Schule bedeutet Dauerstress für Mütter
Frauen tragen Großteil der unbezahlten Sorgearbeit
Bald geht es wieder los: Hausaufgaben, Klassenchats, Elternabende, Krankmeldungen, Pausenbrote schmieren, Organisation von Freizeitangeboten. Die Schule ist längst nicht nur Lernort für Kinder, sondern auch ein großer Stressfaktor für viele Mütter. Denn die Realität zeigt: Der Großteil der organisatorischen und emotionalen Verantwortung bleibt an ihnen hängen und das mit bedeutenden Folgen für Gleichstellung, Gesundheit und berufliche Perspektiven.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Barbara Deimel, macht auf neue Zahlen aufmerksam, die diese unsichtbare Belastung und strukturelle Ungleichheit verdeutlichen.
Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des privaten Anbieters „Studienkreis“ zeigt: Die ungleiche Verteilung der mentalen Belastung („Mental Load“) von Müttern und Vätern innerhalb der Familie ist bekannt und die Zahlen der Umfragen zeigen, dass mehr als die Hälfte aller Mütter (59 %) sich beruflich einschränkt – weil die schulischen Anforderungen an die Kinder dies erfordern. Bei Männern liegt dieser Anteil gerade einmal bei drei Prozent. Diese Zahlen machen deutlich: Das Thema Schule wird zum Stressfaktor für Mütter, bremst Mütter aus und zementiert bestehende Ungleichheiten.
Auch die Vermächtnisstudie 2023 von DIE ZEIT, dem WZB und infas liefert den strukturellen Hintergrund: Frauen übernehmen in Deutschland den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit und tragen den sogenannten Mental Load, also die unsichtbare Verantwortung für Planung und Organisation des Familienalltags. Die untersuchten Organisationsbereiche zeigen ein klares Bild: Während Männer ihre Beteiligung häufig als „gleich verteilt“ wahrnehmen, berichten Frauen, dass sie die Last überwiegend allein tragen. Von Geburtstagsgeschenken über Arzttermine bis hin zu Klassenchats: Frauen sind die Managerinnen des Familienalltags. Das hat Folgen: Frauen reduzieren häufiger ihre Erwerbsarbeit, mit Auswirkung für Einkommen, Karriere und Altersversorgung.
Barbara Deimel findet, dass an dieser Stelle die Verantwortung ungerecht verteilt ist und Mütter hier das Nachsehen haben. „Echte Gleichstellung wäre, die Verantwortung gerecht zu teilen und Entlastung zu schaffen“, führt sie aus. Entlastungen könnten auch durch Ganztagesschulen und Betreuungsangebote erfolgen. Ferner wünscht sie sich hierzu mehr politische Strategien und mehr Debatten sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft zu diesem sehr drängenden bildungs- und familienpolitischen Thema. Denn spätestens zum Renteneintritt zeigt sich ein deutliches Bild: Wegen der Einbußen bei der Erwerbsarbeit bei den Müttern beträgt der Gender-Pension-Gap, also die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen, aktuell 37 Prozent.
Pressestelle/Stadt Ingolstadt
Foto: Archiv-IN-direkt-Mütter