Das Erdbeben in Chili – Premiere im Stadttheater
Premiere: Das Erdbeben in Chili
Nach der Novelle von Heinrich Kleist, Fassung von Katrin Breschke und Schirin Khodadadian
Regie: Schirin Khodadadian
Ausstattung: Carolin Mittler
Musikalische Leitung: Katrin Vellrath
Dramaturgie: Katrin Breschke
Theatervermittlung: Lena Hilberger
Mit: Luiza Monteiro, Peter Reisser, Sascha Römisch, Enrico Spohn
Ein gewaltiges Erdbeben in Santiago de Chile führt zur Rettung eines nicht standesgemäßen Liebespaares aus einer schier ausweglosen Situation: Die aus einer wohlhabenden und sittenstrengen Familie stammende Josephe geht ein verbotenes Verhältnis mit ihrem Hauslehrer Jeronimo ein. Obwohl ihre Eltern Josephe daraufhin ins
Kloster schicken, trifft sie sich weiterhin mit ihrem Liebhaber und wird schwanger. Nachdem die junge Frau während der Fronleichnamsprozession einen Sohn bekommen hat, werden beide zum Tode verurteilt. Im Moment von Josephes öffentlicher Hinrichtung beabsichtigt Jeronimo, sich im Gefängnis umzubringen, als plötzlich ein Erd-
beben die Stadt erschüttert und ins Chaos stürzt. Jeronimo gelingt die Flucht aus der Zelle. Wie durch ein Wunder trifft er in einer Talquelle unter den Flüchtenden auf Josephe und ihren gemeinsamen Sohn. Die glücklich Vereinten erleben, wie sich die Bevölkerung ihrer Heimatstadt nach der Katastrophe von einer ganz neuen Seite zeigt.
Als Vorlage für seine 1807 erstmals veröffentlichte Erzählung dienten Heinrich von Kleist Berichte eines Erdbebens in Santiago de Chile, das sich am 13. Mai 1647 ereignete. Ebenfalls ließ sich der Dichter von dem verheerenden Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 inspirieren, das als erstes großes Medienereignis der damaligen Zeit das kulturelle Gedächtnis Europas nachhaltig veränderte. Der aufgeklärte Glaube der Menschen, Gott habe die bestehende Welt als die »bestmögliche Welt« (Leibniz) geschaffen, wurde durch das Ereignis schwer erschüttert.
Premiere: 15. Oktober 2021, Kleines Haus
Heinrich von Kleist (1777-1811) gilt heute als einer der innovativsten Schriftsteller seiner Epoche,
während seine Dramen und Erzählungen bei Zeitgenossen bis auf wenige Ausnahmen auf Unverständ-
nis stießen (u.a. »Das Käthchen von Heilbronn«, »Der zerbrochene Krug«, »Michael Kohlhaas«). Wie
kein anderer beschreibt der eigensinnige Dichter die kulturelle Schwellensituation Europas um 1800.
Die Französische Revolution markierte im Bewusstsein der Zeit den Bruch mit der bisherigen gesell-
schaftlichen und religiösen Ordnung. Kleists Werk zeichnet sich durch Stillmittel wie Widersprüche, Dop-
peldeutigkeiten und Ironie aus und deutet schon früh die literarische Moderne an. Verarmt und verkannt,
nahm sich Kleist zusammen mit seiner Freundin Henriette Vogel das Leben
Schirin Khodadadian (*1969) studierte Germanistik und Französisch an der Universität Münster. Ihre
Theaterkarriere startete sie als Regieassistentin am Stadttheater Ingolstadt, wo sie auch erste eigene
Arbeiten auf die Bühne brachte. Sie inszenierte u.a. am Schauspiel Essen, am Staatstheater Kassel,
am Theater Bonn, am Staatstheater Nürnberg und am Staatstheater Mainz. Mit der Autorin Rebekka
Kricheldorf verbindet Schirin Khodadadian eine enge Zusammenarbeit. Von ihr brachte die Regisseurin
u.a. »Robert Redfords Hände Selig«, »Das blaue Licht/Dienen« und »Der goldene Schwanz« zur Ur-
aufführung.