„Verwaltungsmensch“ und Klassikfan: Neu-Stadtrat Jürgen Köhler
In dem Jahr, in dem Peter Schnell zum Oberbürgermeister Ingolstadts gewählt wurde, hat er seine Laufbahn in der städtischen Verwaltung begonnen. Das war 1972. Und Jürgen Köhlers „Amts-Zeit“ endete erst kurz vor der jüngsten Kommunalwahl. Die drei Oberbürgermeister Schnell, Lehmann und Lösel hat er aus nächster Nähe erlebt und mit der Wahl von Christian Scharpf hat auch für ihn eine neue „Ära“ begonnen. Nun sitzt Jürgen Köhler, der seit 1991 stellvertretender Kulturreferent war und zuletzt von 2012 bis Ende 2019 das Kulturamt leitete, für die UDI im Stadtrat. „Am Anfang bin ich noch als Verwaltungsmensch im Stadtrat gesehen worden, aber das hat sich inzwischen geändert,“ erklärt er. Trotz seiner langjährigen Erfahrung habe er den zeitlichen Aufwand dieser Arbeit durchaus unterschätzt. Gerade bei einer 2-Mann-Gruppierung wie der UDI (zum Redaktionsschluss war die „Ehe“ von BGI und UDI noch nicht vollzogen, Jürgen Köhler zeigte sich aber optimistisch, dass die meisten Mitglieder zustimmen) müssten viele Gremien mit ein- und derselben Person besetzt werden: „Ich kann verstehen, dass Berufstätige das nicht schaffen.“ Dass etliche Termine außerhalb der Sitzungen dazu kommen, etwa Jour Fixe Veranstaltungen, liegt am neuen Oberbürgermeister und das findet Jürgen Köhler richtig gut: „Wir sind froh, dass auch die kleinen Parteien vorab mit einbezogen werden.“ Überhaupt herrsche ein neuer Geist im Stadtrat, auch „weil nicht mehr zwei oder drei Parteien darüber entscheiden.“
Natürlich sind es die Kulturthemen, die Jürgen Köhler am Herzen liegen. Die Kammerspiele zum Beispiel: „Über den Standort kann man diskutieren, aber man muss die Entscheidung akzeptieren. Es war ein langwieriger Prozess mit großer Bürgerbeteiligung.“ Es gehe nun darum, durch ein Abwarten bei den Kammerspielen die Sanierung des Stadttheaters nicht noch weiter aufzuschieben. „Ich habe Angst, dass es eines Tags zugesperrt werden muss.“ Und er hofft auch, dass es noch nicht zu spät ist, wenn es um den Saal im Kongresszentrum geht. Der sollte unbedingt mehrfache Nutzungsmöglichkeiten erlauben. Als Mitglied im Freundeskreis des Georgischen Kammerorchesters hat er dabei natürlich immer auch mögliche Spielstätten oder Proberäume für das Orchester im Auge. Etwa auch im Georgianum. Als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Förderkreises der WFI war und ist ihm die Sanierung und Nutzung dieses historischen Gebäudes durch die Universität ein großes Anliegen: „Zusammen mit Peter Schnell und Fritz Kroll haben wir da richtig angeschoben.“ Dafür musste das Jubiläum der Simon-Mayr-Gesellschaft, deren zweiter Vorsitzender er ist, auf das kommende Jahr verschoben werden. Überhaupt: Der Klassik-Fan Jürgen Köhler kann es kaum erwarten, wieder „ganz normal“ ein Konzert zu besuchen – zwanglos und mit lockerem Pausengespräch.
Die große PR-Show ist nicht seine Sache. Lieber machen. Und das auf dem kurzen Dienstweg. Wo andere Stadtratskollegen vielleicht einen medienwirksamen Antrag gestellt hätten, klärt er die Dinge gern im persönlichen Gespräch mit Verwaltungsmitarbeitern. Manchmal könne durch eine kurze Nachfrage ein Problem sofort gelöst werden. „Das funktioniert!“ betont er. Vielleicht lässt sich so ja auch das Problem mit einem Christkindlmarkt in Corona-Zeiten elegant lösen. Jürgen Köhler könnte sich als Standort für einen Markt den Parkplatz Theater Ost vorstellen, wobei man die Zufahrt zur Tiefgarage offen lassen könnte. So würde der zuletzt von der Veranstaltungs GmbH und den Marktkaufleuten favorisierte Hallenbadparkplatz gar nicht beeinträchtigt werden und auch die dortigen Parkplätze nicht reduziert werden. Am Standort Theater Ost hingegen könnten die wegfallenden Stellplätze durch die neue Congressgarage gleich nebenan (die nur wenig belegt ist) kompensiert werden. Und zur Altstadt ist es in Richtung Paradeplatz als auch zum Theatervorplatz nur ein Katzensprung. „Vom Ambiente her wäre das auch sehr schön,“ meint Köhler. Andere hätten daraus jetzt wohl eine PR-trächtige Meldung gemacht.