Premiere: Der Hofnarr

Traditionell verabschiedet sich das Team des Stadttheaters in die Sommerpause mit einer Freilichtaufführung im Turm Baur – mit einem besonderen „Leckerbissen“, mit dem sie auch viele nicht passionierte Theaterbesucher erreichen. Der Hofnarr hat alles, was man sich von einer leichten Unterhaltung in einer lauen Sommernacht nur wünschen kann. Es handelt sich um eine Komödie mit vielen Verwechslungen, die zu urkomischen Situationen führen: Nachdem er die ganze königliche Familie getötet hat, regiert auf dem mittelalterlichen Hof der Tyrann Roderich. Allerdings geht das Gerücht um, er habe ein Baby mit einem königlichen Muttermal am Po übersehen. Verwegene Gestalten halten es im Wald versteckt und planen, den Tyrannen zu stürzen.

Der Gaukler Hawkins nimmt die Identität des berühmten Hofnarren Giacomo an, um als „König der Narren und Narr der Könige“ den Tyrannen zu Fall zu bringen. Am Hof wird er bereits erwartet – vom intriganten Lord Ravenhurst, der glaubt, Giacomo sei der beauftragte Auftragskiller. Gleichzeitig erwartet der König Lord Grieswold, dem er seine verzogene Tochter Gwendolyn versprochen hat – die den Flegel jedoch auf keinen Fall heiraten will. Sie verliebt sich stattdessen in den vermeintlichen Giacomo, den die Hexe Griselda durch ihren bösen Blick verzaubern muss, damit er sich in die Prinzessin verliebt. Damit bricht das Chaos endgültig aus, und man will sich des Hofnarren elegant entledigen, indem er sich mit Grieswold duellieren soll.

Griselda will den Gaukler für die Prinzessin retten und verrät ihm, in welchem Kelch sich das Gift befindet. Hier entsteht eine der herrlichsten Szenen, als sich der arme Tropf zu merken versucht, in welchem Kelch das Gift ist: „Der Wein mit der Pille ist im Kelch mit dem Elch. Der Becher mit dem Fächer hat den Wein gut und rein“ … Doch der Gaukler hat Schwierigkeiten, sich den Reim zu merken, und erfindet immer neue, ähnliche Varianten. Dann zerbricht auch noch der Becher mit dem Fächer, und er muss sich neue Sätze merken. Das ist herrlich komisch, und das Publikum kugelt sich vor Lachen.

Man blickt nicht mehr durch: Wer ist wer? Und was ist hier eigentlich los? Wunderbar! Dann stürzen Sie sich in diese rasante, amüsante Verwechslungskomödie, die auf dem Kultfilm Der schwarze Fuchs (The Court Jester) mit Danny Kaye basiert – einem Film, der es über Jahrzehnte hinweg schaffte, zum Kult zu avancieren. Die Adaption des Films ist in Ingolstadt fast eine Uraufführung, denn bislang gab es nur in Wien vor 15 Jahren eine Musicalversion.

Die Szene mit dem Becher ist bei Weitem nicht die einzige, über die sich das Publikum köstlich amüsiert. Es gibt zahlreiche, herrlich komische Einfälle und Szenen, sodass man kaum aus dem Lachen herauskommt – eigentlich nur, um die tollen schauspielerischen Leistungen all der Schauspielerinnen und Schauspieler zu genießen und zu würdigen. Allen voran: der herrlich komische Auftritt von Ronny Miersch als der tollpatschige Hawkins, der auch – wie Olivia Wendt – gesanglich wunderbar überzeugte. Sarah Schulze-Ternberge gab als verzogene Prinzessin alles. Beim Fergus musste man zweimal hinsehen, um Jan Gebauer zu erkennen. Teresa Trauth funkelte unheimlich als Hexe Griselda. Umwerfend komisch auch Matthias Gärtners Muskelspiele als Sir Grieswold. Und last but not least: Olaf Danner als König Roderick I., der die Szenen königlich beherrschte und mit fast irrem Lachen auf die oft verwirrenden Antworten des Hofnarren reagierte.

Das Bühnenbild überzeugte durch Witz und Freude am Detail. Die Musik unter der bewährten Leitung von Tobias Hofmann gab dem köstlichen Retro-Spektakel den letzten Schliff.

Unbedingt hingehen!

Foto: Björn Hickmann