Hopfenernte auf der Landesgartenschau
„Es hat sich ein Zeitfenster aufgetan, das wir ohne Corona nicht hätten,“ erklärte Erich Lehmair von der HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft auf dem Gelände der Langesgartenschau. Dass man den Hopfen, der im vergangenen Jahr für den Ausstellungsbereich des Vereins Inspiration Landwirtschaft angepflanzt wurde, nun auch ernten kann, wäre mit Publikumstrieb nämlich gar nicht möglich gewesen. Ohne Besucher siehts jetzt ganz anders aus: Die Hallertauer Hopfensorten Ariana und Hallertau Blanc haben sich bestens entwickelt und wurden nun von Hopfenbauer Johannes Schönauer aus Rohrbach und Garten- und Landschaftsbauer Tobias Pesl geerntet – und das wie in den 1970er Jahren, also noch ohne Abreißgeräte.
Wie das Hopfenzupfen funktioniert, demonstrierten zwei königliche Hoheiten: Die Hallertauer Hopfenkönigin Theresa Hagl und die Herrnbräu-Weißbierkönigin Kathrin Gerhard zupften die Dolden von der Pflanze – und das unter den wachsamen Augen von Hans Schranner aus Geisenfeld, Hopfenexperte und Aktivposten, wenn es etwa im Geisenfelder Hopfen- und Heimatmuseums um die Bewahrung der Hopfen-Historie geht. Als das „grüne Gold“ noch per Hand geerntet wurde, waren auch zahlreiche Schanzer zum Hopfenzupfen in die Hallertau, weiß er zu berichten. „Meine Mutter stammt aus Gerolfing und war dort die letzte Hopfenzupferin,“ erklärte Hans Schranner. Dass sich seine Eltern bei der Hopfenernte kennen und lieben gelernt haben, war kein Einzelfall. Überhaupt herrschte zur Erntezeit einst Ausnahmezustand in der Hallertau, so dass schon mal die Polizeiposten verstärkt wurden. Und die Bezahlung der Saisonkräfte war auch streng geregelt – pro Metzen (entspricht 60 Litern) bekam der Hopfenpflücker eine Wertmarke, die später gegen Geld eingetauscht wurde. Damit sollte verhindert werden, dass der „Hopfazupfer“ einfach verschwindet, wenn er aus seiner Sicht genug verdient hat.
Frisch gezupft geht’s für knapp 50 Kilogramm Hopfen zunächst nach Rohrbach auf den Hof von Johannes Schönauer. Dann nimmt sich die Brauerei Herrnbräu – genauer Braumeister Peter Kraus – der Sache an. „Ich habe in den Rezeptbüchern gekramt. Mir schwebt etwas mit Münchner oder Wieder Malz vor.“ In jedem Fall wird das Gartenschau-Bier etwas Besonderes. Gebraut wird es vermutlich im kleinen Sudhaus im Gasthaus Daniel und das erste Fassl dürfte im Februar oder März rechtzeitig vor dem Start des Landesgartenschau angezapft werden.
„In diesem Fall haben wir ein Jahr gewonnen,“ freute sich LGS-Geschäftsführerin Eva Linder. Die Corona-Pause hat die Ingolstädter Bierlandschaft bereichert und auch die Landesgartenschau: „Es gibt die Idee, einen Tag des Bieres auf der Gartenschau zu veranstalten und das mit dem Besuch der Landwirtschaftsministerin zu verbinden.“ Bis dahin hat das Bier vermutlich auch einen Namen. Vorschläge sind jederzeit willkommen. Prost!