Die Dame von Pförring zieht ins Stadtmuseum von Ingolstadt
„Es gab nicht nur Chaos, sondern auch Wohlstand,“ erklärt Dr. Gerd Riedel vom Ingolstädter Stadtmuseum mit Blick auf die „Dame von Pförring“ und ihre Grabstätte. Mit rund 20 Jahren ist die Frau mitten in der Völkerwanderungszeit verstorben (woran, kann man nicht mehr ermitteln). Auf dem Gebiet des heutigen Pförring ist sie bestattet worden und mehr als 1500 Jahre später wird dieses einzigartige, unberaubte Grab im Ingolstädter Stadtmuseum rekonstruiert. Aktuell sieht es noch bescheiden aus und ein riesengroßer Bison aus der Eiszeit verdeckt die künftige Museumssensation. „Es gibt nicht allzu viele solcher reichen Gräber,“ betont Riedel.
Die Frau trug unter anderem eine lange Kette aus rosa Koralle und an zwei Gewandschließen im Schulterbereich war ein Collier aus Bernstein- und Glasperlen befestigt (damit hat das Stadtmuseum bald ein zweites Bernsteincollier in der Ausstellung). Zudem wurde sie mit einen Kopfschmuck aus Silber- und Goldbeschlägen bestattet, die 14 Lämmer zeigen. Und weil diese Darstellungen denen in den frühesten christlichen Kirchen ähneln, könnte es sich bei der Toten womöglich um ein eine Christin handeln oder zumindest jemanden, der mit dem Christentum in Berührung kam. All ihre Geheimnisse hat sie eben noch längst nicht preisgegeben.
Das Grab samt Rekonstruktion, erstellt von der Firma mdv aus München, passt inhaltlich wie räumlich hervorragend in das Stadtmuseum. Es zeigt die Bedeutung des mittleren bayerischen Donauraums, in dem in der Folge das Königsgut Ingoldesstat entstand. Der Markt Pförring stellt daher die originale Grabausstattung der Stadt Ingolstadt als Leihgabe zur Verfügung. Die Marktgemeinde hat die Grabbeigaben nach ihrer Bergung durch Vera Planert, proArch Prosektion und Archäologie GmbH, in den Werkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege umfassend restaurieren lassen. Derzeit sind sie noch im Pförringer Rathaus ausgestellt.
Im Stadtmuseum wird das Kammergrab einen zentralen Platz einnehmen. Optisch und thematisch steht es am Ende und in der großen Blickachse der Archäologischen Abteilung. Es leitet über zur Stadtgeschichtlichen Abteilung, die den Raum Ingolstadt bis in die Gegenwart in vielfältiger Weise präsentiert. Und mit der Dame von Pförring, die römische wie germanische Einflüsse in ihrem Grab vereint, kann hier eine spannende Zeitenwende anschaulich gemacht werden.