit. Mein Freund Roland Knoll, der die Veranstaltung über viele Jahre hinweg mit Roland Muck zusammen organisiert hatte, sagte mir, dass er auch in den Anfangsjahren viel Stress erlebt hat und das Gefühl hatte: Es hätte auch schiefgehen können. Die Veranstaltung war also nicht in dem Rahmen, wo man sagt: „Das möchte ich so nochmal machen.“ Wir waren oftmals wirklich überlastet. Hätte mich direkt nach dem Halbmarathon jemand gefragt, ob ich das nochmal so wiederholen wollen möchte, hätte ich gesagt: „Niemals wieder.“ Nach einer Nacht darüber schlafen, einigen Gesprächen und kurzen Feedbacks, sieht es wieder etwas anders aus. Aber sicher ist, man muss es anders ein- und aufteilen.
Das Gespräch führte Timo Schoch.
Zur Person
Ralf Schmiedeke (56) lebt in Ingolstadt, ist verheiratet und arbeitet als Lehrer an einer Förderschule in Hohenwart und als Triathlon-Trainer.